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  Sport * SCF-Herren, Saison 2010/11

SC Freiburg, Herren, Saison 2007/2008 (Foto: Marc Faltin)


18.06.2011: Der Tag, an dem Stetten explodierte
14.05.2011: Missgeschick per Hackentrick
21.04.2011: Zu sehr von der Sonne verwöhnt
09.04.2011: Gezeigt wie's geht: Trotz Unterzahl gewonnen
19.03.2011: Trotz Geistesschwäche glücklich
06.03.2011: Angstgegner Werder haut hart zu
19.02.2011: Baumann hält den Sieg fest
06.02.2011: Kreativität verboten: Defensives Nullsummenspiel
23.01.2011: Als Nürnberg in den Wald rief
12.12.2010: No Mercy for... Monks?
04.12.2010: Geschickt und gedankenschnell zum Klassenerhalt
20.11.2010: Meisterliche Borussen: Gefühltes Unentschieden
23.10.2010: Der Klabautermann kommt nicht aus K'lautern
02.10.2010: Der Rosenthal-Tag
22.09.2010: Zwei Tränchen umrahmen ein unrundes Spiel
11.09.2010: Nachholtermin: Eine gute Party
21.08.2010: Das Spiel, das Pech und die Liebe


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18.06.2011, 17.00 Uhr, Hexenkessel an der Basler Strasse:
Der Tag, an dem Stetten explodierte
TuS Stetten vs. SV Eggingen 4:2 (2:0)

Der TuS Stetten beschenkte seine vielen Fans zum Saisonabschluss doch noch mit dem lange anvisierten Bezirksligaaufstieg. Damit hatte vor ein paar Wochen nicht einmal der allerkühnste Optimist rechnen können; schien doch der SC Rheinfelden punktemässig weit enteilt. Rheinfelden schwächelte in der Schlussphase der Saison, die Mannschaft des TuS raufte sich noch einmal zusammen. Und plötzlich stand das Team in der Aufstiegsrunde.
Nach dem Unentschieden der Stettemer in Säckingen und dem folgenden Heimsieg der Egginger gegen die Trompeterstädter war die Arithmetik vor dem Gastspiel der Egginger denkbar einfach. Gewinnt Stetten, steigt der TuS auf; bei einem Unentschieden oder einer Niederlage würde Eggingen aufsteigen.
Annähernd 1000 Zuschauer säumten das Spielfeld beim Anpfiff. Bereits nach drei Minuten drehten die Stettemer Fans das erste mal durch. Riza Bilici chippte aus dem rechten Mittelfeld einen Pass in den Strafraum der Gäste. Christian Kleiber, entwischte den Verteidigern und erzielte per Kopf aus kurzer Distanz die Führung für die Heimmannschaft. Am befreiten Jubel der TuS Spieler konnte man erkennen, unter welchem Druck sie standen. Als Andreas Sziedat mit einem technisch anspruchsvollen Heber das Ergebnis auf 2:0 stellte, beruhigte sich wohl so mancher Nervenstrang auf Stettemer Seite (31.). Zudem hatte Stettens Abwehr mit den harmlosen Gästeangreifern wenig Mühe.
Die Egginger spielten auch nach dem Seitenwechsel relativ verhalten und wären vorerst kaum zu einem Tor gekommen, hätte nicht der ansonsten starke Sascha Müller als letzter Mann zu einem arg optimistischen Dribbling angesetzt. Der Ball war weg und der gerade eingewechselte Michael Koblbauer erzielte den Anschlusstreffer (60., 2:1). Kurzzeitig ein wenig durcheinander sortierten sich die TuS-Spieler wieder und drückten auf den dritten Treffer. In der 69. Minute war es dann soweit. Der eingewechselte Fabio Löffler, Sohn der TuS Legende Armin, konnte von der rechten Seite unbedrängt die Kugel zur Mitte passen wo Christian Kleiber einmal wieder seine ganze Klasse aufblitzen ließ. Seelenruhig nahm er den schlecht abgewehrten Ball an, ließ noch einen Gegenspieler aussteigen und dann dem Torwart keine Chance. (69., 3:1).

Erlöste die Fans mit einem Hammertor: Fabio Löffler. (Foto: T. Breest)
Erlöste die Fans mit einem Hammertor: Fabio Löffler. (Foto: T. Breest)

Wer glaubte, jetzt wäre die Kuh vom Eis wurde rasch eines besseren belehrt. Mit dem einzigen wirklich gelungenen Angriff kamen die Gäste durch ihren Torjäger Robert Gantert zum erneuten Anschlusstreffer (71., 3:2). In der Folge wirkten die Stettemer Zuschauer nervöser als die Spieler. Die Begegnung war nun offener, Eggingen hatte plötzlich mehr Spielanteile. In der 89. Minute dann verlor der Stettemer Anhang kollektiv den Restverstand. Fabio Löffler erzwang mit einem herrlichen Schuss von der Strafraumgrenze die endgültige Entscheidung. Als der Ball über dem Gästetorwart einschlug, explodierte der Kessel.
Beim Abpfiff des guten Schiri Steffen Fante löste sich schlagartig die Anspannung auf dem Feld und auf den Rängen. Wie kleine Kinder hüpften Fans und Spieler über den Platz, derweil die Egginger Spieler enttäuscht auf den Kunstrasen sanken. Jetzt war feiern angesagt und so mancher "alte" Stettemer verdrückte ein paar Tränen. (Auf mehrfachen Wunsch wird an dieser Stelle darauf verzichtet, Namen zu nennen).
Werner Gottschling hat es mit seiner Mannschaft also geschafft. Als die Chance ganz plötzlich kam, war das Team parat. Der immense Druck, der auf Trainer und Mannschaft lastete und fast im Abflug des Trainers nach Weil geendet hätte, war vergessen. Ein wenig Mitleid durfte man mit den Gästen des SV Eggingen haben. Den gut 350 Fans in Rot gewandet, ebenso sangesfreudig wie sympathisch und auch der überaus fairen Mannschaft, die zu keiner Zeit mit Härte auf die sich abzeichnende Niederlage reagierte, war die riesige Enttäuschung anzusehen. Ein Stettemer brachte es dann aber auf den Punkt: "Besser die sin deprimiert, als mir."
Mann sollte auch nicht vergessen, dass dem SV Weil II großer Dank gebührt. Obwohl schon aufgestiegen, bewiesen sich die Weiler als wahre Sportsmänner und bezwangen den SC Rheinfelden am letzten Spieltag; machten so den Sprung des TuS auf den zweiten Tabellenplatz erst möglich. Merci Jungs und auf bald!

Endlich! Geschafft! Liegend Vorstand Peter
Endlich! Geschafft! Liegend Vorstand Peter "Hombre" Fluhr.

Was sich am Samstag im TuS-Stadion abgespielt hat, war für alle im Stadion ein unvergessliches Erlebnis. Es war wirklich wie in den oft bemühten "Alten Zeiten". Da können andere Vereine im Dreiländereck in der Landesliga spielen, fusionieren oder fast in die Oberliga aufsteigen, richtige Fußballstimmung gibt es nur im Stadion an der Basler Strasse. So sah zum Beispiel Holger Kostenbader, der Egginger Trainer, außer der obligatorischen "schwierigen Umstellung seiner Elf auf den Kunstrasen", vor allem "die ungewohnte Kulisse als ausschlaggebend für die schmerzliche Niederlage" an.
Als einziger Abgang zur neuen Runde steht Alex Lützelschwab fest, der seinem Ex-Trainer und Onkel, Peter Johann, nach Wehr folgen wird. Entgegen den Berichten in der lokalen Presse steht ein Abschied von Christian Kleiber längst noch nicht fest. Zurück zum TuS Stetten kehren Marco Di Petrillo, Patrick Kaiser und auch Danny Berger, die allesamt bei anderen Vereinen nicht glücklich wurden. Es laufen auch schon Wetten, wann Alex wieder zurückkommen wird.
Nach dem gemeinsamen Urlaub auf Malle beginnt schon bald wieder die Saisonvorbereitung. Die Redaktion des Dorfgeschwätz' gratuliert dem TuS ganz herzlich und hofft auf eine gute Bezirksliga-Saison.
The Bishop

Im Kader standen:
Dirk Bogenschneider, Michael Kettner, Sascha Müller, Stefan Frey, Alex Lützelschwab, Andreas Sziedat, Christian Kleiber, Marc Müller, Florian Kawohl, Sascha Deines, Fabio Löfflöer, Riza Bilici, Arthur Grabowski, Sebastian Moser, Werner Gottschling.

Heimatseite der Fußballabteilung des TuS Stetten


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14.05.2011, badenova-Stadion Freiburg:
Missgeschick per Hackentrick
SC Freiburg vs. Bayer Leverkusen 0:1 (0:1)

