16.12.2008: Oliver Fauser im Dorfgeschwätz-Gespräch
21.11.2008: Orishas, Freiburg, Güterbahnhofshalle
15.11.2008: Jethro Tull / Hank Shizzoe, Basel, AVO-Session
10.11.2008: Patricia Kaas, Basel, AVO-Session
31.10.2008: Gerado Nunez, Zürich-Selnau, EWZ Unterwerk
25.10.2008: ''Whitesnake'' / ''Judas Priest'' und ''AC/DC'', Pratteln, Z7
30.08.2008: Patent Ochsner, Basel, Kunsti St. Margarethen
21.08.2008: Neil Young, Zürich, Hallenstadion
26.07.2008: Paul Simon, Lörrach, Stimmen
21.07.2008: Ben Harper, Freiburg, ZMF
17.07.2008: Night of the Gipsies, Freiburg, ZMF
20.07.2008: Herman van Veen, Freiburg, ZMF
16.07.2008: Runrig, Freiburg, ZMF
15.07.2008: Wolfgang & Florian Dauner / Max Grosch Quartett, Freiburg, ZMF
13.07.2008: Wir sind Helden, Freiburg, ZMF
11.07.2008: Clueso / Blumentopf, Freiburg. ZMF
11.07.2008: Diverse, Montreux, MJF
09.07.2008: Jarabe De Palo, Freiburg. ZMF
09.07.2008: Annett Louisan, Freiburg, ZMF
02.07.2008: Lizz Wright, Lörrach, Burghof
04.07.2008: Maria Mena / Philipp Poisel, Freiburg, ZMF
02.07.2008: Joe Jackson, Freiburg, ZMF
10.03.2008: Chris Rea, Zürich, Kongresshaus
25.02.2008: Cirque du Soleil, Zürich, Hallenstadion
25.01.2008: Mischael Vérollet "Lass uns doch Feinde sein"
21.11.2008:
Orishas heizen ein
Passend zum Wintereinbruch gibt's Erwärmendes in Freiburgs Güterbahnhofshalle
Pünktlich um 7 Uhr machten wir uns auf dem unwegsamen Gelände des Güterbahnhofes auf die Suche nach der Konzerthalle. Nach längerem hin und her fanden wir einen einsamen Parkplatzeinweiser, der als Einweiser unnötig war, da es eh keinen Platz gab, aber immerhin als Wegweiser war er nicht schlecht. So kamen wir kurz nach 7 Uhr in die Halle, wunderten uns schon sehr, legte die erste Gruppe, die Ohrbooten, doch schon richtig los. Was nicht schlecht war, die Halle ist zwar optisch klasse, eine alte Lagerhalle mit wunderschönen Fenstern, nur zieht es da wie Hechtsuppe. Wir also raus aus dem Mantel und rein ins Vergnügen. Nach ca. 30 Minuten Ohrbooten war es wärmer. Die coole Mischung aus Reggae/Funk/Hip-Hop/ Dancehall/ Weltmusik/Rock/Pop zog auch uns auf die Tanzfläche, eine superkurze Umbauphase später waren schon die Babacools auf der Bühne. Die siebenköpfige Gruppe um den spanisch singenden Caramelo und den englisch singenden Lobstarr heizte kräftig ein, spätestens nach dem Jumplied "la Carretilla", auf deutsch "der Frosch", war dann die Stimmung im karibischen Bereich. Kurze, wirklich superkurze, Umbauphase später waren dann die Stereo MC´s auf der Bühne, eine richtig klasse Lifeband. Mitte der 80er Jahre in UK von Rob Birch und Nick Hallam gegründet, feierten sie Anfang der 90er Jahre Riesenerfolge, u.a. als Vorgruppe von U2. Ja, jetzt hier als Anheizer für die Orishas.
Die Band mit zwei genialen Frontgirls ließen es ordentlich krachen, britisch cooler Sound, gepaart mit einer gelungenen Video Show. Die Stereo MC´s ließen ihr komplettes Repertoire vom Stapel. Super Dancefloor Musik, die Stimmung kochte. Fehlte nur noch "Connected", Begeisterung pur. Schwer das noch zu toppen, was die Orishas nach einer superkurzen Umbauphase, nach gefühlten 20 Minuten Auftritt von den Stereo´s, versuchten. Es zwar nicht schafften, aber zwei super Gruppen am Abend, wer kann da schimpfen? Die Orishas legten gleich richtig los: die drei Jungs rapten im Vordergrund, Percussion, eine super Trompete und Keyboards, alles was man zum karibischen Sound braucht, "Son las Orishas" gleich zu Beginn, dann quer durch das gesamte Repertoire alter und neuer Songs, der Auftritt einer kubanischen Schönheit, von der Band auf die Bühne geholt, brachte die Stimmung endgültig zum Höhepunkt.
Nach 8! Zugaben war der Abend vorbei, eines der besten Konzerte, die ich seit langem gehört habe, ein absolut gelungener Mix verschiedenster Musikrichtungen, vom Feinsten!
ZD
Zuschauer: ca. 500
Spieldauer: ca. 4 h brutto
15.11.2008, Festsaal der Messe Basel:
Jethro Tull bieten ein Spitzenkonzert...
und auch die Vorband weiss zu überzeugen.
Am Samstagabend war eine der dienstältesten Bands der Rockmusik bei der Basler AVO-Session zu Gast. Logisch dass wir uns das nicht entgehen ließen. Erfreuliches erfuhr man bei den einleitenden Worten des Festivalpräsidenten Matthias Müller. Die Verträge mit den Sponsoren seien verlängert und somit das Bestehen der AVO-Session für die nächsten vier Jahre gesichert.
Eröffnet wurde der Abend dann von Hank Shizzoe und seinen Direktoren. Der Schweizer Sänger und Gitarrist wurde vom legendären "Rolling Stone Magazine" einmal als "der beste Roots Rock Musiker der nicht aus den USA stammt", bezeichnet. Da der gemeine Ami ja bekannterweise zu massloser übertreibung (soooo glad to see you!) neigt, blieb die Erwartungshaltung eher gering. Diese stieg auch nicht wesentlich, als die vier Mann; eher an eine Lehrerband erinnernd, denn an eine Rockband, die Bühne betraten.
Aber dann die überraschung. "Hank Shizzoe & The Directors" sind eine richtig gute, knackige Rockband die verschiedenste Einflüsse verarbeitet. Müsste ich sie in eine Schublade packen, dann würde ich wohl "Südstaaten Rockblues" kreieren. Die Gruppe um ihren Chef Thomas Erb, wie Hank mit bürgerlichem Namen heisst, unterhielt das Publikum aufs Beste, wozu auch die launigen überleitungen beitrugen. Nach über einer Stunde rundete Hank Shizzoe mit "Six Blade Knife" vom ersten Dire Straits Album als Zugabe, seinen Auftritt ab. Ich kann jedem der auf handgemachte Musik steht empfehlen, auf den Namen " Hank Shizzoe & The Directors" zu achten. Es ist sicher nicht übertrieben, bei dieser Combo von einem Geheimtipp zu sprechen.
Nach einer Umbaupause, die nicht nur mir lange vorkam, war es dann soweit. Wirkliche Dinosaurier der Rockmusik enterten die Bühne im Festsaal und der Auftritt von Jethro Tull sollte ein Fest werden. Der viel jünger als 61 wirkende Ian Anderson verkündete, er würde viele alte Songs spielen und nicht einer im Saal protestierte. Das wallende Haupthaar hat Ian Anderson zwar gegen ein Piratentuch über dem heute spärlichen Schopf eingetauscht, aber seine Stimme, seine Art wie ein Kobold über die Bühne zu tanzen und vor allem sein "einbeiniges Flötenspiel" sind doch all die Jahre einzigartig geblieben. "Thick As A Brick", "Too Old To Rock n`Roll", "Heavy Horses", "Boureé" und andere Klassiker der Bandgeschichte wurden frisch und voller Spielfreude intoniert, jeweils vom begeisterten Publikum frenetisch beklatscht. Leider waren es wieder einmal die weniger musikalischen Gäste, die wie unter Zwang bei leiseren Passagen begannen, laut aber dafür falsch mitzuklatschen. Das sind die seltenen Momente, wo ich mir die Lizenz zum Töten wünsche.
Minstrel in the Gallery: Ian Anderson. (Foto: Dominik Plüss)
Ian Anderson erzählte zwischen den Songs gut gelaunt Anekdoten, der Sound war brillant, das Licht spartanisch eingesetzt und dadurch umso wirkungsvoller; an der Darbietung der fünf Musiker gab es nichts auszusetzen. Auf den üblichen Ritus; Band verschwindet, Zuschauer klatscht, Band kommt noch mal; verzichteten Jethro Tull.
"Aqualum", mit einem der wohl zehn besten Gitarrensoli der Rockgeschichte und das unvermeidliche "Lokomotvie Breath" wurden in den jetzt tanzenden Saal geblasen; kurzer Abschied und dann war die Band verschwunden. 90 Minuten Zeitreise waren zu Ende.
Es war wieder einmal ein Erlebnis, diese einmalige Atmosphäre bei der AVO-Session. Wirklich beruhigend dass der Erhalt dieser Veranstaltung für die nächsten vier Jahre gesichert ist.
TheBishop
Spieldauer Jethro Tull: 90 Minuten
Jethro Tull sind:
Ian Anderson, Vocals, Flute, Guitar
Martin Barre, Guitar
Doane Perry, Drums
David Goodier, Bass
John O'Hara, Keyboard
AVO-Session Basel
Homepage von Jethro Tull
Homepage von Hank Shizzoe
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Dominik Plüss
10.11.2008, Festsaal der Messe Basel:
Kaas nach langer Abstinenz zurück auf der Bühne
Patricia Kaas stellt im Rahmen der AVO-Session ihr neues Album vor
Endlich wieder einmal Kultur. Eine leichte Fußballübersättigung in den letzten Wochen ist nicht zu verleugnen und so gab man sich mal wieder das Vergnügen, ein Konzert zu besuchen. Ein Konzert? Nein! Ein Konzert bei der AVO-Session im Festsaal der Basler Messe - kaum vorstellbar, dass ein Konzert in noblerem Rahmen stattfinden kann. Entsprechend (aber nicht unangemessen) sind die Preise und vielleicht liegt es daran, dass man selbst das Durchschnittsalter des Publikums wieder einmal senkt. Oder auch an der Verdrängung, dass man vielleicht tatsächlich gar nicht mehr so jung ist, wie man sich immer noch fühlt und geriert. Aber irgendwie fühlt man sich rund zehn Jahre zurückversetzt, als man Patricia Kaas und ihr Live-Album Carnets De Scène entdeckt und rauf und runter gehört hat. Man fällt zurück in die Zeit und träumt davon, die Scheibe dann doch mal wieder zu hören, im Bestfall mit einer Flasche Rotwein und der bezaubernden Person, von der man mit Handschlag in Foyer begrüßt wurde. Wunschdenken - zurück in der Realität wird Patricia bald auf der Bühne stehen, leibhaftig.