Die gar nicht so normale Partie zum Saisonabschluss gegen die nordrheinische Werkself des zukünftigen Bayerntrainers ließ sich auf dem Platz als ein Spiel im Bereich des Gewöhnlichen und Erwartbaren an. Vordergründig ging es für beide Mannschaften um nichts, so ließ sich die Fünf als passabel gerade Zahl hernehmen und gütlich kicken. Ein spielerisch streckenweise deutlich überlegenes Gästeteam traf auf effizient verteidigende Freiburger, die es dann und wann schafften, der Begegnung auch eigene offensive Akzente aufzudrücken.
Torchancen für den SC waren in der ersten Halbzeit rar und der Erstliga-Toschützenzweite Papiss Demba Cissé verbrachte seine Zeit einen Tick zu gemütlich mit dem Warten auf günstiges Zuspiel. Daniel Caligiuri dagegen nutzte das ihm übertragene rechte Vorderviertel des Rasens, um wiederholt seinen Mannschaftswert und Gefährlichkeit zu demonstrieren. Nach knapp einer halben Stunde Spielzeit gelang es ihm, sich in Tornähe mit dem Ball zu treffen. Sein Torschuss konnte Keeper Adler zwar nicht durchbohren, doch führte er immerhin zu einer recht illustren Gesichtsentgleisung des erschrockenen Adlers.
Dagegen führte die vorbildliche Präzision der Leverkusener Angriffsbewegungen knapp Caligiuri erschreckt Keeper Adler.vor Halbzeitende doch noch zur numerischen Dokumentation der Kräfteverhältnisse. Ein scharfer Ball von links, der Baumanns Tor wohl verfehlt hätte, wurde durch Makiadis Hacke unglücklich ins eigene Tor gelenkt. Auf der Haupttribüne erklärte darauf ein Papa seiner Tochter: "Wenn das am anderen Tor passiert wäre, wär's genial von Makiadi gewesen", was das Mädchen nach längeren Erklärungen dann auch einsah.
Die Pause wurde insbesondere von einem dritten Team im Stadion genutzt: Eine fürs Spiel ansonsten unbedeutende Krankenkasse hatte ein Grüppchen adretter Damen in grüne T-Shirts gehüllt und ließ sie mit unbekannter Mission durch die Ränge huschen. Eine der Damen hieß Lisa und war offensichtlich der Star des gründekorierten Teams, jedenfalls wurde ihr von mutmaßlich wohlgesonnenen Bekannten mit "Lisa! Lisa!"-Rufen gehuldigt.
In der zweiten Halbzeit kam zwar der SC besser ins Spiel und drängte stärker nach vorn als zuvor, doch wirkte es durchweg folgerichtig, dass am Ergebnis nicht mehr gerüttelt wurde. Im ausverkauften Stadion waren offenbar nicht nur alle Karten vergeben, sondern mit dem 0:1 auch die restlichen Tore der Saison. Auch die Nordkurve hatte sich wohl bereits darauf eingestellt, dass ihr Jubel eher der Saisonleistung gelten würde als dem Erfolg dieser Partie.
Die Beurteilung der Begegnung im Bereich des Gewöhnlichen und erwartbaren zu halten war auch sichtlich das Bestreben beider Trainer in ihren Kommentaren nach dem Spiel. Nur kurz blitzte der Rollenkonflikt Robin Dutts in Form einer vorauseilenden Identifikation mit seinen zukünftigen Leverkusener Schützlingen durch, indem er das Ergebnis mit "1:0" bezifferte, als hätte soeben (s)ein Heimsieg stattgefunden.
Auf eine Problematisierung des allseits bekannten Umstands, dass ein Sieg Leverkusens paradoxerweise für Dutt, nicht aber für den scheidenden Bayer-Coach Jupp Heynckes hinsichtlich einer Champions League-Teilnahme von Vorteil gewesen wäre, verzichteten die Medienvertreter einhellig. Mit Ausnahme des schmierigen Mannes der BILD, den Dutt mit der Antwort bediente: "Das hab' ich mir schon gedacht, Sie können's halt doch nicht lassen..."
Robin Dutt, dessen Verwaltung des Finkeschen Erbes zunächst von Fanseite ziemlich argwöhnisch beobachtet worden war, wurde von der Nordkurve ebenso wie von seinen Fußballern mit deutlicher Dankbarkeit für vier Jahre konstanten Aufwärtstrend belohnt. Letztere hatten sich als Abschiedsgeschenk ausgedacht, einen pummeligen argentinischen Herrn, der sich aus Gesundheitsgründen ohnehin gerade im Schwarzwald aufhielt, zur Saisonschlussparty zu beordern. Es war der durchgeknallte Fußballgott Diego Maradona, der keine anderen Götter neben sich kennt. Da sich dieser trotz Regenwetters hinter einer riesenhaften Sonnenbrille verschanzte, wäre es freilich auch billiger gegangen: Ein beliebiges beleibtes Kind mit entsprechender Bebrillung hätte ihn nach kurzer Einweisung in das charakteristische Zappeln und Hände-gen-Himmel-Recken ohne weiteres doubeln können [Anm. d. Red.: Der Dubel war, wie inzwischen feststeht, tatsächlich ein Doubel].
So sehr die Feier nach dem Spiel dem Abschied Dutts gewidmet war, die feiernden Fans ließen doch keinen Zweifel daran, Cissé trägt den Ball zur Not auch mit dem Bauch.wem sie ganz besonders dankbar waren: Unbeirrbar verfielen sie immer wieder aufs neue in die altbekannten Gesänge mit dem einzigen Text: Papiss Demba Cissé. Die Hoffnung auf ein Bleiben Cissés in der kommenden Saison trübt indessen immer mehr ein. Zu klar ist auch für das Vereinsmanagement, dass Freiburg in der Karriere des 25-jährigen nur eine Durchgangsstation ist. Und Reisende soll man schließlich nicht aufhalten, denn sonst - so meint Sportdirektor Duffner - sei vorprogrammiert, wie die Motivation "des Jungen" in Zukunft aussehe. Einziger Lichtblick in dieser Personalie ist, dass Cissé möglicherweise von sich aus noch ein wenig Schonfrist möchte, bevor er sich in die kalte Darwinistenwelt der Spitzenvereine begibt. Und zumindest dem Klischee nach zählt Kälte nicht zu den herausragenden Merkmalen Freiburgs.
Patrick Widmann

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21.04.2011, badenova-Stadion Freiburg:
Zu sehr von der Sonne verwöhnt
SC Freiburg vs. Hannover 96 1:3 (0:2)

Man muss schon ein ganzes Stück in der Vereinsgeschichte zurückblättern, um den Fall eines beim eigenen Publikum in Ungnade gefallenen Spielers zu finden, dessen Faux-pas mit Pfiffen quittiert wurde. Hilfreich war sicher nicht, dass so schnell auf die Bekanntgabe von Robin Dutt, den SC in Richtung Bayer Leverkusen zu verlassen, auch der Toprak und sein Mentor Dutt - durch dick und duenn und auch in Zukunft vereint.Abgang von Ömer Toprak zu den Pillendrehern aus dem Westen vermeldet wurde. Bevor der blutjunge Hannoveraner Konstantin Rausch mit einem strammen Flugkopfball in der 58. Minute das 0:3 erzielte und damit dem SC Freiburg den endgültigen K.O. versetzte, hatte Toprak auf dem linken Abwehrflügel gegen den heraneilenden Schmiedebach schlecht ausgesehen. Keine Frage, Toprak hätte den Hannoveraner Youngster bremsen müssen in dieser Situation, aber sie war auch nicht zu vergleichen mit den folgenschweren Blackouts als letzter Mann, wie man sie bei Toprak zuletzt in Dortmund und gegen Hoffenheim gesehen hatte. Toprak spielte gegen 96 in den Augen so mancher Zuschauer auf Bewährung. Große Teile des sitzenden Publikums im badenova-Stadion sammelten ihren Unbill über Topraks vermeidbaren Fehler in kurzen, hörbaren Pfeifkonzerten, die dieser eine knappe Viertelstunde lang bei Ballkontakten über sich ergehen lassen musste. Eine solche Geste gegen ein Individuum aus der eigenen Mannschaft hat man so explizit seit dem Weggang des in seinen letzten Spielen Mitte der 90er ebenfalls nach der Bekanntgabe, den Verein gen Dortmund zu verlassen, immer ungelitteneren Jörg Heinrich nicht mehr erlebt. Robin Dutt erwies dem zeternden Publikum den Gefallen einer Auswechslung nicht und geißelte die Unmutsäußerungen indigniert als erfolgsverwöhntes Verhalten, das angesichts der Leistung eines Spielers aus dem eigenen Nachwuchs, der sich nach einer so außergewöhnlichen Krankengeschichte wieder auf Bundesliganiveau gebracht habe, ein Stich ins Herz von Spieler, Trainer und Verein darstelle. Der Fanblock auf Nord wollte da auch gar nicht mitmachen. Man zeigte sich beim Spielstand von 0:3 generös und beantwortete die Einzelkritik mit Ovationen für die Saisonleistung, worauf sich natürlich alle Badener ob soviel Weit- und Rückblicks mit der kurzzeitigen Dankbarkeit ernteglücklicher, sonnenverwöhnter Winzer von den Sitzen erhoben - um in Scharen anschließend das Stadion zu verlassen.

Weg das Ding: Pogatetz mit dem Detz. Der SC Freiburg fand lange kein Mittel gegen 96.
Weg das Ding: Pogatetz mit dem Detz. Der SC Freiburg fand lange kein Mittel gegen 96.

Wer so ungeduldig war, verpasste die beste Phase des SC in dieser Begegnung, ermöglicht durch nachlassende, sich in Sicherheit wähnende Hannoveraner, eingeleitet vom Anschlusstreffer in der 79. Minute durch eine stramm verwandelte Direktabnahme von Rosenthal nach prima Vorarbeit von Captain Butscher. Jan Rosenthal fiel in der zweiten Hälfte durch sein sichtliches Engagement auf, es den ehemaligen Kollegen aus Hannover zu zeigen. Es hätte dann auch gerade in den letzten Minuten eine Fortsetzung des Rosenthal-Tages gegen Köln geben können. Rosenthal, nicht der weitestgehend abgemeldete Goalgetter Cissé, hatte mehrfach Gelegenheiten zu weiteren Treffern in der Schlussphase des Spiels. Dabei hatte Rosenthal gar nicht in der Anfangself gestanden. Nach muskulären Problem stand er an diesem Abend erstmalig wieder im Kader und wurde früh in der 38. Minute für den gegen Hoffenheim so starken, an diesem Abend aber leider glücklosen und unglücklich agierenden Caligiuri eingewechselt, der den Ballverlust und somit dann auch den anschließenden Zucker-Pass von Altin Lala auf Schlaudraff zum 0:2 zu verantworten hatte, der Baumann im Eins-zu-Eins-Duell keine Chance ließ. Schlaudraff scheint Freiburg zu liegen, schon beim 3:0 im Hinspiel war der Mann mit Tonsurhaarschnitt auffällig gut drauf gewesen und hatte mit Ya Konan Freiburg schwindelig gespielt. Da der Mann von der Elfenbeinküste seine fünfte Gelbe Karte absaß und nicht mittun konnte, kam Schlaudraff an diesem Abend als Sturmpartner von Abdellaoue zum Zuge und bereitete mit einem Pass mustergültig dessen 0:1 vor.
Davor sah man zunächst verhaltene, aber konzentrierte Hannoveraner, die aus einer hervorragend gestaffelten Defensive heraus agierten, die Freiburg mit Flachpassspiel und nicht wie zuletzt wie gegen Dortmund mit langen Bällen übertölpeln wollte. Das war der Schlachtplan, den Dutt so laut Eigenaussage nicht gewählt hätte, wenn noch der Klassenerhalt auf dem Spiel gestanden hätte. Der SC erarbeitete sich tatsächlich vom Anfang weg mehr Spielanteile und versuchte das Spiel zu machen, ohne dabei zwingend zu sein und sich klare Chancen herauszuspielen, während 96 mittels Raumverknappung im Mittelfeld auf Fehler des Gegners, Ballgewinn und über schnelles Umschalten auf erfolgreiches Kontern hoffte.

96 verteidigte rigoros - hier gegen Cissé, Toprak, Butscher und Krmas.
96 verteidigte rigoros - hier gegen Cissé, Toprak, Butscher und Krmas.

Mit dieser Taktik haben sie es in dieser Saison zum Rivalen des FC Bayern um einen Platz für die Champions League gebracht und Hannover beeindruckte auch in diesem Flutlichtspiel als aus einer hervorragend organisierten Defensive heraus agierenden Mannschaft, die es blendend versteht, schnell auf Angriff umzuschalten und mit einfachen, direkten Spielzügen den Gegner auszuhebeln.
Einer solch effektiven Spielweise war der SC nicht gewachsen in einem Spiel, in dem es ja eigentlich auch um nichts mehr ging. Abstieg und Europa, beides in sicherer Ferne entschwinden zu sehen, schien die Motivation der Freiburger nicht unbedingt zu beflügeln. Die Bissigkeit und der unbändige Wille, der sie beim Unterzahlsieg gegen Hoffenheim ausgezeichnet hatte, fehlte der Mannschaft. Erst als sich Hannover in der Schlussphase im sicheren Hafen des Sieges eingelaufen wähnte und die Konzentration nachließ, erzeugte der SC richtigen Druck, der nach dem Anschlusstreffer auch noch mit mehr hätte belohnt werden können.
Dutts Spielanalyse war treffend und kurz: Hannover habe seine Spielidee konstanter gespielt und umgesetzt als der SC die seine. Auch in der Niederlage war Dutt mit seiner Mannschaft zufrieden, lobte das spielerische Engagement der Mannschaft und spielte den Osterhasen auf Abschiedstour, indem er noch mal die Saisonleistung hervorhob, den Zeitpunkt der Sicherung des Klassenerhalt unterstrich und ihr bis Ostermontag frei gab.
Götz Adler

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09.04.2011, badenova-Stadion Freiburg:
Gezeigt wie's geht: Trotz Unterzahl gewonnen
SC Freiburg vs. TSG 1899 Hoffenheim 3:2 (1:2)

Weinverkäufer Fritz Keller sprühte nach 25 Minuten Spielzeit vor Zuversicht und blendender Laune. Es war ohnehin ein herzerwärmender Sonnentag und soeben hatte Julian Schuster den Tag mit seinem 1:0-Tor noch verschönert. Beschwingt begab er sich hinunter an den Spielfeldrand zu den anderen SC-Größen, um dem einstweiligen Niedergang des Teams aus nächster Nähe beizuwohnen. Da wir ihn fortan nur noch von hinten sahen, konnten wir nur vermuten, wie sich seine Miene im Zuge dessen verändert haben mag. Jedenfalls stand es zum Pausenpfiff 1:2 und an Zuversicht war vorerst nicht mehr zu denken.

Freudentanz

Letztere war auch im Team am Tiefpunkt, doch dauerte es nach Dutts Beobachtung genau fünf Minuten, um - so entnahm es der körpersprachkundige Dutt dem Gebaren seiner Mannschaft - neuen Mut zu finden. Und tatsächlich bekam das schon zuvor äußerst temporeiche Spiel nach der Pause immer stärker die Handschrift eines SC, der kompromisslos und risikofreudig aufs Gas drückt. Dies war auch dringend notwendig, da die Dutt-Elf ab der 33. Minute zu zehnt zu spielen hatte. Dutt erklärte hernach wie so oft, er habe im Grunde zwei Spiele gesehen, eines vor und eines nach der Pause.
Andere Beobachter sahen möglicherweise lediglich ein Spiel, doch dafür zwei Ömer Topraks. Denn es gingen in der ersten Hälfte nicht nur beide Gästetore maßgeblich auf dessen Kappe, sondern auch das Ausscheiden Pavel Krmas wegen eines Rettungsfouls. Toprak stellte jedoch in der zweiten Hälfte unmissverständlich seinen Wert für die Mannschaft klar und sorgte mit ausgezeichneten Aktionen für beruhigte Gemüter im ausverkauften Stadion.
Dagegen kam es ausgerechnet im Vorfeld des 2:2-Ausgleichstreffers zu starker Gemüterbeunruhigung: Braafheid nach Strafraumfoul. Nach einem Strafraumfaul durch Herrn Braafheid aus Hoffenheim sollte planmäßig Julian Schuster den Elfmeter ausführen, doch das war schlechterdings nicht möglich. Papiss Demba Cissé, der sich zuletzt beim Elfmeterschießen keine Lorbeeren eingeholt hatte, bestand zum Ärger wohl aller außer den Gästen verbissen darauf, den Elfmeter zu schießen. Im Fall eines erneuten Patzers wären die Folgen nicht auszudenken gewesen, doch der kunstfertige Senegalese hatte den richtigen Riecher und traf zum glücklichen Ausgleich.
Ab diesem Moment herrschte unter den Zuschauern eine Stimmung, als wäre der Sieg bereits in der Tasche - und im Grunde gab es für die Gäste fortan auch wirklich nichts mehr zu holen. Trotzdem beiderseits ein extrem schnelles Spiel mit hohem Konterrisiko gepflegt wurde, gewannen die neun SC-Feldspieler immer wieder die Oberhand gegenüber ihren überzähligen Gegnern. Und letztlich war Kapitän Heiko Butscher, der die letzten drei Spiele draußen verweilen durfte, der richtige Mann an der richtigen Stelle, um den 3:2-Siegtreffer (78.) einzuköpfen. Ab diesem Zeitpunkt ging die Freudenfeier des SC-Teams und seiner Anhänger los und wurde auch durch nichts mehr ausgebremst.

Butscher köpft zum Sieg.
Butscher köpft zum Sieg.

Bei der Pressekonferenz nach Spielende hätte nun der Schreiber für das Schmierenblatt Bild so gerne einen Einblick in die emotionalen Zustände Robin Dutts während des Spiels erhalten. Dieser jedoch verschanzte sich in etwas salbungsvollem Gebaren hinter demütigen Worten. Das sei doch ganz unwesentlich, er habe doch nur einen bescheidenen kleinen Beitrag zum Erfolg des SC-Teams geleistet.
Nun, Dutt ist bekanntlich ein gemachter Mann und aus seiner Zurückhaltung spricht deutlich der nahende Abschied von seinem durchaus mehr als vorzeigbaren Freiburger Werk. Da muss sich jener, der in Zukunft Sorge für das Freiburger Team tragen wird, offensichtlich erst mal keine Sorgen machen.
Patrick Widmann

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19.03.2011, badenova-Stadion Freiburg:
Trotz Geistesschwäche glücklich: Bayern in Freiburg
SC Freiburg vs. FC Bayern 1:2 (1:1)

Mitunter verfallen auch Leute, die es im Grunde besser wissen, auf die alberne Überlegung, wie die Fußballwelt aussähe, bestünde ein Spiel aus nur einer Halbzeit. Ein solches Schwelgen mag auch den beiden Trainern nach dem Bayernsieg über den SC Freiburg unterlaufen sein und sie wussten jeweils genau, welche Hälfte sie sich im Fall ausgesucht hätten. Bayern-Coach Louis van Gaal hätte auf die erste Hälfte gut verzichten können, in der er sein Team - motivationsgeschwächt durch die verpatzte Campions-League - nicht auf der vollen mentalen Höhe sah. Robin Dutt dagegen hätte sich die erste Hälfte heraus gepickt, zur Not auch gerne erweitert auf die ersten siebenundachzig Neunzigstel. Denn wieder war es das Momentchen vor dem Abpfiff, das sein Team zum Verlierer krönte: Zwei Minuten vor regulärem Spielende sorgte Ribery mit seinem Treffer zum 1:2 für den Gästesieg.

Bayrisches Freudenfeuer.
Bayrisches Freudenfeuer.

Dabei war die Leistung des SC von Anfang an überzeugend und über weite Strecken durchaus vielversprechend. Auch der frühe, vom Gästeblock mit Freudenfeuern honorierte Führungstreffer der Bayern (9.) sorgte kaum für Verunsicherung und nur zehn Minuten später musste der Ball aus dem Bayerntor geborgen werden, nachdem Papiss Demba Cissé ihn dorthinein bugsiert hatte. Cissé hatte allerdings ansonsten wenig Bewegungsfreiheit, da der flinke Herr Gustavo oft schattengleich an seinen Fersen klebte.
Insgesamt entwickelte sich ein sehr sehenswertes, von Zweikämpfen geprägtes Spiel, wobei die entsprechende Statistik in frappierender Makiadis Akrobatik schockiert Klose.Eindeutigkeit den Bayern die größere Zweikampfstärke zuschreibt. Auch der treueste SC-Freund im ausverkauften badenova-Stadion konnte nicht umhin, der bayrischen Ballkunst Respekt zu zollen. Zu überzeugend war die Zugkraft der Bayern trotz der erwähnten Geistesschwäche. Die einstweilige spielerische Überlegenheit der Freiburger war nicht zuletzt ihrer Lauffreudigkeit zu verdanken, mit der sie die Gäste über weite Strecken unter Kontrolle halten konnten. Tatsächlich wertete auch Dutt doch wenigstens die erste Halbzeit als die beste seiner Spieler in der laufenden Rückrunde, während Van Gaal noch eins drauf setzte und nicht zuletzt das entscheidende Quäntchen Glück für den Sieg der seinen verantwortlich machte.