Doch zunächst muss man Heidi Happy über sich ergehen lassen. Leider muss man das in der Rückschau so deutlich formulieren, wie so oft eine Vorband, wo am Ende eigentlich nur applaudiert wird, weil man froh ist, dass es endlich bald wirklich losgeht. Happy gehört "zu den spannendsten Newcomern der Schweizer Pop-Szene" verspricht der Pressetext. Seltsam instrumentiert tritt Happy auf, drei Streicher, die indes ihr Instrument oft zupfend bedienen, ein Keyboarder und Happy selbst, in der Bühnenmitte sitzend, zwei Gesangsmikrofone vor der Nase, ein Taschenxylophon und sporadische Schlaginstrumente und manchmal hat sie auch eine Gitarre in der Hand. Man ist schon beim ersten Stück geneigt, den Daumen zu senken, doch dann performed Happy ein Stück ganz alleine und lüftet damit auch, warum sie zwei Mikrofone hat: eines davon ist mit einem nicht endendem Delay ausgestattet, womit sie sich mal schnell die Rhythmusspur selbst einsingt, doch irgendwie zu abrupt endet das Stück ohne Pointe. Und am Ende geht dann doch der Daumen runter.
Als eingefleischter Tabakwarenkonsument - andere würden es als Kettenraucher bezeichnen - gewinnt man dem Umstand, dass geraucht werden darf, einige positive Seiten ab, zumal der Festsaal durch die Bestuhlung alles andere als Menschenüberflutet ist, wie man das sonst bei Stehkonzerten kennt. Die Luft ist alles andere als stickig und man kann tatsächlich guten Gewissens das ein oder andere Zigarettchen schmauchen. Anders als gestern im Stadion übrigens, da musste man sich in der Saarländischen Hauptstadt noch anhören, man möge bitte das Rauchen einstellen, es störe. Im Freiluftstadion und bei diesem nervenaufreibenden Spiel? Die Schweizer sind da dann doch etwas relaxter, aber die beiden Schweizer im Saarbrücker Stadion standen auf dem Platz. Und eine davon hielt den Sieg fest. Merci dafür, der war wichtig gegen diese - ähm - da fällt mir kein Wort ein, was an dieser Stelle geschrieben werden könnte. Selbige Torverhinderin war es, die einen sensationellen Tipp hatte, wenn man gerade ein Fisch geangelt hat, aber nicht in der Lage ist, ihn zu töten - wie das beim Segeln durch Schweden durchaus vorkommen kann: "Schluck Schnaps ins Maul, tot." Was gibt es humaneres, als einem Fisch den plötzlichen Alkoholtod anheim fallen zu lassen?
Die Abschweifungen sind vorbei, die Umbaupause auch - sehr passend.
Gibt es einen nobleren Rahmen? Wohl kaum...
SIE tritt in Erscheinung, nach rund dreijähriger Bühnenabstinenz ist die in Zürich lebende Französin wieder zurück auf den Brettern die die Welt bedeuten. Im eher intimen, noblen Rahmen, aber zurück. Bereit, ihr neues Album vorzustellen, dass in den nächsten Tagen auf den Markt kommen wird. "Kabaret" wird es heißen und so wurde auch die Show durchchoreographiert. Alles weitgehend in Schwarz-weiß gehalten, da und dort silbern funkelnder Tand, eine große Videowand auf der Bühne und mit Stéphanie Pignon eine Tänzerin, die das Kabaret zur perfekten Revue aufwertet. Der anfängliche Gedanke, dass sowohl Pignon, als auch Kaas schon so alt aussehen, dass sie damals in den 30er Jahren, auf die sich Kaas in einer der wenigen Ansagen bezog, und aus der Zeit auch immer wieder Filmaufnahmen von einschlägigen Cabarets auf der Videowand laufen, schon getanzt haben, wird beim Blick auf eine der beiden seitlich der Bühne angebrachten Großbildleinwänden gleich wieder verworfen. Die Kamera lügt nicht.
Kaas und mit ihr die perfekt instrumentierte Kapelle liefern eine angenehme Mischung der neuen Songs und altbekannten Stücken ab. Wobei auffällt, dass im Vergleich zur zuletzt im Sommer gehörten Chansonette Annett Louisan hier eindeutig Kaas mit ihrer Bühnenpräsenz die Hauptrolle spielt. Louisan wurde dann doch eher von der brillanten Begleitband getragen, was aber die Leistung der Musiker um Patricia Kaas nicht schmälern soll.
Kaas hat sich mit dem neuen Album nicht gerade neu erfunden, aber einmal mehr, was schon so gut ist, muss man auch nicht zwingend ändern, nur um des änderns willen. Eine Sensation sind die Instrumentaleinlagen, die mit schnellen Rhythmen dann doch einen bisher nicht gehörten Aspekt zeigen, die Tanzeinlagen von Pignon, bisweilen synchron mit Kaas, tun ihr übriges dazu und man versteht plötzlich, warum immer wieder gesagt wird, diese Frau lebe von ihren Auftritten. So etwas kann man nicht auf DVD bannen, geschweige denn auf CD. So etwas muss man live gesehen haben.
Nach gut 80 Minuten hält es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen, nach Patou Blues gibt es stehende Ovationen und Kaas geht rasch in die Garderobe, um sich wieder etwas mehr, als ihren BH anzuziehen. Danach noch zwei eher ruhige Stücke, tiefe Verbeugungen in alle Richtungen des Publikums und den obligatorischen Blumenstrauß vom Festivalpräsidenten Matthias Müller. Europa darf sich in den nächsten Monaten auf die Konzerte von Patricia Kaas freuen. Nächsten Sommer übrigens auch Freiburg beim ZMF (8.7.2009).
jh
Spieldauer: 100 Minuten, handgestoppt
Zu-Spät-Faktor: 6,5
Für Patricia Kaas musizierten:
Kevin Reveyrand, Bass
Matthieu Rabate, Schlagzeug
Pierre-Emmanuelle Somer, Trompete, Saxophon, Klarinette
Christophe Raymond, Violine
es tanzte: Stéphanie Pignon
AVO-Session Basel
Heimatseite von Patricia Kaas
Fische töten und andere Messerstechereien
Annett Louisan auf dem Freiburger ZMF
31.10.2008, Zürich Selnau, EWZ Unterwerk:
Gerado Nunez verzückt sein Publikum
Flamenco vom Allerfeinsten am Jazznojazz-Festival
Mit dem EWZ Unterwerk in Zürich Selnau tauchte am Freitagabend ein neuer Veranstaltungsort in unserem Kalender auf. Bei der Location handelt es sich um eine ehemalige Maschinenhalle, die erst seit September 2001 für kultutrelle Veranstaltungen genutzt wird.
Gerado Nunez, einer der weltbesten Flamenco-Gitarristen hatte sich angekündigt und mit nur minimaler Verspätung betrat er die Bühne, verstärkt durch zwei Sänger und einen Cajon Spieler (Cajon = Schachtel, typische Flamenco Trommel, die zwischen den Beinen gehalten wird). Als überraschungsgast hatte Nunez seine Frau, Carmen Cortes, Tänzerin von Weltruf mitgebracht, was vom fachkundigen Publikum mit frenetischem Applaus belohnt wurde.
Gruppenbild ohne...
Von Anfang an zeigte der 1961 in Jerez de la Frontera (Andalusien) geborene Gitarrist, dass er ein Ausnahmekönner auf seinem Instrument ist. Gerado Nunez gilt als New Flamenco Gitarrist, mischt er doch die Stile und scheut sich auch nicht, deutliche Anleihen beim Jazz in seine Kompositionen einzubauen. So bot er dem begeisterten Publikum spannende, hochklassige Musik. Er zog alle Register und führte die Zuhörer durch die Spielarten des Flamenco. Er brachte Buleria, Tango, Alegria, Rumba oder Soleares zu Gehör, begleitet von den Sängern, dem typischen Händeklatschen und den Tönen der Cajontrommel. Besondere Spannung kam auf, wenn Carmen Cortes in wechselnden Kostümen, mit unglaublicher Grandezza und rasend schnellen Schrittfolgen, den Rhythmus voran trieb. Lediglich bei zwei A-cappella-Einlagen wirkte das ansonsten faszinierte Publikum leicht irritiert. Der klagende Zwiegesang der Männerstimmen wurde von meinem Nachbarn so kommentiert: "Wie bei Asterix in Spanien…Ajajei, ich bin ja so unglücklich". Hier hätte es sicher geholfen, den Text zu verstehen.
Im Mittelpunkt blieb aber das Gitarrenspiel des Gerado Nunez. Teilweise mit offenen Mündern verfolgten die Anwesenden die unglaublich brillanten Rasgueados (typische Flamenco-Anschlagtechnik), Arpegien (Zupftechnik), Picados (Solospiel mit mehreren Fingern) oder das Alzapua (spezielle Daumentechnik) und so manch anwesender Hobbygitarrist, schüttelte öfter fassungslos den Kopf, ob der aberwitzigen Geschwindigkeit der Tonfolgen. Doch bei all dem unglaublichen Tempo; der Maestro verstand es, seinem Spiel Seele zu verleihen. Mann hatte immer das Gefühl, jeder einzelne Ton klingt genau so, wie er es sich vorstellt.
...und mit Dame.
Zufrieden dankten die Zuhörer Gerado Nunez und seinen Mitstreitern nach 105 Minuten der Extraklasse mit stehenden Ovationen. Schön dass es den Veranstaltern gelungen ist, einen der ganz grossen des Flamenco für ihr Festival zu gewinnen.
TheBishop
25.10.2008, Pratteln, Konzertfabrik Z7:
Coverbands sorgen für Riesenparty
"Whitesnake", "Judas Priest" und "AC/DC" gaben sich die Ehre
Am Samstag, den 25.10.08 war das Dorfgeschwätz erstmal zu Gast im Z7 in Pratteln. Anlass war der Auftritt der Band "IPD", die "Whitesnake" Cover angekündigt hatten und deren heutiger Bassist vor 25 (in Worten: fünfundzwanzig) Jahren Gitarrist in einer gemeinsamen Band war. Zudem verhiess auch das weitere Setup einen angenehmen Abend, waren doch noch die "Metal Gods" (Judas Priest) und "Live/Wire" (AC/DC) angekündigt. Und schlussendlich war ein Besuch in dieser legendären Location schlichtweg überfällig.
Hatte Spaß: IPDs Nicki am Bass.
Die Akkreditierung ging ohne Probleme vonstatten und so stand ich rechtzeitig und erwartungsfroh vor der Bühne, als "IPD" dieselbe betraten. Satt und laut legten die Jungs los und waren bei ihrer Performance soundmäßig nah am Original. Es herrschte von Beginn an gute Stimmung und das Publikum ging voll mit. Die Band hatte Spass und besonders der Sänger und der Gitarrist hatten sich richtig lieb. Bass und Schlagzeug bildeten ein solides Fundament, der Gitarrist lies seine Finger über die Saiten flitzen und der Sänger röhrte, dass die Adern am Hals hervortraten. Eine wirklich gelungene Performance. Der einzige Kritikpunkt: Bei ruhigeren Passagen überlagerte der Keyboardteppich lautstärkemäßig die Gitarre, so dass diese kaum zu hören war. Aber dafür können die Jungs auf der Bühne nichts. Auch wenn "Whitesnake" jetzt nicht die absoluten Killersongs zu bieten hat, "IPD" machten Laune und boten einen perfekten Einstig in den Abend.
Metal Gods: Sie wollen nur spielen.