Möchte man die vierte SC-Niederlage in Folge dennoch als gutes Omen werten, so erinnere man sich einfach des Bayern-Spiels im letzten März. Auch jenes ging zu Ungunsten Freiburgs aus und markierte dennoch nach schwachem Rückrundenstart den Wendepunkt zur Erfolgsserie, die seither bis vor wenigen Monaten nicht abreißen wollte.
Patrick Widmann

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06.03.2011, badenova-Stadion Freiburg:
Angstgegner Werder haut hart zu
SC Freiburg vs. Werder Bremen 1:3 (0:1)

Werder hat den Abstiegskampf angenommen und mit konzentrierter Defensivarbeit und Leidenschaft einen Befreiungsschlag gelandet.
Vor einem Jahr hatte Werder mit einem überragenden Mesut Özil, der an fünf Toren beim 6:0 beteiligt war, noch gezaubert. Dieses Jahr achteten die Grün-Weißen erst mal auf eine solide Defensive und versuchten dann, mit schnell vorgetragenen Angriffen die Freiburger zu überraschen.
Freiburgs Coach Robin Dutt überraschte mit einer Umstellung im Mittelfeld. Auf die vermutete Werder Lufthoheit reagierte er, indem er den etatmäßigen Innenverteidiger Oliver Barth auf die Sechs stellte, damit hohe Bälle im Mittelfeld besser abgefangen werden konnten und bei Standards zusätzlich ein guter Kopfballspieler zugegen war. Eine gute Idee eigentlich, aber die Defensivstrategie ging auf Kosten des Offensivpotenzials, so dass die Freiburger in der ersten Hälfte, wie auch gegen Wolfsburg im letzten Heimspiel, zu wenig Druck aufs gegnerische Tor ausübten. Das Umschalten von Defensive auf Offensive dauerte zu lange. Mehr Offensivpower von Anfang an hätte die Bremer, die nach den Samstags-Spielen auf den vorletzten Platz abgerutscht waren, vielleicht stärker verunsichern können.
So fiel das 0:1 für Werder in der zwölften Minute nicht überraschend. Zuerst konnte Cissé im eigenen Strafraum nach einer Ecke noch auf der Linie klären, aber im zweiten Anlauf war Sandro Wagner, Werders zweiter Stürmer neben Pizzaro, aus kurzer Distanz erfolgreich. Dann lief das Spiel ähnlich ab wie das Heimspiel vor zwei Wochen gegen den VfL Wolfsburg, ebenfalls in grün-weiß. Der SC wachte noch in der ersten Halbzeit auf, es wurde ein munteres Spiel mit Chancen auf beiden Seiten.
Der SC-Ausgleich sollte aber erst in der 49. Minute erfolgen. Die Freiburger waren mit viel Schwung aus der Halbzeitpause gekommen und Erik Jendrisek war über rechts in den Strafraum eingedrungen und provozierte ein Foulspiel von Tim Borowski, der später lobte: "Das hat der Jendrisek geschickt gemacht!". Cissé schob cool unten links zum Ausgleich ein und Wiese, der die letzten vier Elfer gehalten hatte, flog prompt ins falsche Eck.
Freiburg drückte die Bremer weiter vehement in die eigene Hälfte und wie gegen Wolfsburg fiel dann auch in der 56. Minute das 2:1 durch Barth nach Kopfballvorlage des gut agierenden Ömer Toprak. Dachten alle - außer dem Schiedsrichterassistenten, der ein Foul oder Abseits gesehen haben wollte. Genau zu erklären wusste dies nach dem Spiel auch das Schiedsrichtergespann selbst nicht. Das war wohl die Schlüsselszene des Spiels und Dutt beklagte nach dem Spiel schon den zweiten nicht anerkannten Führungstreffer nach dem Köln-Spiel. Er war sicher, sechs Punkte mehr auf dem Konto zu haben, wenn der SC zweimal in Führung hätte gehen können. Mit einer Führung im Rücken hat man taktisch mehr Optionen, und der SC brachte in dieser Saison eine Führung meist ins Ziel. 43 statt 37 Punkte hätten die Freiburger dann und könnten wie Hannover oder Mainz von Europa weiterträumen.
So bleibt das Nahziel 40 Punkte, wobei Dutt und sein Kapitän Heiko Butscher jetzt zugaben, dass man natürlich mit dem Abstieg dieses Jahr nichts mehr zu tun haben werde.
Werder jedenfalls brachte in der 59. Minute mit Marin und Arnautovic zwei frische Kräfte für die Offensive. Diese fügten sich schnell ein und hatten in der Folge zwei Großchancen.
Werder schien geiler auf die drei Punkte und ging in der 75. Minute mit 1:2 in Führung. Max Nicu, der vorher ein gutes Spiel als Vertreter des gelb gesperrten Mensur Mujdza auf der rechten Abwehrseite gemacht hatte, geriet ein Pass zurück zum Torwart zu kurz, Marco Marin ging dazwischen, passte zu Pizzaro und der fackelte nicht lange und überwand Baumann mit einem Schuss ins lange Eck.
Jetzt blieb den Freiburgern nicht mehr viel Zeit und sie warfen alles nach vorne. Bremen blieb cool und konterte wie zu besten Zeiten. In der Folge hatte Oliver Baumann im Freiburger Tor mehrere Gelegenheiten, seine besonderen Fähigkeiten zu zeigen. Als ihn dann Marco Marin in der Nachspielzeit mit hohem Tempo umkurvte und zum 1:3 einschob, war das Spiel endgültig entschieden. Freiburg hatte nicht wie die zwei Heimspiele zuvor gegen Bremen 0:6 verloren, aber halt doch keine Punkte auf der Habenseite. Werder Trainer Schaaf erklärte, man habe zuletzt im Training sehr gut gearbeitet, und nun habe sich seine Mannschaft mit einem guten Spiel und dem Sieg selbst belohnt. Robin Dutt analysierte natürlich anders und sah in dem nicht gegebenen Tor die entscheidende Spielszene. Vielleicht war auch am Anfang des Spiels die defensive Gangart der Freiburger als Reaktion auf das Werderaner Offensivpotenzial und die letzten Heimpleiten gegen Bremen die letztlich falsche Taktik.
Noch eine Randbemerkung: Nach dem Abpfiff hatten Cissé und Tim Wiese noch ein Scharmützel, das von Schiri Knut Kircher mit jeweils der gelben Karte geahndet wurde. So weit so gut. Mein Nachbar aus Bremen auf der Pressetribüne ereiferte sich aber sofort und schrie "Schickt den Bimbo doch zurück in den Urwald, wo er herkommt!"
Solchen plumpen, dummen Rassismus sind wir sonst in Freiburg Gott sei Dank nicht gewohnt, aber er macht auch vor so genannten Journalisten nicht halt! Schluss damit!
Hannes Bürger

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19.02.2011, badenova-Stadion Freiburg:
U-21-Nationaltorhüter Baumann hält den Sieg fest
SC Freiburg vs. VfL Wolfsburg 2:1 (1:1)

Bei Wolfsburg hütete für den verletzten Diego Benaglio Marvin Hitz das Tor. Torjäger Grafite musste auch verletzungsbedingt passen und so begann Patrick Helmes, in der Winterpause aus Leverkusen transferiert, als einzige Sturmspitze. Dahinter wirbelte Diego nach seiner vereinsinternen Suspendierung wie zu besten Werder-Tagen - Freiburgs Trainer Dutt nannte ihn einen Weltklassemann - zusammen mit den offensiven Mittelfeldakteuren Cicero und Tuncay.
In der Abwehr hatte sich "Interimstrainer" Pierre Littbarski in der Zentrale mit den Nationalspielern Arne Friedrich und Sascha Riether etwas besonderes einfallen lassen. Der Ex-Freiburger Riether, gerade wieder nach einer Verletzung genesen, ist Wolfsburgs Allzweckwaffe, - bisher hinten rechts, defensives und offensives Mittelfeld - und nahm Freiburgs Toptorjäger Papiss Demba Cissé quasi in Manndeckung, lange Zeit sehr erfolgreich, machte dann aber bei Cissés Siegtreffer, als dieser in Weltklassemanier den Ball über Riether lupfte und eiskalt einnetzte, keine so glückliche Figur.

Freiburgs Trainer Robin Dutt setzte auf das bewährte 4:1:4:1 System mit Cissé als Alleinunterhalter im Sturm, obwohl mit dem Exschalker Jendrisek, Yano und Edeljoker Reisinger drei weitere Stürmer zur Verfügung standen.

In den ersten 25 Minuten achteten beide Teams vor allem auf eine gute Defensivordnung, sodass Gefahr für das gegnerische Tor meist nur bei Standards aufkam und sich Langeweile auf den nicht so gut besuchten Rängen - nur 19.200 Zuschauer - breit machte [und man fragt sich dann schon, wozu man eigentlich ein neues Stadion braucht, wenn 5000 Plätze unbesetzt bleiben?!, the säzzeress].
Wolfsburg begann, anders als von vielen erwartet, überhaupt nicht verunsichert und hatte bald ein optisches Übergewicht, was auch zu einigen Ecken führte. Freiburg war langsam im Umschalten, sodass die Wolfsburger immer Zeit hatten, sich schnell wieder hinten zu organisieren und kaum Gefahr für das eigene Tor zuzulassen.
Folgerichtig fiel dann auch das 0:1 in der 28. Minute durch Helmes. Nach einigem Tohuwabohu im Freiburger Strafraum passte Tuncay zu dem frei stehenden Helmes, der mit einem feinen Heber den ihm entgegenstürzenden Baumann düpierte.
Auf den Rückstand reagierten die Freiburger sichtlich verunsichert mit einer gesteigerten Fehlpassquote. Dutt wechselte deswegen ungewohnt früh schon in der 41. Minute Stefan Reisinger ein als zweite Sturmspitze für den wenig inspirierten Jan Rosenthal und stellte damit auf ein 4:4:2 System um. Nach dem Spiel beurteilte Dutt die Anfangsphase nicht als leidenschaftslos, sondern nur als zu wenig couragiert im Spiel nach vorne. Parallelen mit den letzten drei Spielen, als im Spiel nach vorne wenig zusammengelaufen war, wollte Freiburgs Trainer da nicht ziehen.
Auf jeden Fall war die Hereinnahme von Reisinger die Initialzündung für engagiertere Freiburger, und schon knapp zwei Minuten nach der Einwechslung gelang Stefan Reisinger nach schöner Einzelleistung mit einem Flachschuss ins rechte Eck der zu diesem Zeitpunkt überraschende Ausgleich. Anton Putsila hatte den Stürmer bedient, allerdings zuvor den Ball mit der Hand kontrolliert, was wütende Proteste der Wolfsburger zur Folge hatte. Nicht ganz zu Unrecht fühlten sich die Gäste vom Schiri benachteiligt, wobei aber gesagt werden muss, dass die Szene in der Freiburger Hälfte passiert war und die Wolfsburger noch Zeit und Raum für eine geschicktere Defensivstrategie gehabt hätten.

In der Halbzeitpause wechselte der VW-Verein für Tuncay Dejagah ein, der dann mehr über die rechte Außenbahn kam. Freiburg aber war jetzt richtig im Spiel drin und bis zur 75. Minute Herr im Haus. Robin Dutt sagte hinterher, dass diese Phase ihm auch richtig gut gefallen habe und nach Großchancen von Reisinger, Flum und Nicu schon nach zirka einer Stunde eine Vorentscheidung hätte fallen können. Wolfsburg war in dieser Phase viel zu passiv, fast ängstlich und hatte Freiburgs Systemwechsel nicht effektiv beantwortet.
In der 70. Minute verbuchte Reisinger, von manchen später als eigentlicher Matchwinner bezeichnet, dann noch einen Assist bei Cissés Siegtreffer. Dieser hatte seine Miniserie von zwei Spielen ohne Treffer mit einem wahren Klassetor beendet und sollte bei der Auswahl zum Tor des Monats berücksichtigt werden.
Jetzt musste Wolfsburg eine Antwort finden und das taten sie auch. Braucht man unbedingt ein Tor, geht es plötzlich und man findet eine ganz andere Körpersprache. Nicht nur Manager Dieter Hoeneß bezeichnete das Wolfsburger Spiel in der Schlussphase als mutmachend für den Abstiegskampf. Allen voran trieb Diego seine Mitspieler wieder nach vorne und kreierte eine Großchance nach der anderen, wobei Freiburgs Oliver Baumann mit mehreren Klasseparaden gegen Diego, Cicero und Mkobani, der in der 65. Minute den leicht verletzten Helmes im Sturmzentrum abgelöst hatte, und auch der Pfosten einen durchaus verdienten Wolfsburger Punktgewinn verhinderte.
Die Nationalspieler Helmes und Schäfer hatten nachher ihr Team als das bessere gesehen und waren traurig, ohne Punkte zurückreisen zu müssen, auch das nicht geahndete Handspiel vor dem Freiburger Ausgleich erzürnte die Gästespieler. Alle versicherten jedoch, den Abstiegskampf angenommen zu haben und es seien schließlich noch 33 Punkte zu vergeben. Weiterhin steht Wolfsburg einen Platz vor dem Relegationsplatz, gleichauf bei 23 Punkten mit dem 16., dem Aufsteiger Kaiserslautern.

Freiburg war's egal, Abstiegskampf ein Wort von gestern. Dutt und seine Spieler wiederholten gebetsmühlenartig, das Ziel seien nach wie vor 40 Punkte und man denke von Spiel zu Spiel.
Manch einem war dann doch zu entlocken, dass eine Europatournee schon Spaß machen könne. Der letztjährige Konkurrent Hannover 96 hat's vorgemacht, nach diesem Spiel 41 Punkte und korrigiert jetzt das Saisonziel in Richtung Teilnahme Euroleague.
Daran kann der SC jetzt auch so langsam denken, nachdem 37 Punkte, zwei mehr als nach 34 Spieltagen in der letzten Saison, eingefahren sind und man mit dem Tabellenfünften Mainz 05 als Sechster derzeit punktgleich bei schlechterer Tordifferenz ist.
Nach diesem Spiel ist vor Europa, könnte man sagen und hoffen.
Hannes Bürger

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06.02.2011, badenova-Stadion Freiburg:
Kreativität verboten: Defensives Nullsummenspiel
SC Freiburg vs. Eintracht Frankfurt 0:0

Eine bessere Mannschaft gab es nicht in der grauvioletten Dämmerungsstimmung des Sonntagabends am vielgeschmähten Sportplatz des Dreisamufers. Dafür gab es durchgängig ausgezeichnete Defensivleistungen auf beiden Seiten. Dabei schien es allerdings, als habe weder der SC noch der Verein einträchtiger Frankfurter ernstlich im Sinn, mehr als einen Punkt aus dem Spiel mitzunehmen. Irgendwie flogen die Bälle meist ziemlich weit oben herum und wurden irgendwie meist auch prompt ebenso hoch zurückgeballert.

Cissés Köpfer im Tumult.
Cissés Köpfer im Tumult.

Torgefährliche Szenen gab es dennoch ein paar, doch waren diese eher dem tumultartigen Geschehen geschuldet, wenn sich die angreifende Defensive zu weit in die verteidigende Defensive hineinwagte. Leid tun konnten einem dabei vor allem die designierten Spitzen beider Teams, die sich fast durchweg an krummen Querschlägern die Zähne auszubeißen hatten, anstatt von einigermaßen geplanten Ballbewegungen zu profitieren.
Dutt: Absage an schönen Fußball.Spannungslos und deskriptiv fielen auch die Kommentare der beiden Trainer zum Spiel aus: Ja, es sei viel hoch gespielt worden, flach sei wenig passiert, dafür habe die Abwehr gestimmt - es klang, als könne man da halt nichts machen. Dutt adressierte an die Fußballästhetiker, der schöne Fußball werde schon wieder kommen. Schön war an diesem Abend allerdings nur der beinahe waagerecht liegende, gute alte Mond.
Nun, vielleicht war einfach die Vorfrühlingssonne noch zu schwach gewesen, um kreative Energien hervorzuzaubern. In diesem Fall wäre die Genesung eines sehenswerteren Fußballs vorprogrammiert.
Patrick Widmann

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22.01.2011, badenova-Stadion Freiburg:
Als Nürnberg in den Wald rief
SC Freiburg vs. 1. FC Nürnberg 1:1 (1:0)

Es war ein gutes Spiel, wenn auch ein in jeder Hinsicht zweitklassiges. Will heißen, wenn sich dasselbe in der zweiten Liga ereignet hätte, so hätte gewiss ein achtungsvolles Raunen die Runde gemacht, ob der immer wieder aufblitzenden Ansätze gut gedachter und gemachter Spielpassagen, die jedoch fast durchgängig in ersteren stecken blieben. Doch darüber staunte niemand und auch ein Negativraunen hielt sich daher in Grenzen.
Denn schönen Fußball hatte im Vorfeld ohnehin keiner erwartet. Und den wollte auch niemand ernstlich an dem eisigblau strahlenden Samstagnachmittag am Schwarzwaldrand. Noch nicht einmal die dem Waldrand so nahegelegene Nordkurve zeigte sich diesbezüglich besonders ambitioniert. So fiel es den angereisten Nürnbergfans - im Stadion dem Walde vis-à-vis angesiedelt - nicht schwer, es den zahlenmäßig weit überlegenen, doch schrecklich verschlafenen SC-Freunden an Lautstärke mindestens gleichzutun. Auch die Show der Gästefans war weit eleganter als die unserer Schwarzwaldschrate. Die Gästeecke wirkte zeitweise fast wie eine Aerobic-TV-Sendung, in der ebenfalls die Arme in einer angesichts der Darsteller wahrhaft erstaunlichen Synchronizität dauernd hoch und wieder runter geworfen werden.
Doch die rund 20.000 Zuschauer waren trotz der geringen Hoffnung auf Fußballästhetik nicht grundlos gekommen. Spannend war, was vom SC bei einem Duzend kranker Spieler aufs kalte Grün geschickt würde. Und ob die Franken die daraus resultierenden Vorteile nutzen könnten. Für die Freunde des Frankenclubs natürlich eine gewichtige Frage, die sie mit dem bedingten Imperativ beantworteten: Wer da nicht siegt, siegt nie.
Das fand Gästetrainer Dieter Hecking, auf der anschließenden Pressekonferenz nach seiner Meinung gefragt, doof. Erst recht, dass sein Freiburger Kollege Dutt diese Spannung auch noch eigenmundig schürte, das fand er so richtig doof. Einen solchen Erwartungsdruck auf das tabellenverschreckte Nürnberger Team aufzubauen sei nicht zuletzt auch eine Respektlosigkeit gegenüber den Gastgebern. Womit Hecking im Grunde doof fand, dass Dutt doof zu sich selbst gewesen war.
Dutt entschuldigte sich dennoch brav, verzichtete aber nicht darauf, Hecking zu bedeuten, dass er dessen Kritik im Grunde doof fand. Vielleicht war es dieser verwunderliche Disput, vielleicht war es auch der Umstand, dass die Trainer ansonsten Einigkeit darüber zeigten, dass es ein gerechtes Unentschieden war - jedenfalls fiel keinem der Journalisten auf der Pressekonferenz eine einzige Frage an die Trainer ein. Ob diese Gleichgültigkeit nun angemessen war oder nicht, sie spiegelte jedenfalls gut die Stimmung etlicher Besucher wieder, die ohne viel Erwartung gekommen waren und um so weniger ernüchterungsgepeinigt heimgingen.
Patrick Widmann

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12.12.2010, badenova-Stadion Freiburg:
No Mercy for… Monks?
SC Freiburg vs. Borussia Mönchengladbach 3:0 (2:0)

...nun, Mönche waren es nicht, die zum dritten Advent gastierenderweise den Freiburger Matschplatz zierten, auch ging kein weiter erwähnenswertes Vorweihnachtsleuchten von ihnen aus. Es waren schlichte Sportsfreunde, angereist mit einer zarten und gewissermaßen auch berechtigten Hoffnung im Gepäck, dass ihnen nicht auch noch im freundlichen Freiburg allzu übel mitgespielt würde.
Ein herzlicheres - oder doch wenigstens barmherzigeres - Willkommen im Breisgau hätten sich die Mönchengladbacher Gäste, die doch immerhin mit drei Freiburger Emigranten aufwarteten, gewiss vorstellen können. So jedoch bestanden gut 80 der 90 Minuten Regelspielzeit aus Hängen, Würgen und der unvermeidlichen Resignation. Und das, wo doch Gästecoach Frontzeck höchst aktiven Anteil an der letzten Hochphase des SC-Freiburg vor 13 Jahren hatte und die anderen beiden Ex-Freiburger - Idrissou und Matmour - am aktuellen Höhenflug unmittelbar mitgewirkt hatten.
Andererseits hatte das Freiburger Team nichts Verwerflicheres getan, als gemäß den naturgegebenen Kräfteverhältnissen aufzutreten und in entsprechender Höhe zu gewinnen. Doch dennoch, ein Ehrentreffer - oder vielleicht ein eigenes Törchen weniger - wäre nett gewesen. So ist's nun mal, selbst so kurz vor dem Fest der Liebe ist der Fußball eine Sache ausgemachter Darwinisten.
Emsiger Abdessadki.Und wo wir schon in Krittelstimmung sind soll auch die Selbstkritik nicht fehlen. Es ist eine Schande, dass Yacine Abdessadki - der im Übrigen gerüchteweise auch noch völlig unterbezahlt ist - selten bis nie Medieninteresse findet. Dabei zählte er am fraglichen Adventnachmittag zu den Emsigsten im Freiburger Team: Nicht nur laufstark sondern auch -freudig war er auf dem kompletten Spielfeld omnipräsent und mischte mit wie kaum ein anderer. Nur toreschießen, das tut er nicht. Doch dafür gibt es ja Papiss Demba Cissé - und im Falle auch mal den Kultfußballer (vgl.) Oliver Barth.
Patrick Widmann