Waren "IPD" noch ohne jeglichen Schnickschnack ausgekommen, so änderte sich das bei den "Metal Gods" schlagartig. Mit Getöse detonierten die Pyros und so mancher im Publikum war danach so richtig wach. "Metal Gods" legten Wert darauf, die Show ihrer Vorbilder stilecht auf die Bühne zu bringen. Der Sound kam vollfett, stellenweise boten die "Metal Gods" wirklich großes Kino. Vor allem die beiden Gitarristen machten einen Eindruck, als kämen sie gerade von einem Banküberfall. Witzig auch der Roadie der Band, der sich im Schottenrock mal auf der Bühne, meist aber im Publikum herumtrieb und gerne bereit war, vor allem den Frauen zu beweisen, dass ein echter Schotte nix unterm Kilt trägt. Auch der letzte im Publikum hatte jetzt wohl seine "Warmtrinkphase" hinter sich und nun kochte die Begeisterung hoch. Bierbüchsen wurden nicht mehr zwingend in die Mistkübel entsorgt, sondern an Ort und Stelle zertreten. Die Stimmung stieg merklich an, die Lautstärke auch. Richtiges Partyfeeling kam erstmals beim Song "Breaking The Law" auf und der Band gelang es, dieses zu halten. Nach dem Ende des Klasse Gigs zog es nicht wenige der Zuhörer erstmal an die frische Luft.
Ließen die Hells Bells läuten: Life/Wire.
Nachdem erneut relativ flottem Bühnenumbau enterten dann "Live/Wire" die Bühne und die Fans drängten nach vorne. "Cello", der Gitarrist der den Angus gab, war nicht nur mit seiner Gibson SG, sondern auch optisch erstaunlich nah am Original, wenn auch einen Kopf grösser. Auch diese Band geizte nicht mit Feuerwerk. Die Grossen und kleineren Hits von AC/DC wurden jeweils begeistert aufgenommen, es herrschte einfach eine geile Stimmung. Rock'n'Roll in Reinkultur. Für all diejenigen die bei dem Wort "Coverband" die Nase rümpfen wäre diese Veranstaltung ein echtes Aha-Erlebnis gewesen. Was für eine Party! Nach über vier Stunden lauter, harter Musik taumelten die Meisten leicht angeschlagen aber selig lächelnd hinaus in die kalte Nacht. Das Rauschen in den Ohren ist mittlerweile verschwunden, das zurück denken macht noch immer Spass.
TheBishop
Homepage von IPG
Homepage der Metal Gods
Homepage von Live/Wire
30.08.2008, Basel:
Büne Huber sorgt erneut für Gänsehaut
Patent Ochsner uff de Kunsti St. Margarethen
Fast auf den Tag genau drei Jahre nach ihrem grandiosen Konzert auf der Basler Kunsteisbahn gab sich Büne Huber mit seiner Band Patent Ochsner zum zweiten Mal die Ehre. Und wieder strömten bei herrlichem Spätsommerwetter die Massen um den charismatischen Berner samt seiner Kapelle zu sehen und zu hören.
Als Vorband spielte, wie beim letzten Mal, "Gustav", eine originelle Combo um den Deutsch und Französisch singenden Pascal Vonlanthen, der jüngst mit dem Kulturpreis des Kantons Freiburg ausgezeichnet wurde. Und diese Band ist wirklich hörenswert. Werden Vorgruppen vom Publikum, dass ja auf den Hauptact wartet, zumeist nur geduldet, machten diese Jungs richtig Spass und brachten schon gehörig Stimmung in die Bude.
Nach einer obligatorischen Umbaupause war es dann soweit, Patent Ochsner stürmte die Bühne, und legte los, der feine Herr Huber nahm sich noch ein wenig Zeit und gesellte sich mitten im Stück unter frenetischem Applaus dazu; die Party begann.
Der Maestro ganz gross. Büne Huber (Archivfoto)
Wer je das Glück hatte an einem Patent-Ochsner-Konzert dabei zu sein, der weiss wie die nächsten, fast zwei Stunden abliefen. Von Anfang an herrschte eine Stimmung, wie sie bei einem Konzert einer Schweizer Band wohl ihresgleichen sucht. Büne Huber mischte alte, neuere und ganz neue Songs, gab zwischen den Stücken den launigen Geschichtenerzähler (einziger winziger Minuspunkt: seine Sprechstimme war zeitweise nur in den vorderen Reihen einwandfrei zu verstehen) und zeigte sich, wie die gesamten "Ochsen" in guter Frühform, war es doch das erste Konzert seit längerer Zeit.
Ohne je das Publikum animieren zu müssen, sangen die ca. 5000 aus vollem Hals die Refrains, klatschten und johlten dass es eine Freude war. Dramaturgisch geschickt verteilt kamen Ludmilla, Bälpmoos, W-nuss vo Bümplitz und als abschliessender Höhepunkt Scharlachrot; jeder der Songs fast schon Schweizer Kulturgut.
Der mittlerweile 46-jährige Büne Huber steht zum Glück künstlerisch noch voll im Saft, was er mit seiner,
am Vortag erschienenen CD The Rimini Flashdown eindrucksvoll unter Beweis stellt. So sind noch weitere "geile" Patent Ochsner Konzerte garantiert. Und das ist gut so.
Um der Journalistenpflicht genüge zu tun darf nicht unerwähnt bleiben, dass das mangelhafte Catering doch für einigen ärger unter den ansonsten gutgelaunten Besuchern sorgte. Völlig unfähiges, überfordertes Personal war nicht in der Lage, Hunger und Durst der Gäste auch nur annähernd zu stillen. Wartezeiten von über eine Stunde für einen Klöpfer oder ein Bier sind inakzeptabel. Da die Kunsti Gesellschaft für das Catering verantwortlich war, kann man dem Veranstalter keinen Vorwurf machen. Vielleicht gelingt es diesem ja, beim nächsten Event selbst für die Bewirtung sorgen zu können.
Ansonsten war es ein rundum gelungenes Konzert, wie man es von Patent Ochsner gewohnt ist. Die Meisten der restlos begeisterten Anwesenden dürften hoffen: Giele u Modi, bis gly…
TheBishop
Zuschauer: 5000
Spieldauer: 1h50
Heimatseite von Patent Ochsner
Bericht Patent Ochsner 13.08.2005
Interview mit Büne Huber
21.08.2008:
Der Rock'n'Roll stirbt niemals
Neil Young im Züricher Hallenstadion
Der Rock'n'Roll stirbt niemals - das bewies mit unbändiger Kraft der mittlerweile zweiundsechzigjährige Kanadier und immer noch unbeugsame Rock'n'Roll-Rebell, ein Fossil der Musikgeschichte, bei seinem Auftritt im lange nicht ausverkauften, Züricher Hallenstadion am vergangenen Donnerstag.
Neil Young hüpft von Anfang an hinter seinem Mikrofonständer, im schlichten, mit Farbschlieren bedeckte schwarzen Anzug auf und ab, als würden ihn und seine Gitarre Stromstöße durchfahren, und lässt das Publikum seine alles verzehrende Liebe zur Rockmusik mit durchleben. Mit über vierzig Jahren Musikerfahrung vermag es der introvertierte Liedermacher und Rocker mit seiner klagenden Fistelstimme und seinem Instrument auch heute noch, generationsübergreifend die Herzen seiner treuen Anhänger zu erreichen.
Den ersten Song Love and only Love, hat er schon so dargeboten, wie manch andere Band ihre Zugaben spielen würde - mit allem was man geben kann.
Bereits beim zweiten Stück, Hey Hey, My My, von seinem 1979 veröffentlichten Rust Never Sleeps-Album (meiner Meinung nach das Young'sche Referenzwerk), probten die Fans auf den billigen Plätzen in der bestuhlten Halle, den Aufstand. Zunächst versuchten zwei, drei Zuschauer, an den Ordnern vorbei, im Mittelgang zur Bühne vorzustossen. Keiner wollte bei diesem energischen Sound sitzen. Erst walteten die Security-Leute ihres Amtes. Aus drei Unzufriedenen wurden zehn, zwanzig dann hundert. Und Volkes Wille setzte sich für einmal gegen die "Obrigkeit" durch. Zahlenmässig plötzlich hilflos unterlegen resignierten die tapferen Securities und die Meute stürmte durch den freigegebenen Korridor und füllte innert Sekunden die ganze freie Fläche vor der Bühne. Was wäre alles möglich, wären die Menschen sich immer so einig. Schade nur, dass Neil Young in diesem Moment nicht Rocking In A Free World spielte.
Während Neil Young über die Bühne wirbelt, malt ein Tourbegleiter im hinteren Teil der Bühne Bilder, auf denen die Songtitel zu lesen sind. Andere Gemälde wurden schon vorher vollendet und werden bei den entsprechenden Liedern auf einer Staffelei im vorderen Teil der Bühne aufgestellt. Die Härte beim Vortrag des eigentlich leichten, beschwingten Everybody knows this is Nowhere, wirkt ungewohnt aber nicht unpassend. Es folgen ältere Songs wie Powderfinger, Cortez the Killer, Cinnemon Girl und das neue Spirit Road.
Neil Young ist kein Mann der großen Worte: Außer einem verstohlenem "Thank You, Folks, you`re so kind" wendet er sich kaum an sein Publikum, die Musik ist eindeutig sein Sprachrohr. Es bereitet einfach Freude die Band auf der recht übersichtlichen Bühne zu beobachten, wie sie mehr Präsenz beweisen, als so manche jüngere Rock'n'Roll-Kollegen bei ihren computergestützten Auftritten.
Statt auf Nebelschwaden und Laserkanonen vertrauen Mister Young und seine fleißigen Gesellen - nicht zu vergessen seine Frau Peggy an verschiedenen Instrumenten, bzw. als Chorsängerin - auf wenige, gezielte Scheinwerfer und markante Bühnen-Accessoires. Es stehen die altgedienten Fender-Verstärker hinter ihm und er spielt immer noch seine geliebte "Gibson Les Paul" (old Black). Es erstrahlt ein grellrotes Telefon neben dem Schlagzeug, starrt eine indianische Totemfigur mit hässlicher Fratze ins Publikum, als wolle sie die bösen Geister von den Musikern fernhalten. Alles Mobiliar, dass man immer wieder bei seinen Konzerten sieht.
Die überraschende Wendung hin zum ruhigeren, akustischen Teil des Abends erfolgt mit dem traurigen Oh Lonesome Me. Für Mother Earth begibt sich Neil Young zur Orgel und erzeugt eine erhabene, edle Stimmung, die das Publikum in ihren Bann schlägt. Mit The Needle And The Damage Done, Heart Of Gold und Old Man folgen drei seiner populärsten Lieder. Dass er sich seinem erfolgreichsten Album Harvest so ausgiebig widmet, begeistert sicherlich viele im Publikum, zumal die Arrangements den Studioversionen gleichen und ihnen in der Umsetzung an Klasse nicht nachstehen. Das überzeugendste Lied dieses Teils des Konzerts ist das grandiose Unknown Legend, das Portrait einer Kellnerin aus einer amerikanischen Kleinstadt, die leidenschaftliche Motorradfahrerin ist. In den ruhigeren Stücken offenbart sich Neil Youngs glänzende gesangliche Verfassung (im Gegensatz zu früheren Jahren).
Zum Abschluss des mehr als zweistündigen Konzerts spielt Neil Young zwei Songmonumente. Bei Cowgirl in the Sand, in einer unglaublichen 15-Minuten-Version, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen und der Klassiker Rockin`in the free world bildete den Abschluss mit stehenden Ovationen. Beide wurden episch arrangiert und stellten sein Gitarrenspiel noch mal in den Mittelpunkt. An Ausdrucksstärke ist Neil Young in der Liga der Top-Rockgitarristen anzusiedeln, so vielfältig sind seine Soli, so breit ist seine Palette an Emotionen, die er in seinem Gitarrenspiel zum Ausdruck bringen kann. Seine Gitarre wimmert, jauchzt, klagt, heult, kreischt, jubelt, krächzt, brüllt und schreit dass es eine Freude ist. Er beherrscht sein Werkzeug bis ins Detail. the Bishop nennt ihn liebevoll ein "Gitarrenmonster"!