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04.12.2010, badenova-Stadion, Freiburg:
Klassenerhalt dank gedankenschnellem Geschick
SC Freiburg vs. Hamburger SV 1:0 (1:0)

Mit Vorfreude, das auf dem Platz Geschehende nicht durch Fernsehbilder selektiert zu bekommen und nach langer Zeit mal wieder ein Spiel der Lieblingsmannschaft live im Stadion zu verfolgen und dazu noch gegen die Mannschaft, die in der Kindheit die Bettwäsche zierte (im Nachhinein kam man sich nur wundern) nahm ich an diesem kalten Dezembernachmittag auf der Tribüne Platz. Der letzte Stadionbesuch lag weit zurück, der SC spielte damals noch in Liga zwei, an ein Großteil des Personals war noch nicht zu denken oder spielte noch nicht beim Gegner.

Die Geschichte auf dem Rasen ist schnell erzählt. Eine Aufführung in drei Akten war zu sehen:
Der SC begann forsch, ging zügig durch die Handlungsschnelligkeit seines Erstligaverbleibsgaranten in Führung und für die kommenden gut 15 Minuten gab es ein spielerisches Übergewicht und die ein oder andere, wenn auch nicht hundertprozentige, Chance war zu beobachten. Der Gegner machte einen recht uninspirierten, bisweilen unorganisierten und unpräzisen Eindruck.

Nach 20 Minuten ließ beim HSV die Baldrianwirkung abrupt nach, es wurden fortan zweite Bälle erobert, Pässe zum Mitspieler gespielt und es öffneten sich Räume, besonders für die zwei Spieler, deren Vorwärtsdrang man bis dahin geschickt unterbunden hatte, unseren alten Freund Pitroipa und den auffälligsten HSV-Akteur, den jungen Südkoreaner Son. Besonders dieser hatte bis zum Ende der ersten Halbzeit einige gute Aktionen und auch Torchancen.
Der Pfiff zum Pausentee kam für dem SC sicherlich nicht ungelegen.

Man durfte gespannt sein, wie sich der zweite Spielabschnitt entwickeln würde und mit der Kopfballchance von Van Nistelrooy gleich nach Wiederanpfiff verstärkte sich der Eindruck, dass das Spiel so weiterlaufen würde, wie es vor der Halbzeit geendet hatte. Doch es kam anders.

Der HSV hatte sich auf unbekanntem Wege wieder mit Beruhigungsmitteln eingedeckt und kehrte zu seinem anfangs gezeigten lust- und ideenlosen Spiel zurück. Zudem zeigte sich der SC mit Beginn der zweiten Halbzeit wieder besser eingestellt. So sah sich Van Nistelrooy bei jedem Ballkontakt einer vielbeinigen Freiburger Hintermannschaft gegenüber, die sehr geschickt, den Weitertransport des Balles unterband. Die in der ersten Halbzeit kurzeitig geöffneten Räume für die vermeintlichen Antreiber Pitroipa und Son waren wieder weitgehend zugestellt. Besonders Putsila fiel hier dem Beobachter als eifriger Spielverderber auf, wenn es darum ging Pitroipas Tempodribblings bereits im Ansatz zu verhindern und es war auch sein Verdienst, dass dieser frühzeitig ausgewechselt wurde und eine seiner unauffälligsten Saisonleistungen darbot. Und da dem in seiner Spielanlage und Torgefährlichkeit ähnelnden Son, mit zunehmender Spieldauer zunehmend weniger gelang und er sich keinen Zutritt mehr in den nun gut verriegelten Strafraum verschaffen konnte, war es am Ende nicht überraschend, dass der SC weitere Punkte auf dem Weg Richtung Klassenverbleib verbuchen konnte. Ein gut funktionierendes Kollektiv, gepaart mit der individuellen Klasse des wohl komplettesten Stürmers den der SC in seiner Geschichte in seinen Reihen hatte, kochte wie schon so oft in dieser Saison einen auf dem Papier stärker eingestuften Gegner weich.
Der Beobachter

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20.11.2010, badenova-Stadion Freiburg:
Meisterliche Borussen: Gefühltes Unentschieden
SC Freiburg vs. Borussia Dortmund 1:0 (1:2)

Ein bekennender FC-Basel-Fan bekannte zu Ende der ersten Halbzeit: Er, der die Freiburger Heimsiegserie anhand der letzten drei SC-Heimspiele vor Ort mitverfolgt habe, sei sich sicher, der SC werde auch diese Partie mühelos gewinnen. Spektakulären Fußball habe er von Freiburg nie gesehen, doch dass zuverlässig am Ende jeder Partie Freiburger Jubel stehe habe ihn darin bestärkt, sich des Spaßes halber auch dieses Spiel anzusehen, dieser sei hier schließlich garantiert.
Und das war er auch, denn dass Schuster in der 90. Minute nur die Latte und somit nicht zum Ausgleich traf änderte nichts daran, dass die Mehrzahl der SC-Freunde das Stadion gutgelaunt mit einem gefühlten Unentschieden verließen: Die erste Halbzeit ging an uns, die zweite an die Gäste, ist doch alles in Ordnung. Auf dem derzeit hohen Niveau mit Jammern zu beginnen erschien einfach unzeitgemäß.

Hielt viel: Oliver Baumann.
Hielt viel: Oliver Baumann.

Trotzdem sich das SC-Team auch in der ersten Spielhälfte nicht allzu viele Chancen herausspielte bestätigte das Bild auf dem Platz vorerst die Zuversicht unseres Basler Gastes. Sehr geordnet, flexibel und lauffreudig gab die Duttsche Mannschaft eindeutig den Ton an. Die Chancenverwertung blieb ungeachtet dessen bei Null, zum Freiburger Vorsprungstor kam es nur durch eine Ballverhedderung bei der Dortmunder Abwehr, in deren Folge das Leder für einen Augenblick hinter der Torlinie Zuflucht suchte (26.).
Doch Borussen-Trainer Klopp wollte offenbar keine Wiederholung seines letzten Gastspiels in Freiburg. Damals, es war das Schlussspiel der vergangenen Saison, konnte Dortmund gegen die in den Wolken des vorzeitigen Klassenerhalts schwebende SC-Elf rein gar nichts ausrichten. Diesmal griff Klopp zur Notbremse und holte aus seinen Spielern - dem Vernehmen nach durch eine wenig zimperlichen Kabinenansprache - Erstaunliches heraus, wovon die Spieler der ersten Hälfte nach zu urteilen selbst nicht wussten, dass es in ihnen steckt. Nach dieser Radikalkur walzten die Borussen den novembergeschwächten Breisgauer Rasen platt und veranstalteten mit Wahnsinnstempo und irrem Druck ein Dauergetümmel am Strafraum Baumanns. Dieser, der beim letzten Besuch der Pöttler sein Erstligadebüt bravourös absolviert hatte, blieb im Kern unerschrocken und reagierte durchweg blendend. Dennoch musste er unter fortgesetztem Dauerbeschuss zwei Bälle passieren lassen. Dafür blieb in der Schlussphase (86.) ein todsicherer Ball auch ohne Baumanns Händchen außen vor. Herr Kuba hatte den Ball bis wenige Meter vors Freiburger Tor bugsiert, um letzteres vor lauter Glück zu verfehlen. Kann passieren, meint auch Klopp dazu.

Kuba ärgert sich.
Kuba ärgert sich.

Nun wird der Dortmunder Fußball ohnehin soeben zur aufkeimenden Legende - verschiedene Experten sehen in ihm bereits den künftigen Ligameister - und überdies gehört Trainer Klopp zu den wohlgelittensten Gästen des Freiburger Sportclubs. Da fiel es hernach auch Ersatzkapitän Oliver Barth nicht schwer die Niederlage wegzustecken und zu betonen, dass diese aufgrund der inzwischen gefestigten Stabilität seines Teams nicht als böses Vorzeichen fürs nächste Spiel zu werten sei. Und es empfiehlt sich ja wirklich, im Zweifelsfall seine Meister anzuerkennen - zumindest solange es derer nicht zu viele gibt.
Patrick Widmann

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23.10.2010, badenova-Stadion Freiburg:
Der Klabautermann kommt nicht aus K'lautern
SC Freiburg vs. 1. FC Kaiserslautern 2:1 (1:1)

Ein hübsches Modewort macht derzeit allerorts die Runde: Stets nur dann, wenn einen Wunsch nicht zu erfüllen in Aussicht gestellt wird, erschallt der Ruf nach dem Wunschkonzert, das eben gerade nicht zur Debatte stehe. So vieles wird dabei mit dem Stempel "kein Wunschkonzert" versehen, dass ernstlich gefragt werden darf, was denn dann noch übrigbleibt, ja ob es überhaupt etwas gibt, das die bewusste Merkmalskombination aufweisen könnte.
Indes scheint bei vielen Fußballfans der Glaube an das Wunschkonzert unerschütterlich zu sein, wie sich in diversen Fan-Foren zeigt: Mit abruptem Liebesentzug werden Misserfolge unverzüglich abgestraft, im Erfolgsfall dagegen wirkt die bekundete Euphorie wie ein angestammtes Privileg des rechtschaffenen Clubanhängers. Und tatsächlich ist bei manchem Club (wie im Falle eines FC Bayern, vgl. Grundkurs Fansoziologie in folgendem Link: 17.10.2009, Der Geist erwachte nicht) das Recht auf Tore verbrieft und einklagbar. Ebenso, wie andere handelbare Situationen auch - beispielsweise ein geleerter Kühlschrank - ist die Antwort auf Mängel klar: Dann muss man eben einkaufen gehen. In Freiburg jedoch bleibt es eine pure Frage der Zeit, wann einige SC-Offizielle gerne sagen würden, es aber aus guten Gründen stecken lassen werden: "Das ist doch hier kein Wunschkonzert!"