Der Meister jagt mit wehendem Haar durch das Programm, schafft mit seinen sechs Stahlsaiten immer wieder schier endlos wirkende Krachcollagen, welche aber immer wohltuend für Ohren und Hirn wirken. Als Zugabe spielte er A Day in the Life von den Beatles. Eine wunderschöne zu Anfang melodische Version, die zwischendurch das Gefühl eines LSD-Trips aufkommen lies, endet in einem infernalischen Höhepunkt. Der Meister fetzt einzelne Saiten von seinem Instrument, der Sound überschlägt sich, die Halle tobt. Dann stellt er die Klampfe abrupt in ihren Ständer.
Die von den Feedback-Orkanen verzerrte, bzw. getötete Schönheit des Augenblicks, lässt die Menge verdattert zurück und erst langsam wieder in die Realität eintauchen. Die meisten von ihnen begreifen erst später, Zeugen einer musikalischen Seelenerkundung, einer lärmenden Meditation gewesen zu sein. Sie alle erlebten einen großartigen Abend mit einem einzigartigen Musiker samt Gefolgschaft, welcher sie mit der Erkenntnis zurückließ, dass der Rock'n'Roll wohl niemals sterben wird.
Wenn er mit solcher Spielfreude auftritt, wie an diesem Abend, muss das Konzert gut werden, so stark ist das Songmaterial und so intensiv und dicht der Klang seiner Band. Diese besteht diesmal allerdings nicht aus der klassischen Crazy Horse Besetzung, sondern wird von (Pedal-Steel)-Gitarristen Ben Keith, Bassist Rick Rosas und Drummer Chad Cromwell sowie von Peggy Young und Anthony Crawford (hauptsächlich Background-Gesang) gebildet.
Es ist gut von Zeit zu Zeit daran erinnert zu werden, dass er einer der ganz großen Künstler unserer Gegenwart ist, ein unermessliches Reservoir an Kreativität. Er hätte dreimal neunzehn andere Lieder spielen können, die genauso passend und genauso großartig gewesen wären…
Danke, Neil Young!
sw / the Bishop
Zuschauer: 3400
Spieldauer: 2 h 15 min
Setlist: Love And Only Love - My My Hey Hey (Out Of The Blue) - Everybody Knows This Is Nowhere - Powderfinger - Spirit Road - Cortez the Killer - Cinnemon Girl - Oh Lonesome Me - Mother Earth - The Needle And The Damage Done - Unknown Legend - Heart Of Gold - Old Man - Get Back to the country - Just singing the Song for change - Sea change - Cowgirl in the Sand - Rockin in the free World Zugabe: A Day in the Life (Beatles)
Homepage von Neil Young
26.07.2008:
Hippiefest auf Steinen
Paul Simon spielt auf dem Marktplatz in Lörrach auf
Eine super pünktliche Vorband begrüßt die Zuschauer auf dem Marktplatz in Lörrach zu einem der Hauptacts vom Stimmen-Festival. Sie sind gekommen um das Paul Simon Konzert zu hören. Die französisch-schweizerische Band Lole klingt etwas lethargisch und plätschert langsam vor sich hin. Das undankbare Los der Vorgruppe. Es soll ja mal Vorgruppen gegeben haben, die den Hauptact an die Wand gespielt haben. Da bestand keine Gefahr. Also was tun? Lokalkolorit annehmen: Erst einmal ein Lasser trinken. Natürlich als Radler, das Urteilsvermögen soll nicht getrübt werden. Wie die Russen wollen wir es ja nicht halten. Dort heißt es ja "Ist die Braut nicht schön genug - hast Du nicht genug getrunken." Aber selbst so eine drastische Maßnahme würde nicht darüber hinwegtäuschen dass Lole besser in einem gemütlichen Jazzkeller aufgehoben ist, als auf einem offenen Marktplatz. überraschenderweise kommt beim subjektiv besten Lied der Beat künstlich aus dem Keyboard. Ernüchternd und beschwingend zugleich.
Genügend Zeit also die Lage zu erkunden. Ein gut gefüllter Marktplatz, ein paar tausend Zuschauer sind bestimmt hier. Auffallend ist die friedliche Stimmung. Eindeutig ein Hippie-Konzert ist zu erwarten und nicht Death-Metal. Sehr angenehm. Wer einen guten Ausblick beim Stimmen 2009 auf den Marktplatz haben möchte, der kann jetzt schon einmal sein Zimmer mit Blick auf den Marktplatz beim Hotel Binoth buchen. Bei einem Einzelzimmerpreis ab 50 Euro sind im Vergleich zur Eintrittskarte von Paul Simon noch zwei Six-Packs oder eine gute Flasche Wein drin. Dazu ein prima freier Blick auf die Bühne. Alternativ wäre noch das China Restaurant am Marktplatz, aber nur mit schräger Perspektive.
Fast genau um Viertel vor Neun räumt die Vorband die Bühne. Und mir wird durch einen wunderbaren Zufall die Setliste vom Paul Simon Konzert zugespielt. Ein prickelndes Gefühl solch ein geheimes Dokument schon vorab in den Händen zu halten. So erlaubt man sich nur verstohlene Blicke auf die Liste, und auch nur dann, wenn das Lied nicht erkannt wird - so auf jeden Fall der Vorsatz. Die Vorfreude möchte sich ja niemand nehmen lassen. Und erst recht nicht den Mitzuschauern. Langsam füllt sich der Platz noch mehr und Paul Simon geht mit seinen Musikern auf die Bühne. Leider scheint er nicht der Kommunikator vor dem Herrn zu sein. Ein kurzes 'Hello' und die Musik fängt an. Der Sound ist erste Güte und mit dem Laufe des fast zweistündigen Konzertes wird Simons Stimme auch noch besser heraus kommen. Es ist eine Freude so gut aufeinander abgestimmte Musiker zu hören. Vor allem zwei Schlagzeuge zu koordinieren war ja schon immer eine der größten Herausforderungen in der Live-Musik.
Winkender Paul mit Band.
Ein Blick nach oben gibt aber dunkel aufziehende Wolken preis, noch halten sich diese zurück. Und erst einmal steht alles im Bann von Paul Simons Interpretationen. Hauptsächlich Stücke aus seinem Soloalbum Graceland sollen heute zum Besten gegeben werden. Das Publikum ist begeistert. Das ist auch der Vorteil der Großen: Jeder kennt ein Stück von Ihnen, und nach dem ersten Stück ist das Publikum warm. Und das trotz oder vielleicht auch wegen der Vorband. Nach Graceland-Stücken gibt es auch Kompositionen von Simon&Garfunkel. Mrs Robinson schlägt das Publikum in seinen Bann und Slip'Slidin'Away lässt sogar erste Regentropfen gar nicht spüren. Dann verwandelt sich die Zuschauerschaft aber plötzlich in eine große androgyne Gartenzwergansammlung. Riesige Mengen an blauen und weißen Einweg-Regencapes geben ein bayrisches Publikum für Simon ab. Dieser lässt sich nicht beirren und bleibt beim knappen 'Thank you' und spielt weiter. Aber kein Regen kann eine wahre Hippie-Stimmung zerstören, das war ja schon vor vielen Jahren in Woodstock so. Spätestens bei Sounds of Silence war der leichter werdende Regen schon fast wieder ganz vergessen. Wirklich ein sehr angenehmes und dankbares Publikum, friedlich, höflich, dem Mitzuschauer Platz gebend und immer zurück haltend aber dennoch mitschwingend. Das macht es dem Hut tragenden, von der Bühne winkenden Paul Simon einfach. So gab es Stück von Graceland und das chronologisch spätere Album Rythm of the Saints wurde bis auf ein Stück nicht angespielt. Ein Stehnachbar gab aber dennoch zu bedenken, dass der deutlich ältere Leonard Cohen am Vortag doch mehr Stimmung gebracht hätte. Etwas mehr Interaktion mit dem Publikum und der Paul hätte das auch geschafft. So wurde das Cohen-Konzert auch in der Retrospektive vor Simon gesetzt.
Wie auch immer, Paul Simons Stimme ist noch so wie bekannt wie eh und je und er hält was er verspricht, aber auch nicht mehr.
Pretender#1
Zuschauer: 2000+
Spieldauer: knapp 2 Stunden
Gesang & Gitarre: Paul Simon
Support: 9x (2xGitarre, 1xBass, 2xSchlagzeug!, 1-4 je an Keyboard, Akkordeon, und als Bläser), u.a. Rob Schwimmer und Vincent Nguini
Heimatseite des Stimmen-Festivals
Homepage von Paul Simon
Homepage von Lole
21.07.2008:
Ein würdiges Ende!
Ben Harper beschließt das ZMF 2008
Das ZMF geht zu Ende, der Regen gönnt uns eine Pause und auf dem Gelände ist der letzte Abend im Zeichen der Musik angebrochen, das Festival wurde für einen Musiker um einen Tag verlängert, der in Deutschland immer noch ein "Geheimtipp" zu sein scheint, obwohl er seit über 10 Jahren international erfolgreich ist.
Das liegt vielleicht daran, dass Ben Harper and the Innocent Criminals sich nicht in eine Schublade stecken lassen, Ben Harper ist unglaublich vielseitig in seiner Musik in der er die unterschiedlichsten Elemente einfließen lässt. Schon von frühester Kindheit an mit den verschiedensten Musikrichtungen in Kontakt gekommen, jongliert er mühelos mit Elementen aus Jazz, Folk, Blues, Soul, R'n'B, Funk, Reggae und Rock und präsentiert ständig etwas Neues.
Zugegeben, manchmal schwingt bei seinen Liedern eine Portion Religiosität mit, die wahrscheinlich nicht jedermanns Sache ist, viele seiner Songs sind an Gospels und Spirituals angelehnt und werden mit einer solchen Inbrunst dargeboten dass man stellenweise fast erwartet Lahme und Blinde zu sehen, die ihre Stöcke in die Luft werfen und den Herren für die wundersame Heilung preisen!
Das Publikum im Zelt ist bunt gemischt, Teenies, Studenten, Hausfrauen, ergraute Häupter und sogar viele Nachbarn aus Frankreich geben sich die Ehre, am Anfang noch etwas spärlich, wird die Zahl der Zuschauer dann doch noch wachsen und mehr als die Hälfte des Zeltes füllen. Unglücklicherweise hat ungefähr die Hälfte dieser Hälfte aufgrund eines unergründliches Massenzwang am Stand vor dem Eingang Ben Harper T-Shirts in der gleichen Farbe erworben, so dass ich von einem grün-grauem Völkchen umgeben bin.
Fast pünktlich geht es los, als kurz nach acht der imposante Juan Nelson, der aufgrund seines Umfangs und Gewichts die ganzen Innocent Criminals allein hätte darstellen können, die Bühne als erster betritt. Während er träge und grinsend seinem Bass die ersten Noten entlockt, nehmen die anderen Mitglieder nach und nach ihre Plätze ein.