Making History: Papiss Demba Cissé beim 1. Saisonspiel gegen St. Pauli.
Making History: Papiss Demba Cissé beim 1. Saisonspiel gegen St. Pauli.

Sich deshalb jetzt schon zu grämen wäre völlig verfehlt. Der Laden läuft und alle sind zu Recht zufrieden. Den Spielen fehlt es ebenso wenig an Spannung wie an Glücksmomenten. Stets mit einem guten Schuss Dramatik wird im oberen Tabellendrittel herumrangiert. Bei keiner Begegnung dieser Saison konnte von einem klar überlegenen SC die Rede sein, so auch nicht beim Besuch der K'lautermänner am letzten Samstag. Das Freiburger Gespann weiß mit etlichen Ausfällen und Umstellungen umzugehen und in beispielhafter Weise als Team aufzutreten. Und wäre damit dennoch selten als Sieger vom Platz gegangen. Wie auf alten Segelschiffen benötigt die Mannschaft bei jeder Partie einen, wenn nicht gleich mehrere Klabautermänner, die der hart rackernden Besetzung sozusagen aus dem Nichts immer wieder zur Rettung gereichen. Freiburgs Dauer-Klabautermann Nr.1 ist schnell ausgemacht: Ohne Papiss Demba Cissé könnte sich der SC wohl spielerisch meist irgendwie behaupten, doch an Toren bliebe dann nicht viel übrig. Die Klabautermänner Nr.2 bis ca. 22 sind dagegen rasch wechselnde Glücksgeister wie Jan Rosenthal im Spiel gegen Köln oder heuer Felix Bastians mit seinen Vorlagen für den Anschluss- und Siegtreffer.
Und wo doch gerade in umfassend eitlem Freiburger Sonnenschein Fußballgeschichte geschrieben wird, könnten sich verantwortungsbewusste Geister - wir vermuten sie im Tiefbauamt - schon mal Gedanken machen um die Umbenennung irgendwelcher Örtlichkeiten, beispielsweise in "Klabautermännerplatz" oder auch "Papiss-Demba-Cissé-Allee".
Patrick Widmann

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02.10.2010, badenova-Stadion Freiburg:
Der Rosenthal-Tag
SC Freiburg vs. 1.FCKöln 3:2 (2:1)

Es gibt auch im Freiburger Stadion solche Leute, die sich in grundloser Eitelkeit darin gefallen, von Tuten und Blasen keine Ahnung zu haben. Diese Leute haben den Vorteil, über nichts wirklich überrascht zu sein und sich selten groß aufregen zu müssen. Und dann gibt es dort noch jene Leute, die sich seit Jahren professionell mit Fußball auseinandersetzen und dennoch hin und wieder in ihrer Einschätzung meilenweit danebenhauen. Von letzteren seien zwei Exemplare herausgegriffen.
Mann des Tages: Jan Rosenthal.Es war um die fünfzehnte Minute, als ein ansonsten gesittet erscheinender Mensch im Presseraum in lautes Wehklagen ausbrach: Er habe nur auf ein 3:0 gewettet und schon jetzt stehe ein viel zu hoher Sieg fest. Der gute Mann kam wohl per geschulten Blick auf die Tabelle zu seinem Tipp, doch wie trügerisch dieses Orakel sein kann, zeigte sich im letzten Heimspiel zur Genüge.
Als vor Anpfiff zur zweiten Halbzeit die meisten Zuschauer ihre Plätze wiedergefunden hatten, zeigte noch ein weiterer Experte eine bedenkliche situative Orientierungslosigkeit. Nachdem das Publikum bereits sechzig Minuten lang lautstark durchgefeiert hatte rief Stadionsprecher Köhn in gefühlsberstendem Ton, er müsse jetzt "wirklich darum bitten, unserem SC alle Unterstützung" zukommen zu lassen. Keine Ahnung, wo der Mann sich die davorliegende Stunde geistig aufgehalten hatte.
Vielleicht hatte es ihm bereits in der vierten Minute den Verstand geraubt, als sich Kaderneuling Rosenthal mit unglaublicher Behändigkeit durch die Kölner Abwehr durchfoppte um schließlich Keeper Mondragon zur deplazierten Schaufensterpuppe zu degradieren: Einsnull und Riesenjubel.
Schon zuvor war bekannt, dass Jan Rosenthal Fußball spielen kann. In Freiburg wirkte er jedoch bislang eher wie ein guter, disziplinierter Zuarbeiter, der die spektakulären Bravourstückchen anderen überlässt. Und - nicht zu fassen, schon gar nicht für Mondragon - es vergingen nur ein paar Minuten, da traf er erneut. Diesmal per Kopf und gewissermaßen zum Heroentum gezwungen durch Bastians passgenaue Vorlage.

Offensichtlich gefordert: Simon Pouplin.
Offensichtlich gefordert: Simon Pouplin.

Doch was sind schon Personalien bei einem guten Spiel. Wir wollen nicht vergessen machen, dass auch der 1.FC Köln immer wieder zu guten Chancen kam und immerhin zwei Treffer einbrachte. Auch wenn SC-Coach Dutt dies auf Anfrage nach seiner Einschätzung der Fitness Pouplins nicht wahrhaben wollte: Man könne das doch aus dem Spiel gar nicht ableiten, (brummel, brummel) Pouplin sei doch gar nicht gefordert gewesen...
Gewinnt offensichtlich gern: Papiss Demba Cissé.Und weiter wollen wir nicht darüber hinweggehen, dass Dutt mit der Auswechslung Papis Demba Cissés freundlicherweise wartete, bis die Papis-Demba-Cissé-Fangesänge gleichlautenden Texts nach dessen Treffer zum 3:2 Endstand einigermaßen erträgliche Dezibelzahlen erreicht hatten. Sei's drum, dass wir damit erneut der Personalien-berichterstattung verfallen, so sei auch auf die Wiederkunft Topraks und später auch Jägers hingewiesen, die dem Freiburger Spiel in nebst eigenem Volleinsatz entscheidende koordinierende Impulse gaben.
Das Spiel mit den Kölnern hat gezeigt, dass sich das Freiburger Team weniger denn je auf die Formel "11 Freunde" bringen lässt. Der zeitweilig etwas übertrieben erschienene Spielerkauf-Rausch, dem auch der tapfere Yano zu verdanken ist, ließ sich - wie auch immer - offensichtlich in eine extrem muntere Spielergemeinschaft der Marke "Elf-Plus" ummünzen.
Patrick Widmann

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22.09.2010, badenova-Stadion Freiburg:
Zwei Tränchen umrahmen ein unrundes Spiel
SC Freiburg vs. Schalke04 1:2 (0:1)

Kommentare aus SC-Spielerkreisen über das eigene Spiel klingen heuer ein wenig danach, als wisse man eigentlich selbst nicht, womit man sich den immer noch fünften Tabellenplatz verdient hat. Sprüche etwa, man könne gegen jedweden Erstligisten erfolgreich antreten, solange nur mit hundertprozentigem Einsatz gekämpft werde, lassen ein gewisses Schwindelgefühl erahnen, das insbesondere unter Hürdenläufern virulent ist: Schau dich bloß nicht um, sonst strauchelst du! In der Gesamtbetrachtung des Flutlichtabends an der Dreisam zeigen sich keineswegs Gestrauchelte, doch geriet das Freiburger Spiel recht bald in einen Schweinsgalopp, der bis zum Schluss nicht mehr in elegantere Formen zu bringen war.
Auch Schalke führte ein ähnlich holpriges Stückchen auf, jedoch aus exakt gegenteiligen Gründen. Das um hochkarätige Neuzugänge erweiterte Team müsse eben noch zusammenwachsen, so erklärte Altmeister Magath nachher, im Moment spiele man strategisch nach simplem Muster, auf dass jeder Spieler auch ohne lange Vorbereitung wisse, wo sein Platz ist. Viele Chancen ließen sich auf diese Art nicht erspielen, doch unter den wenigen wurden zwei hochkarätig umgesetzt. Zur großen Freiburger Verwunderung bedurfte es nur einer geringfügigen Unachtsamkeit des Freiburger Teams, um Huntelaar und Rakitic je einmal auf Baumann ballern zu lassen, wobei Rakitic letzteren verfehlend das 0:1 erwirkte. Die Freiburger waren kurz verdutzt, meinten aber offensichtlich weiterhin, ein maximierter Kraftaufwand reiche aus um das Blatt zu wenden.
Die beiderseits recht rohe und mitunter gleichsam sinnlose Spielweise erwies sich als undankbare Aufgabe für das dritte Team auf dem Rasen: Die Unparteiischen waren immer wieder hart gefordert und drohten dabei zunehmend selbst aus dem Takt zu geraten. So verwunderte es nicht, dass Schiedsrichter Zwayer in einigen Situationen etwas überhastet wirkende Entscheidungen traf.
Erst zwanzig Minuten vor Schluss der regulären Spielzeit schien es für kurze Zeit, als könne es nun wieder planvoller zugehen auf dem Platz. Mit dem befreienden Ausgleichstreffer Cissés erklangen freundlich die Papiss-Demba-Cissé-Gesänge von Norden herein, wie um die aufgekratzten Spieler einigermaßen zu beruhigen. Tatsächlich war das Freiburger Spiel in der zweiten Halbzeit ohnehin vergleichsweise konzentriert und effektiv, doch reichte es schlicht nicht aus, um dem Schalker Team, das immerhin einige international renommierte Gestalten enthält, eine Niederlage zu bescheren.
Und so konnte es nicht ausbleiben, dass das Ende dem Anfang glich und mit einem zweiten und letzten Schalker Treffer besiegelt wurde. Und als wäre es damit nicht schon Jammer genug, musste der mit zunehmendem Alter verstärkt an Zidane erinnernde Banovic noch in der Nachspielzeit ein Laufduell per Schlagkraft entscheiden. Rot färbte sich darauf das weiße Sportdress seines Kontrahenten und selbiges sah auch Banovic, der in der Folge die nächsten Spiele zuschauen wird.
Schalke-Coach Magath, der aufgrund einer hessisch anmutenden mundartlichen Eigenheit seinen Berufsstand als "Träne" bezeichnet, zeigte sich hernach zufrieden mit seinem Team. Überraschenderweise sprach Dutt ähnliche Lobe für den SC aus und befand überdies, im Grunde hätten seine Jungs angesichts der zweiten Halbzeit den Sieg verdient. Also doch keine Tränen. Jedenfalls nicht vom Freiburger "Träne".
Patrick Widmann