Ben Harper, mit einem dicken Stirnband geschmückt verliert keine Zeit und legt sofort los mit einer tollen Version der Reggae angehauchten "Jah word" die die Zuschauer sofort zum tanzen bringt. In der Tat wird dieser Zustand fast für die Dauer des gesamten Konzerts anhalten, denn Ben Harper and the Innocent Criminals servieren ziemlich rockig-funkige Versionen ihrer Songs.
Nur wenige ruhigere Stücke wie "Lifeline", das als Zugabe in einem völlig stillen Zelt und mit einem langen Intro auf der Slide-Gitarre von Ben allein vorgetragen wird, oder "Waiting for you" und "Walk Away" stehen auf dem Programm.
Es ist eine gute Mischung zwischen Altbekanntem und Liedern aus dem neuen Album und die Musiker haben sichtlich Spaß daran, allen voran der quirlige Perkussionist Leon Mobley der einige berauschende Soli darbietet und darin völlig aufgeht, während Ben Harper ihm die Bühne überlässt um bescheiden, im Hintergrund, die Maracas zu schwingen.
Nach einer Stunde wird die Bottelneck-Gitarre ausgepackt, ein Instrument, dass man heute kaum noch bei anderen Musikern findet und einen unglaublichen Sound produziert, was Ben Harper der Weißenborn entlockt, ist wahrlich sensationell, von zärtlich bis aggressiv ist alles drin, mal klingt es nach Hendrix, mal nach Robert Johnson und ist trotzdem unverwechselbar Harper. Damit legt er, nach einer langen Einleitung in der er alle Töne von sanft bis kratzig packt, eine Version von "Ground on down" hin, die abermals das Publikum begeistert. Oliver Charles an den Drums und Michael Ward an der Gitarre tun ihr übriges und das Zelt kocht, auch wenn einige übermütigen männlichen Konzertbesucher es deutlich übertreiben und hemmungslos "I Love you Ben" aus vollem Halse schreien!
Viel gesprochen wird während dieses Konzert nicht und trotzdem schafft es Ben Harper, mit seiner einfachen und zurückhaltenden Art eine besondere Beziehung mit dem Publikum herzustellen. Mehrmals bedankt er sich bei den Zuschauern die aus einem einfachen Zelt etwas Besonderes gemacht haben und teilt uns mit, dass das deutsche Publikum schon immer etwas Besonderes war… - ob er das einen Tag später auch den Schweizern in Lausanne erzählen wird?
Nach knapp zwei Stunden, nach der Reagge-Nummer "With my own two hands" ist es erst mal vorbei, doch das Publikum will nichts davon wissen und applaudiert, ruft und stampft mehrere Minuten lang bis Ben Harper, diesmal allein mit seiner Gitarre, auf die Bühne zurück kehrt und weitere zwei Stücke singt. Ohne dabei auf die Uhr zu schauen, bringt er deutlich längere Versionen mit wunderschönen Gitarreneinlagen; die Zuschauer, die den ganzen Abend getanzt haben und bis vor Kurzem tobten, sind gebannt, nichts bewegt sich.
Danach dürfen die Innocent Criminals noch einmal auf die Bühne um zum Abschluss "Like a King" zum Besten zu geben, die sie nach minutenlangen jammen nahtlos in das Gospel angehauchte "I'll rise" übergehen lassen um dann am Ende, gemeinsam mit dem Publikum, mit der in die Höhe gestreckte rechten Faust zu verharren.
Damit geht das Konzert gegen 22:30 zu Ende, eine mehr als ordentliche Zeit, die ich mir bei viel mehr Konzerten wünschen würde.
Ben Harper and the Innocent Criminals sind live ein großes Erlebnis, Ben Harper ist ein begnadeter Gitarrist mit einer wunderbaren, facettenreichen Stimme, seine Texte haben Inhalt und seine Musiker harmonieren einfach perfekt miteinander, dazu ist die Nähe und Liebe zum Publikum und zur Musik deutlich spürbar.
Beim Ausgang fragten einige Leute rum ob noch ein Feuerwerk zum Abschluss des Festivals stattfinden würde, hätten Sie das Konzert gesehen, hätten sie keins mehr gebraucht, denn das ZMF ging mit einem Knaller zu Ende. Halleluja!
Noa
Zuschauer: 1800
Spieldauer:
Ben Harper & The Innocent Criminals sind:
Ben Harper - Gesang & Gitarre
Oliver Charles - Schlagzeug
Leon Mobley - Percussion
Juan Nelson - Bass
Michael Ward - Gitarre
Jason Yates - Keyboard
Heimatseite des Freiburger Zelt-Musik-Festivals
Homepage von Ben Harper
17.07.2008, ZMF:
Mainstream sucks
Night of the Gipsies
Gute 23 Prozent der Tickets gingen schon im Vorverkauf über den Tisch und grob über den Daumen gepeilt ebensoviel noch mal an der Abendkasse. Jammerschade eigentlich, doch gewisse Vorteile sind nicht zu leugnen. So waren noch einige Plätze frei in der ersten Reihe um sich zwischen der Motivsuche nah am Geschehen weiter af die Lauer zu legen. So bequem hat man es selten.
Mit Night of the Gipsies wurde für diesen Abend Geworben und was draufstand war auch drin.
Die Reise in eine außergewöhnliche Musikwelt begann mit Vano Bamberger, seinem Bruder Terrangi und seinem Sohn Donani, ein erfolgreiches Trio, diesen Abend mit Unterstützung von Lindy Huppertsberg am Kontrabass und Jerry Senfluk an der Klarinette.
Vano Bamberger
Schon zu Beginn bekundete das Publikum im vielleicht halb gefüllten Zirkuszelt mit tosendem Applaus seine Lust auf den kommenden Abend als das Quintett die Bühne betrat.
Zu Stücken von Django Reinhard wurde geswingt, der Charleston lebte wieder auf, und kaum einer vermochte sich da noch zu wehren diesem treibenden Rhythmus mit den Füßen wippend zu folgen. Natürlich durfte da der Minor Swing, der durch den Film Chocolat noch einmal an Popularität hinzu gewann, nicht fehlen.
Hervorragende Soli an den Instrumenten machen den Auftritt zu einem kurzweiligen Vergnügen, fetziges, schrammeliges Gitarrenwettrennen und treibender Bass, dazu als Krönung eine jauchzende Klarinette und erst nach einer Zugabe entließ das Publikum die MusikerInnen von der Bühne. Keine Frage, das war genau der richtige Appetithappen, der allen Lust auf Mehr bereitete.
Bühne frei für das Bireli Lagrene Gipsy Trio. Große Spiellust wurde ihm schon in der Ansage von Alexander Heisler bestätigt, da er schon bei seinem letzten Besuch auf dem Mundenhofgelände die Nacht zum Tag machte. Mit dabei sind Hono Winterstein an der Rhythmusgitarre und Diego Imbert am Kontrabass.
Insgesamt mit einem weicheren Klangbild. Im Jazz Manouche liegen zwar auch seine Wurzeln, ebenso hat er sich aber auch dem modern Jazz gewidmet und in seinen Improvisationen kann er spielerisch aus seinem großen Erfahrungsschatz schöpfen.
Große Klasse auch Hono Winterstein an der Rhythmusgitarre. Treibend und lässig, verfeinert mit einer Prise Humor, wurde geswingt bis die Saiten rauchten.
Cool & froody :Hono Winterstein.
Alle die nicht genug bekommen konnten an diesem Abend wurden ins Spiegelzelt geladen wo noch ausgiebig mit Bireli Lagrene gefeiert werden konnte. Wenn's am besten ist, sollte man aufhören und so verabschiedeten sich die Musiker nicht ohne eine Zugabe vom begeisterten Publikum.
An ein Ende war aber erst mal nicht zu denken. Nach einer entspannten halbstündigen Pause ging es mit Urs Karpatz noch einmal richtig zur Sache.
Die Stimmung war ja eh schon hervorragend nach dem Genuss der vorangegangenen Darbietungen, doch diese Jungs waren die ungekrönten Könige dieses Abends. Gefühlvoll und Leidenschaftlich zelebrierte die Combo diese ungewöhnliche Musik die geprägt ist von der Musik der Länder die die Roma im Laufe ihrer Geschichte durchzogen. Zwischen Wehmut und ausgelassener Lebensfreude wurde der Bogen gespannt, und der Pfeil dieser Leidenschaft traf direkt ins Herz.
Urs Karpatz Gipsy Band.
Immer wieder lief die Gruppe zur Höchstform auf. Atmberaubende Tempi, hypnotische Chants und Beats, jauchzende und schluchzende Geigen, Klarinetten und Saxophonsoli die selbst einem Giora Feidmann noch das Wasser in die Augen treiben, machten diesen Abend zu einem besonderen Musikerlebnis von dem man noch lange zehren konnte.
RR
Die Sinti-Musiker:
Vano Bamberger: Solo-Gitarre
Terrangi Bamberger: Rhythmus-Gitarre
Sohn Donani Bamberger: Solo Gitarre
Jerry Senfluk: Klarinette
Lindy Huppertsberg: Kontrabass
Mit Bireli Lagrene (Sologitarre) musizierten:
Diego Imbert: Bass
Hono Winterstein: Rhytmusgitarre
Urs Karpatz Gipsy Band:
Dimitri: chant
Kosti: Kontrabass
Tikno: Accordeon
Goashe: Violone
O Kinezo: Zymbal
Budale: Violone
Lolik: chant, percussion
Matcho: Klarinette, Saxophon
Heimatseite des Freiburger Zelt-Musik-Festivals
20.07.2008:
Gott ist ein Luftballon...
Herman van Veen auf dem ZMF
...vom Anbeter zum Platzen gebracht. Einen Contrabass spielt man am besten am Boden liegend und ein Regen von Pingpong Bällen formt ein klatschendes Publikum. Vor dieser surrealistische Kulisse gibt Herman van Veen sein Bestes im ausverkauften Zirkuszelt beim Freiburger ZMF. Kabarett, Theater, feinfühlende Chansons und rhythmische instrumentale Musik wurde durcheinander gemischt und als heißer Brei purer Unterhaltung ans Publikum angeboten.
Los ging der Auftritt mit einem Song über Amsterdam im Regen. Ging dann aber schnell in Richtung ernsterer Themen übers älterwerden und Kinderkriegen, sowie Lebensweisheiten über Gott und die Seele. "Anne", das vor 25 Jahren geschriebene, und mittlerweile berühmt gewordene Lied über van Veens neu geborene Tochter, würde kurz eingesetzt um dann aber zu verfließen in "bei mir" (geschrieben von Anne), 25 Jahre später.
Herman spielte, so wie man es von ihm kennt. Viole, Gitarre, Piano, Glockenspiel, Harmonika und verschiedenste Schlaginstrumente. Er ließ sich begleiten von einer kleinen aber überragenden Combo. Erik van der Wurff spielte Piano und wenn es sein musste auch Bass, Jannemien Cnossen spielte meist Viole, hat aber auch eine wunderschöne Singstimme. Größte Instrumentalistin auf dem Podium war aber, wie schon seit einigen Jahren, Edith Leerkes, die mit Ihrem überragenden akustischen Gitarrenspiel die Lieder trug. Ein musikalischer Höhepunkt vor der Pause, war auch ein auf Englisch gesungenes Duett von Jannemien und Edith.
"Van Veen, diesen Unsinn hast du nicht von mir!", soll seine Mutter mal gesagt haben.
Zwischen der Musik gab es Kabarett und Komödie. Nach einem Telefongespräch mit Hermans Kumpel, Johnny Walker, setzen Herman und Erik van der Wurff an einen zu saufen. In so einem Zustand fährt Herman dann am liebsten rückwärts nach Hause, kontrolliert aber erst über die Rückwärtsspiegel ob er auch tatsächlich im Auto sitzt. Nur sollte der Baum nicht auf die Straße springen, wodurch er durch die Heckscheibe geschleudert wird und seine Eier an der Heckscheibenheizung elektrokutiert wurden.
Auch Oper hat Herman im Blut, wobei es ihm egal ist ob Sopran, Tenor, oder mit entblößtem Oberkörper und zu hoch gezogener Kordel Bariton zu singen.
Stehende Ovationen des mittlerweile treuen Publikums und viele Zugaben krönten das gelungene Programm. Im letzten Song regnete es noch einmal... bis der letzte Pingpongball heimgegangen war.
Pretender #2
Heimatseite des Freiburger ZMF
Homepage von Herman van Veen
16.07.2008:
Runrig "live" auf dem ZMF
Die aus Schottland stammende Band präsentierte sich auf dem Freiburger ZMF wieder einmal auf übliche Weise, mit einer Symbiose aus gälisch-keltischer Tradition und moderner Pop-Rockmusik.
Seit fast 35 Jahren stehen die sechs Bandmitglieder in nur leicht veränderter Form schon auf der Bühne und die Spielfreude ist nach wie vor ungebrochen.
Hier zeigt sich das Runrig noch eine richtige Live-Band ist. Die Jungs schaffen es immer wieder, mit ihrer Bühnenpräsenz und Ausstrahlung das Publikum in Ihren Bann zu ziehen. Das konnte man allen Besuchern anmerken, den Runrig-Konzert-Neulingen ebenso wie den "alten" Runrig Fans, zu denen auch ich gehöre.
Wie üblich wurden auch gälischsprachige Songs geboten und die Mischung aus langsamen Balladen und eher schnellen Rocksongs war sehr ausgewogen. Dazwischen wurde von vier der Bandmitglieder noch ein wahres Percussion-Feuerwerk abgeliefert.
Nach rund eineinhalb Stunden war die musikalische Zeitreise der Band zunächst einmal beendet, ehe noch zwei Zugaben folgten, wobei der Song "Loch Lomond" natürlich nicht fehlen durfte und frenetisch gefeiert wurde.
Hier zeigte sich auch, wie textsicher der Großteil des Publikums war, was ein echtes Gänsehautfeeling verursachte. Es war mit Sicherheit nicht mein letztes Konzert- weder auf dem ZMF und schon gar nicht bei Runrig!
F.B.
Heimatseite des Freiburger ZMF
Homepage von Runrig
15.07.2008, Freiburg, ZMF-Spiegelzelt:
Dauner, Brahms und dünne Geigen
Die Jazznight mit Wolfgang & Florian Dauner und dem Max Grosch Quartett.
Das Spiegelzelt war ausverkauft, denn diesen Abend präsentierte sich dem interessierten Publikum eine Zweierkonstellation die man sonst selten zu Gehör bekommt.
Wolfgang Dauner, Jazz-Pianist der sich auch dadurch auszeichnet in seinem Spiel musikalisch Grenzen aufzulösen und sein Sohn Florian Dauner, Schlagzeuger, der bei den Fanta 4 für fetten Beat sorgt und bei unzähligen weiteren Projekten mitwirkte.
Beide ließen sich beim Musizieren den Notwendigen Raum und so folgte ein herrliches Wechselspiel rhythmischer und melodischer Variationen in den folgenden zwei Stunden in denen die ZuhörerInnen bei Stücken wie "Dreamwalk", "Im Wendekreis des Steinbocks", "Don´t Change" und "Transtanz" sich vom Improvisationstalent beider überzeugen konnten. Da kann man auch mit einem Augenzwinkern darüber hinwegsehen, wenn Wolfgang Dauner beim Spiel einer seiner Klangkaskaden die ein oder andere Taste zuviel erwischte.
...und Wolfgang Dauner.
Sitzfleisch war an diesem Abend verlangt und der ein oder andere aus dem Publikum besaß wohl nicht die nötige Ausdauer und verabschiedete sich während der Umbauten auf der Bühne, welche anschließend dem Max Grosch Quartett gehörte. Schlagzeug, Bass, Flügel und Geige gesellten sich im flotten Beat zueinander und präsentierten etwas eigenwillige Arrangements. Brahms ungarischer Tanz Nr.5 und 16 wurden dabei mit ab und zu etwas zu ruppigen Sprüngen zitiert.
Mit Sicherheit nicht jedermanns Sache und vielleicht ein bisschen zu kopflastig, aber: Jazz.
Ein Wehrmutstropfen war bei dem sonst so ausgewogen Sound und Spiel des Quartetts der Klang der E-Geige die bei weitem nicht an das Klangvolumen eines traditionellen Instruments heranreichte.
Vielleicht also das nächste Mal wieder auf die bewährte Konserve zurückgreifen, 'ne gute Jazzscheibe auflegen und gediegen zu Hause bei 'ner guten Flasche Wein genießen?
RR
Max Grosch, violin
Jan Eschke, piano
Sava Medan, bass
Andreas Gandela, drums
Heimatseite des Freiburger ZMF
Heimatseite von Max Grosch
13.07.2008:
Heimspiel für Helden
'Wir sind Helden' auf dem ZMF
Es gibt Leute, die sind immer pünktlich. Diese sind an einem Treffpunkt schon Stunden, Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt. Andere kommen notorisch zu spät. Am liebsten ist mir aber die absolute Pünktlichkeit. Also Ankunft auf die Minute passend. Genauso war es auch beim Konzert der Gruppe "Wir sind Helden" auf dem Zeltmusikfestival in Freiburg. Diesem Spleen fiel leider aber auch die Vorgruppe der Helden, namentlich "Tele" zum Opfer. Es bleibt deshalb nur Spekulation ob Judith Holofernes von den Helden ihr Duett mit dem Sänger von Tele vorgebracht hat, oder wie die Qualität der Vorgruppe war. Zweite Hand Information ergab den Hinweis auf solide gemachte Rockmusik der Vorgruppe.
Die Helden waren zum zweiten Mal auf dem ZMF in Freiburg, schon 2003 haben sie damals ihr Debütalbum vor 400 Leuten vorgestellt. Dieses Mal gab es offenbar mehr Interessenten. Und offensichtlich war die Vorgruppe nicht von schlechten Eltern, denn der Reporter fand zum ersten Lied der Helden ein gefülltes Zirkuszelt mit gut gelauntem Publikum vor. War bei bisherigen Berichten bislang die Devise Berichterstattung aus den hinteren Reihe, gab es dieses Mal eine klare Vorgabe: Ein gutes Bild. Und um dieses zu machen nur die ersten drei Lieder Zeit dafür. Mit dem just zu diesem Zweck frisch ergatterten Fotoausweis hieß es sich durch die brodelnde Menge zu kämpfen. Diese wurde erwartungsgemäß zur Bühne immer dichter. In der Mitte gab es Schubser und erste Befürchtungen. Doch o Wunder, seitlich vor der Bühne verlor sich die Menge und nette blondhaarige Wesen wiesen mir den Weg zu einem guten Foto. Nach dem Abdrücken fand sich zudem noch einen guten Platz an einem Zelthauptmast. Sogar Platz zum Tanzen war hier. Nun war Zeit zum Ablegen. Denn war das Motorrad eine gute Wahl um schnell zum ZMF zu kommen, durch die zugehörige Lederjacke und der Temperatur im Zelt machte sich sonst schnell ein Hitzestau bemerkbar.
Es schien so als wären die Helden nie weg gewesen. Von rockig eingängigen Liedern, sphärischer Drogenmusik bis denkanstoßenden Liedern hatten sie alles mit dabei. Eben ein typischer Helden-Verschnitt und Auftritt einer Live-Band. Der Zuhörer wurde immer wieder angetrieben sich zu verausgaben, mit den Liedern mitzugehen. Aber just nachdem alle außer Atem schienen ergab sich die Atmosphäre eines gemütlichen WG-Tischs in dem ZMF-Zelt. An diesem interagierte die Band mit dem Publikum. Hauptsächlich brachte Judith Holofernes nette, oder provozierende Anekdoten vor und scherzte mit dem Publikum. So entstand der Eindruck eines persönlichen kleinen Konzertes, obwohl ja das Zirkuszelt zu den größeren Bühnen in Freiburg gehört. Typisch für diese Art von Humor war die Vorstellung der begleitenden drei Bläser, genannt die Piloten. Auch wenn die Piloten nicht zum ersten Mal mit den Helden spielten wurden sie vorgestellt als hätte die Band sie noch nie gesehen. Der Name wurde liebevoll als Zyklopen veräppelt. Bis nach einiger Wortakrobatik der wirkliche Name hervor kam. Die Kombination mit jazzigen Bläsern wurde auch als missionarischer Gedanke präsentiert. Und missionieren lernt man, als Held, natürlich in Freiburg. So wurde immer das Publikum mit einbezogen.
Die Helden heizten erst mit elf Liedern dem Publikum ein. Und nachdem dieses schon am Kochen war gab es noch Mitmach-Spielchen. Mehr öl aufs Feuer. Einfache Dinge wie Hände in die Höhe, Scheibenwischer machen und die Faust ballen waren plötzlich das wichtigste auf der Welt. Alles was gut aussieht wurde gemacht, vom Publikum aus und erst Recht von der Bühne. Mit teilweise Ottoesken Geräuschen ging es weiter und gut eingespielte neue deutsche Welle wurde vorgebracht. Dabei hielt es die Sängerin nicht mehr lange am Fleck und die berühmte Tanzwut packte ihre Beine.
Eine Klasse Stimmung war im Zelt angekommen. Diese wurde noch professionell zwei Zugaben gehalten und dann war das Konzert nach 100 Minuten vorbei.
Pretender #1
Zuschauer: 2.900
Spieldauer: 100 Minuten
Die Helden sind:
Gesang & Gitarre: Judith Holofernes
Bass: Mark Tavassol
Keyboard: Jean-Michel Tourette
Schlagzeug: Pola Roy
Bläser: Piloten
Heimatseite des Freiburger ZMF
Heimatseite von "Wir sind Helden"
30.06.2007: Wir sind Helden, Freiburg
29.04.2005: Wir sind Helden, Zürich
16.07.2004: Wir sind Helden, Lörrach
11.07.2008:
Lyrikkracher in der Zeltsauna
Clueso und Blumentopf beim ZMF
Nach zwei Jahren waren Clueso, bekanntermaßen eine der Lieblingsbands von ZMF Leiter Alexander Heisler, wieder auf dem ZMF, diesmal als "Vorband" im Doppelkonzert mit Blumentopf. Kurz vor dem Konzert ergoss sich ein Regen über das ZMF, der für einige Minuten durchaus hätte mit der Sintflut mithalten können. Als Resultat glich das ZMF-Gelände der Lausitzer Seenplatte über die vollkommen durchnässte Besucher Richtung Zirkuszelt hüpften. Dieses Vorspiel sollte den Verlauf des Abends noch nachhaltig beeinflussen.