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11.09.2010, badenova-Stadion Freiburg:
Nachholtermin: Eine gute Party
SC Freiburg vs. VfB Stuttgart 2:1 (0:1)

Der Anpfiff zum von SC-Organen proklamierten "Sturm aufs Schwabentor" war noch keine halbe Stunde verhallt, als sich ein kollektives Verstummen um den sonnendurchfluteten Spielplatz herum ausbreitete. Die ausgegebene Parole war - ganz wie der Partyaufruf zum ersten Heimspiel - zur Hochnotpeinlichkeit geraten: Nach einem siebenundzwanzigminütigen allgemeinen Hinundher schoss der zungenbrecherische Wahlschwabe Progrebnyak ein Schwabentor gemäß seiner ganz eigenen Lesart und besorgte damit die Gästeführung. Und schon ratterte die gefühlte Uhr mit mehreren Tausend U/min zurück zu jenem eisigen Wintertage, da der VfB zuletzt an der Dreisam vorbeischaute und Freiburg unmissverständlich darüber aufklärte, aus welchem Stoff die Schwabentore sind.
Das Schweigen der Freiburger Fußballfreunde sorgte allerdings keineswegs für Stille im Stadion. Kraftvoll füllte der - übrigens im Großen und Ganzen ohne viel Häme vorgetragene - wohleinstudierte Fangesang des Gästeblocks selbst im entferntesten Tribünenwinkel sämtliche Ohren. Den zugehörigen Mündern der SC-Fans entrang sich nur noch dann und wann ein mundartliches "Ojojoj, du!", wenn's wieder nicht mehr anders auszuhalten war.
Wohl niemand hätte zu diesem Zeitpunkt genügend Fantasie aufgebracht, um sich die heiser-kehligen SC-Fangesänge vorzustellen, die als einzigen Text die drei Namen des Freiburger Schützenkönigs Cissé gebetsmühlenartig wiederholten und noch lange nach dem Spiel zelebriert wurden.
Doch eigenartigerweise war gleich ab dem Pfiff zur zweiten Halbzeit ein rasanter Stimmungsaufschwung unter SC-Freunden wie -Spielern deutlich zu hören und in der Folge auch zu sehen. Und noch seltsamer: Die Schwaben kriegten von da an rein gar nichts mehr hin.
Dagegen gelangen auf SC-Seite mit einem Mal wieder diese hübschen Kurzpasspassagen und Akrobatikeinlagen, die zu Ende der letzten Saison auch den letzten Skeptikern aufrichtige Bewunderung abnötigten. Hatte der Einbau Cissés ins Team damals seine ersten Früchte getragen, so scheint diesen Herbst ein regelrechtes Erntedankfest angesagt zu sein. Noch war keine volle Stunde gespielt, da stupste Cissé die Kugel ins Netz.
Kurz zuvor war der SC-Neuzugang Kisho Yano für den fleißigen Reisinger aufs Feld geholt worden und zeigte sofort, dass seine Integration wohl vergleichsweise rasch vonstatten gehen dürfte: Mit hoher Bisskraft und erstaunlichem Einfühlungsvermögen in die Teamgegebenheiten verwaltete der Japaner tadellos seine exponierte Position.
Erst ganz zum Schluss, nachdem längst Schuster mit gleichsam leichtfüßiger wie glücklicher Assistenz Butschers den 2:1 Vorsprung erschossen hatte, wurde das SC-Spiel wieder etwas fahrig. So kam der nun aufs Ganze gehende VfB doch noch zu ein paar Chancen, was dem zweiten SC-Keeper Baumann im nachhinein nur recht sein konnte: Er nutzte die gebotenen Gelegenheiten, um bei seinem zweiten Erstligaeinsatz so richtig zu zeigen, was er kann.
Die Spielbewertung von SC-Coach Dutt, der bei der nachfolgenden Pressekonferenz dem Gästetrainer in Sachen Modebewusstsein nur wenig nachstand, fiel heuer ungewohnt pauschal aus: Die Leistung seiner Mannschaft sei "neunzig Minuten lang gut" gewesen. Wengleich die Minutenangabe geradezu nach Korrektur schreit, so ist immerhin der Grundaussage zweifellos zuzustimmen.
Patrick Widmann

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21.08.2010, badenova-Stadion Freiburg:
Das Spiel, das Pech und die Liebe
SC Freiburg vs. St. Pauli 1:3 (0:0)

Herr Boll möchte so gerne einen Platz an der Sonne. Die netten Leute aus dem Norden waren, wie auf ihren Trikots geschrieben stand, mit dem verwegenen Ziel nach Süden gekommen, sich einen Platz an der Sonne zu sichern. Schon viel früher hatten andere nette Leute aus derselben Gegend dies versucht: Das Volk der Sueben - des dortigen Schmuddelwetters nach kurzem Verbleib überdrüssig - strebte einst gen Süden, kam jedoch nie ganz an. Diese Leute machten sich's ersatzweise knapp neben dem eigentlichen Ziel so gemütlich wie es dort eben irgend ging. Und sie bauten in ihrer neuen Heimat mangels Sonne bald so unglaublich viele Häuser, dass sie später in Schwaben umbenannt wurden.
Die aktuelle Rechnung der Sonnensucher aus St. Pauli ging hingegen glatt auf. Zwar steckte der Fanblock im Schattenloch der ausverkauften Arena fest, doch auf dem Spielfeld fehlte einzig und allein das Planschbecken zur gelegentlichen Abkühlung. Fürsorglich wurden jedoch gelbe Putzeimer mit Wasser gefüllt und am Rasenrand weithin sichtbar verteilt.
St. Pauli steckte die 30 Grad immerhin besser weg als die sonnenverwöhnten Gastgeber. Hauptleittragende des Badewannenklimas waren ohnehin die Würstchenverkäufer der obersten Etage, eingeklemmt zwischen Tribünendach und ihrem Grill. Doch diese waren vollkommen irrelevant für die Partie - oder wahlweise "Party", wie die SC-Werbetrommel etwas voreilig und reichlich marktschreierisch das Auftaktspiel angepriesen hatte. Fairerweise taten die Spieler beider Teams fast hundert Minuten nichts, was die Partystimmung des jeweiligen Gegners ernstlich trüben hätte können. Der müde und ziemlich planlose Kick wurde die erste Halbzeit über kaum von adrenalinverdächtigen Aufregern gestört.
Für Dutt war dies kein Grund zum Schimpfen. Wie er später bekannte, wusste er die Ursache der SC-Müdigkeit längst: Er habe das so kommen sehen - meinte er - es sei ja auch kein Wunder, wo doch die Mannschaft gar nicht richtig trainiert sei. Ein wenig verwunderlich war es natürlich schon, dies ausgerechnet aus dem Mund des Trainers zu hören, doch der konnte offenbar nichts dafür.
In der Halbzeitpause jedenfalls ermutigte Dutt seine Schäfchen, wenn schon planlos, so doch wenigstens überhaupt mal loszulegen. Was zeitgleich St. Pauli-Coach Stanislawski mit seinen Spielern angestellt hat, ist nicht überliefert, doch spricht einiges dafür, dass auch dort der liebevolle Zuspruch im Vordergrund stand. Denn, so erklärte der jüngst mit Bravour zum Profitrainer gekürte Hamburger seinen wissensdurstigen Zuhörern später, stets mit Liebe zu spielen sei für einen Trainer die Grundtugend schlechthin.
Dr. Drees, pfeifenwedelnd. Vielleicht lag hierin auch der Grund dafür, dass Schiedsrichter Dr. Drees in schierer Verzweiflung über fehlende Einsatzgelegenheiten für seine bunten Karten immer wieder mal lebhaft mit seiner gelben Pfeife wedelte.
Paradoxerweise bewirkten die gütigen Traineransprachen eine zwar langsam, aber stetig wachsende Bisskraft bei beiden Teams. Das Spiel wurde schneller. Es wurde zur 78. Minute so schnell, dass die ansonsten gut stehende Verteidigung der Gäste kurzzeitig nicht mehr nachkam und ihren Keeper Hain alleine stehen - oder besser liegen - ließ:

Hain sieht Ball nach.
Hain sieht Ball nach.

Makiadi spazierte mit dem Ball, gefolgt von Cissé, nach vorne durch, wo es für Cissé schließlich weniger eine Kunst als die Belohnung für frühere Kunststückchen war, den Ball noch vollends einzuschieben.
Nun, da Freiburgs Party so richtig losging, wurde bedauerlicherweise völlig vergessen, dass sich die Freunde vom St. Pauli bestimmt gewaltig ärgern würden.
Und das wurde rasch und erbarmungslos bestraft: In sieben Minuten wurde dreimal reingesemmelt, zwischendurch noch der baumlange Cissé im Eifer des Gefechts gefällt und aus war die Party. Oder wahlweise Partie. Was soll's.

Gefällter Cissé im Schmerz.
Gefällter Cissé im Schmerz.

Die St. Pauli-Fans indes zogen nach Spielende in einer für Fußballverhältnisse erstaunlich unaufdringlich-heiteren Prozession gen Downtown um den dortigen Cafés und Kneipen durch ihr Outfit den vorübergehenden Anschein zu verleihen, als gäbe es auch im behaglichen Freiburg noch etwas Subkultur. Man sollte diese Leute öfters mal einladen.

St. Pauli - das bisschen mehr Subkultur.
St. Pauli - das bisschen mehr Subkultur.

Patrick Widmann


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