Clueso begannen ungewöhnlich ruhig. Die Band zeigte immer ihre Klasse ohne allerdings das Publikum wirklich in ihren Bann zu ziehen. So wurde aus "Vergessen ist so leicht" eine lange Nummer mit leicht psychedelischer Musik. Vielleicht lag es auch am Fehlen des Backup-Vokalisten der dem Konzert vor zwei Jahren zusätzlichen Drive geben konnte. Da Blumentopf und Clueso einige Lieder zusammen aufgenommen haben, war ein gemeinsam gespielter Song quasi Pflicht. So wurden zwei der Blumentöpfe für das Lied "Egal wo" auf die Bühne geholt. Und siehe da, der Funke sprang endlich über und das Konzert nahm Fahrt auf. Der nächste Song "Keinen Zentimeter", mit dem Sie beim diesjährigen Bundesvision Song Contest knapp den Sieg verpassten, wurde eifrig vom Publikum mitgesungen und mit jedem weiteren Lied aus den letzten beiden Alben begann sich dass Zeltklima Richtung Regenwald zu wandeln. Clueso hatten sichtlich Spaß und ließen in "Dort wo du wohnst" ein Orgelsolo einfließen, dass wie das Konzert schleppend begann, dann aber richtig nach vorne ging. Nach anderthalb Stunden ging ein gelungenes Konzert zu Ende, das aber die Erwartungen nach dem letzten ZMF Auftritt nicht erfüllen konnte.
Nach einer kleinen Umbaupause kam Blumentopf auf die Bühne und rockten von Anfang an das Zelt. Zu den eigentlichen fünf Bandmitgliedern wurden noch eine Liveband mit erlesenen Musikern verpflichtet. Hervor stach dabei der Schlagzeuger, der mit einer stoischen Ruhe, ohne jede Gefühlsregung die anspruchsvollsten Beats zauberte und damit die Grundlage für ein fantastisches Hip-Hop-Konzert lieferte. Ich war zugegebenermaßen etwas skeptisch, da meine bisherigen Hip-Hop-Konzerte eher etwas für Kopfnicker waren. Aber schon nach dem zweiten Lied waren alle Zweifel verflogen: Das Zelt war durch die regennassen Sachen der Leute inzwischen eine gigantische Sauna, in der jeder abtanzte, und zwar bis in die allerletzte Reihe. Durch ihre Bühnenpräsenz hatte Blumentopf das Publikum immer unter Kontrolle und brachten selbst nachdenkliche Songs wie "Manfred Mustermann" rüber ohne dass die Party zur Ruhe kam. Die Liveband trug mit Orgel- und Gitarrensoli einiges dazu bei. Dazu kam eine denkwürdige Freestylesession in der sich Bernhard Wunderlich herrlich in einen Fluss redete, den er selbst kaum stoppen konnte und auch immer besser wurde.
Natürlich kam Clueso auch nochmal mit auf die Bühne um den Song "Manajah" zu performen. Blumentopf wurden zu Recht schon mehrfach in der Hip-Hop-Szene zur besten Live-Band gewählt. Ein gutes Beispiel war das Stück "Horst", das auf dem Album eher ruhig dahinplätschert, live aber zündet wie eine Rakete. Eine nette Einlage war auch, die komplette Band am Ende eines Liedes "einfrieren" zu lassen um erst nach frenetischem Jubel wieder zu erwachen. Zum Publikum stellte Blumentopf treffend fest: Nanu, so viele Frauen auf 'nem Hip-Hop-Konzert, warum ist das nur so? Ich glaub ich weiß warum, es liegt an Clueso! Es war also eine gesunde Mischung, wie meist im Hip Hop recht jung. Daher wurde der Klassiker "6,90 Meter" auch ironisch entschuldigend als "Oldschool" angekündigt. Nach ebenfalls anderthalb Stunden ging eine Show zu Ende, an dem sich andere Hip-Hop-Konzerte messen lassen müssen.
USt.i
Zuschauer: ca. 2.900
Spieldauer: je 90 Minuten
Heimatseite des Freiburger ZMF
11.07.2008 Montreux Jazz Festival, Miles-Davis-Hall:
Was, mon dieu, bedeutet "virtuos"?
"Paraíba meu amor" - Nordeste Brasil, the forrò night:
Richard Galliano & Tangaria Quartett / Hamilton de Hollanda / Chico César / Flavio José / Pinto do Acordeon / Aleijandinho de Pombal / Trio Tamandua
Die Frage nach der tieferen oder auch nur seichteren Bedeutung des Begriffs "virtuos" lässt sich mit Blick auf die zweifelsohne allesamt virtuosen Brasilianer, die gemeinsam mit dem Franzosen Richard Galliano den Freitagabend in der Miles-Davis-Hall schmissen, nicht abschließend beantworten. Die Frage lassen wir deshalb einfach im Regen stehen. Wie wir es auch mit jenen taten, die keine Konzertkarte hatten, denn das Wetter war nicht besonders toll am brasilianischen Wochenende in Montreux: Warm genug, aber ziemlich nass.
Der Abend war dem Nordosten Brasiliens gewidmet und dieser war im Publikum offensichtlich bestens vertreten. Obwohl zahlenmäßig keineswegs dominierend, ließen die Brasilianer durch Tanz und Begeisterungsstürme keinen Zweifel daran, dass es ihre Party war. Dem entsprach auch die Raumaufteilung, die das weitere Zentrum des Saals den zahlungseifrigeren, großteils autochthonen Sitzgästen vorbehielt und ringsum reichlich Platz für die Bühne einerseits und das - mehr tanzende als stehende - eigentliche Publikum andererseits bot. Die Sitzgäste entschwanden der Szenerie wie in der Oper das Orchester. Letzteres war in diesem Fall nicht zu übersehen und schon gar nicht zu überhören.
Ein rumpelnder Bass und ein polterndes Schlagzeug lieferten den kraftvollen Grundton, den man sich leicht vergegenwärtigen kann, in dem man kurz die Augen schließt und sich eine mit Bauschutt gefüllte Zementmischmaschine vorstellt. Auf dieser gleichbleibenden Basis flatterten Akkordeons - teils drei gleichzeitig -, eine Geige, eine Mandoline und was sonst noch in höheren Sphären zum Klingen zu bringen war, quicklebendig durch den Raum.
Auch Gesang war eingestreut zu finden. Er mündete immer wieder in längere, mir unverständliche Ansprachen zwischen den Stücken, über die sich der sprachkompetente Teil des Publikums regelmäßig kringelig freute. Wenn aber gerade gespielt wurde, so wirbelte ebendieser Teil in der Gegend herum und prägte die Atmosphäre mindestens so stark wie der Sound, der ihn antrieb.
Der Kontrast zwischen autochthonem und südamerikanischem Publikum wurde besonders reizend verkörpert durch ein hinreißendes Paar - einen langen, mutmaßlich schweizerischen Lulatsch und seine dunkelgelockte brasilianische Liebste. Während der Kopf des Lulatschs ziemlich verloren in der Höhe baumelte, wurde der etwas unschlüssig in der Gegend stehende Rest seines Körpers emsig umgaukelt von der tanzgewaltigen, stark extatisierten Schönen. Die beiden fanden kulturell zwar nicht wirklich zusammen, aber irgendwie glücklich sahen sie doch aus. Als ich das Paar gegen Ende des Konzerts wieder sah, war der Lulatsch inzwischen zu Boden gesunken und grinste verklärt und glückselig zu seiner ihn noch immer umtanzenden Liebsten auf.
ähnliches wie für besagtes Paar gilt auch für den Forrò, den dargebotenen Musikstil. Polka und Romamusik treffen sich mit südamerikanischen Rhythmen und Weisen, die ihrerseits wohl einen Gutteil ihres Ursprungs in Westafrika haben. Das Resultat wirkt keineswegs wie 'aus einem Guss', teilweise klingt es noch nicht einmal besonders schlüssig. Aber spannungsvoll und mitreißend ist die Musik eben deshalb: Einerseits wird die Polka durch das Trommel- und Bassgepolter gnadenlos zusammengestaucht, andererseits forsch und erbarmungslos vorwärtsgetreten. Einerseits flattern die Läufe der Melodieinstrumente den Rhythmusgerätschaften haltlos davon, andererseits ermöglichen diese osteuropäisch anmutenden Anteile ein himmelhohes hinauswachsen über das Wiederkäuen refrainbeladener Volksweisen.
"Polka nach kritischer Durchsicht durch die Brasilianer", so lautet - frei übersetzt - die Definition des Forrò durch Alexis Cardenas, den venezolanischen Geiger. Dieser pausbackige Mensch brachte mit seinem Instrument eine weitere, bisher ungeahnte Klangfärbung des Forrò ins Spiel, deren angenehme Vertrautheit ich längere Zeit nicht begriff. Geige plus Akkordeon gleich Posaune - so lautet die Formel, die in diesem Fall von nervenzerfetzender Klangintensität schließlich Klarheit brachte.
Wie die Polka nach Brasilien gelangte und warum es die Polka war, die die Brasilianer so kritisch durchsahen, wissen wir nicht. Was die afrikanischen Ursprünge der nordostbrasilianischen Kultur betrifft, so sind diese leichter nachzuvollziehen. Bis 1888 war Brasilien - als letzter Staat der beiden Amerikas - eine offen bekennende Sklavenhaltergesellschaft und zählte damit zu den weltweit spätesten Importeuren afrikanischer Sklaven. Etliche Brasilianer haben diese Tradition so liebgewonnen, dass sie nach wie vor daran festhalten. Bis heute ist die brasilianische Landwirtschaft ohne Sklaverei so undenkbar wie Rio ohne Karneval. Natürlich nicht flächendeckend, doch immerhin soweit, dass Amnesty International von tausenden brasilianischer Sklaven ausgeht und die dortige Regierung auf internationalen Druck eine feigenblattähnliche Polizeitruppe zur Sklavenbefreiung eingesetzt hat (siehe ai Koordinationsgruppe Brasilien). Auf diese wie auch auf andere Missstände wollte wohl der Filmemacher Bernard Robert-Charrue das öffentlich-westliche Auge lenken, indem er den Film Paraíba meu amor (2008) drehte, dessen Hauptakteure unter dem gleichlautenden Motto des Abends auf der Bühne versammelt waren. Der Film geht den Wurzeln des Forrò nach und gelangt auf diesem Weg in politisch wie wirtschaftlich reichlich unterversorgte Gefilde Brasiliens. Absicht? Natürlich - doch davon wollte am fraglichen Abend niemand etwas wissen. Am darauffolgenden gewiss auch nicht, denn da sollte Gilberto Gil groß aufspielen, der brasilianische Musiker und Ex-Kulturminister, der sich als Kulturbringer feiern lässt, zugleich aber die Notabeln mafiaähnlicher Gebilde Brasiliens hofiert und Regierungskorruption für eine verzeihliche menschliche Schwäche hält (vgl. NZZ vom 4. April 2008).
Paraíba meu amor ist nicht zuletzt auch der Titel eines Stücks von Chico César, dem fraglos eindrücklichsten Musiker des Abends. Ziemlich spät erst trudelte dieser Mann, dessen Kopfumfang durch dichtes Wollgestrüpp mindestens verdreifacht wird, auf der Bühne ein. Er war mit einem roten Samtkittel bestückt und trug eine große, ebenfalls rote Trommel vor dem Bauch. Er fühlte sich sichtlich wohl und begrüßte das Publikum mit "boon soaarrr". Und die Leute dankten es ihm mit Tanzen, Tanzen und nochmal Tanzen. Dies wiederum führte letztlich dazu, dass irgendwann auch ich nur noch verklärt und glückselig aus der Wäsche grinste.
Patrick Widmann
Heimatseite des Montreux Jazz Festivals
09.07.2008, ZMF, Spiegelzelt:
Jarabe De Palo in neuem Gewand
Die Spanische Top Band überrascht so manchen Besucher
Nach vielen Jahren als stiller Beobachter war ich am letzten Mittwochabend erstmals beim ZMF in Freiburg live zu Gast und sogleich schloss ich diese Veranstaltung in mein Herz. Beim Ankommen auf dem pittoresken Gelände hatte ich den Eindruck, irgendwo viel weiter im Süden auf einer Fiesta zu sein. Dann fiel mir die lockere Freundlichkeit des Festivalpersonals angenehm auf. Der breitschultrige Security-Mann, den ich nach dem Weg zur Kasse fragte, nahm mich fast zärtlich an der Hand und erklärte mir den Weg, der Mitarbeiter an der Kartenausgabe war total lässig und der Barkeeper an der Theke im Spiegelzelt trug mir das liegengelassene Wechselgeld bis zu meinem Platz nach.
Hätten wir uns mal besser auch angestellt...
So war meine Laune bestens, als Jarabe De Palo im ausverkauften Spiegelzelt die Bühne betraten. Im Vergleich zum Konzert im Jazzhaus 2005 hat der musikalische Kopf der Band, Pau Dones, außer dem Schlagzeuger, die komplette Mannschaft ausgetauscht. Im Falle der neuen Bassistin Carmen Niño Collado ein echter Gewinn. Auch erhöhte Pau Dones durch den Saxophonisten Rafael Miguel Jenks Jimenez die musikalischen Möglichkeiten erheblich. Die Kapelle überraschte von Anfang an. Boten sie im Jazzhaus im Oktober 2005 noch rauen, ungeschliffenen Bluesrock mit Latino-Einflüssen, so hatte sich, jedenfalls für dieses Konzert, das Spektrum doch eindeutig in Richtung Latino-Sound verschoben. Das passte jedenfalls gut zu den Temperaturen im Spiegelzelt. Der Funke sprang sofort über, das Publikum hatte seinen Spass und die Band wohl auch. Viele Songs kamen in einem weicheren, oft halb akustischem Gewand daher, der vorzügliche Saxofonist sorgte für zusätzliche Wärme und bei so manchem Besucher für Gänsehaut.
"Depende" kam leichtfüssig als Reagge daher, "Dos dias en la vida" wurde jazzig intoniert, untermalt von einem butterweichen "walking Bass". Gegen Ende des Konzertes schallte ein fröhliches "Bonito" durchs Zelt, gefolgt von "dem Song der uns berühmt gemacht hat" (Pau Donés). Der Anfang von "La Flaca" wurde auf der akustischen Gitarre intoniert, dann steigerten sich Lautstärke und Intensität.
...so gab es kein Durchkommen mehr.
Schon nach ca. 60 Minuten verlies die Band die Bühne und verlangte dann dem Publikum einiges ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit klatschen, trampeln und "otra" Geschrei erlösten Jarabe de Palo ihre verschwitzten Fans und legten noch 25 Minuten Zugaben drauf. Beim letzten Song des Abends, "Grita", flippten die Anwesenden endgültig aus. Alles hüpfte und sprang wie wild, sogar mein Bierbecher machte mit und verabschiedete sich vom Tisch.
Nachdem die letzten Töne verklungen waren bedankten sich die Musiker nochmals beim Publikum, verschwanden und das sofort angehende Licht und die leise einsetzende Musik signalisierten: Leut, das war`s. Beim Verlassen des Spiegelzeltes blickte ich nur in zufriedene Gesichter. So ging ein rundum gelungener Abend zu Ende. Es war ein geniales Konzert und das angenehme Drumherum hat den Abend zu einem ganz speziellen gemacht.
TheBishop
Jarabe de Palo spielten in folgender Besetzung:
Pau Dones Cirera - Hauptgesang , Strom und Akustische Gitarre
Daniel Barldes Miquel - Akustische und Stromgitarre, Gesang
Alejandro Tenas Torralba - Schlagzeug
Carmen Niño Collado - Bass, Gesang
Enrique Serrano Verdejo - Tasteninstrumente
Joaquín Bejar García - Perkussion
Rafael Miguel Jenks Jimenez - Saxophon
Heimatseite des Freiburger ZMF
Homepage von Jarabe de Palo
09.07.2008: ZMF, Zirkuszelt:
Annett Louisan - mehr als nur ein Spiel
Chansonette entfacht Begeisterungsstürme
Der Wettergott meint es derzeit gut mit dem Freiburger Zelt-Musik-Festival. Ist es doch eigentlich schon eine Grundregel, dass während der ZMF-Zeit schlechtes Wetter zu herrschen hat, so ist das in diesem Jahr wohl anders. Das Festival lädt also ein, weit vor Konzertbeginn das Gelände zu betreten und sich die Tagesdosis - oder vermutlich etwas mehr - Nahrung vor Ort zu konsumieren. Auswahl besteht jedenfalls reichlich und das Festivalflair ist wie immer einzigartig.
Beim Betreten des Zirkuszelts bin ich etwas überrascht, dass es Platzkarten gibt, wobei die überraschung bei genauerem Nachdenken eigentlich gar keine ist. Annett Louisan ist einfach ein "Sitzkonzert", das nicht eben aus den selbigen reißen dürfte und die Lust auf diesen Singsang hält sich alles in allem auch mehr als in Grenzen. Das Kreuz an der falschen Stelle gemacht, denke ich mir so bei mir, andererseits muss ja nach elf Monaten Fußball auch mal wieder etwas Kultur sein und was liegt da näher, als diejenige anzuhören, die in den letzten beiden Jahren immer mal wieder durchs Wohnzimmer klimperte - mitunter sehr zum Leidwesen der Mitbewohnerin, die sich das aber durch das überlassen von Louisans Album Bohème mitunter selbst eingebrockt hat. Ich will doch nur spielen... trällert sie bei der letzten Zigarette vor der Abfahrt etwas ironisch in die Runde - wie um mein Gefühl mit dem Kreuz bestärken zu wollen.
Doch schon das Festivalfeeling sollte das schlechte Gefühl wegblasen und es kam noch besser.
Weniger schön, der "Support" Martin Gallop, den Louisan zwar gegen Ende ihres Auftritts noch zu einem Duett auf die Bühne holt und angibt "seine Musik sehr zu schätzen", der aber das Zelt bei seinem gut halbstündigen Auftritt erst mal wieder halb leer spielt. Die ZuschauerInnen gehen dann doch lieber Rauchen, oder einfach nur die Sonne genießen, statt sich den kanadischen Liedermacher anzusehen, der seit über 30 Jahren in Deutschland lebt und dennoch immer noch einen unüberhörbaren Akzent in seinem Deutsch hat. Man fühlt sich an Françoise Cactus erinnert, der an anderer Stelle schon mal unterstellt wurde, dass sie ihren französischen Akzent auch nur noch hat, weil er sich vermeintlich sexy anhört.
Doch auch das bringt man hinter sich und so startet Annett Louisan kurz nach neun, mit der unvermeidlichen Ansage des Festivalgründers Alex Heisler, der "über das Rauchen wohl keine Worte verlieren muss" und es genau damit doch tut. Die sechsköpfige Band gibt ein kurzes Intro, ehe sie auf der Bühne erscheint. Im türkisfarbenen Kleid, und mit sichtlich gekürzten Haaren, ein Phänomen, das man bei Frauen, die sich eben von ihren Männern getrennt haben, oft beobachten kann.
In einer ihrer ersten Ansagen verrät sie, dass sie die im Sommer in der Luft liegende sexuelle Anspannung genießt und ganz persönlich von One-Night-Stands betroffen sei. Eine kurze künstlerische Pause lässt Zeit für den Gedanken, dass jetzt das Geständnis kommt, dass sie eine ganz Schlimme sei, aber schnell kommt Louisan dann doch auf den Punkt: "Ich bin das Produkt eines One-Night-Stands". Aha.
Mit ihrer glasklaren Stimme schafft sie es, das Publikum vom ersten Moment an, in ihren Bann zu ziehen, mitunter so arg, dass der Applaus nach einem Liedschluss sekundenlang auf sich warten lässt, so als ob man erst mal innehalten müsse, um das eben Gehörte zu verdauen. Variantenreich instrumentiert - mal nur mit zwei Gitarren, mal nur von Flügel und Cello, aber mitunter auch von der kompletten Band begleitet, zeigt Louisan was sie drauf hat, und straft damit den Satz, der bei Wikipedia nachzulesen war, lügen: Sparsame Hintergrundbegleitung lässt Louisans oft hauchige Stimme immer im Vordergrund bleiben. Das ist völliger Unsinn, sie hat mitunter auch das Potential zur Rockröhre was sie an diesem Abend eindrucksvoll beweißt, auch wenn die eher leisen Töne überwiegen.
Gegen Ende des Konzerts wird der Prosecco-Song dazu genutzt, jedem der sechs Musiker noch sein Soli spielen zu lassen und ihn gebührend vorzustellen und abzufeiern. Eine durchweg zurückhaltende ohne Allüren auftretende Louisan weiß offenbar, wem sie auch zu verdanken hat, dass sie auf dieser Bühne stehen kann.
Als vorletzte Zugabe dann Das Spiel "ein wichtiges Lied für mich - ohne würde ich wahrscheinlich gar nicht hier stehen." Wahrscheinlich hat sie recht und vespert Das Spiel doch in einer Kürze ab, als wollte sie sagen 'das war gestern'. Die frenetischen stehenden Ovationen des gut gefüllten Zirkuszeltes hat sie sich jedenfalls in den anderthalb Stunden zuvor schon verdient.
jh
Mit Annett Louisan musizierten:
Hardy Kaiser, Gitarre
Christoph Buhse, Schlagzeug
Olaf Casimir, Kontrabass
Friedrich Paravicini, Wurlitzer, Akkordeon, Mundharmonika, Cello
Jürgen Kumlehn, Gitarre
Mikro Michalzi, Gitarre
Heimatseite des Freiburger ZMF
Heimatseite von Annett Louisan
Annett Louisan bei Myspace.com
02.07.2008:
Pastorentochter im Liebestaumel
Lizz Wright im Burghof Lörrach
Jeder kennt den Burghof in Lörrach in der Herrenstrasse. Jeder? Sollte man meinen. Angesichts des schlechten Wetters war die Motivation erst eher mittelmäßig. Denn erwartet wurde ein Open-Air Konzert in einem Hof von Lörrach. Ein kurze Korrespondenz mit der Redaktion ergab Neues: Der Burghof sei doch tatsächlich ein Gebäude. Komischer Name aber absolut regensicher. Ein langsamer Beginn wohl auch weil der Startschuss erst gegen Mittag fiel. Obwohl der Plan Lizz Wright zu besuchen schon seit langem reifte.
Dann auf nach Lörrach, zum zweiten Tag des Stimmen Festivals. Die Künstlerin des heutigen Abends war eher eine Unbekannte für mich. Eine erste Annäherung erfolgte durch den Besuch eines online Händlers der mit Hörschnipseln aufwartete. Das Programm und Kritiken machte aber Lust auf mehr.
Offensichtlich war ich aber nicht der Einzige der den Burghof in der Herrenstrasse nicht kannte. Das neu erworbene Navigationssystem schickte mich doch glatt in die Untere Herrenstrasse in Lörrach, diese ist aber zum Glück nur 342 Meter Luftlinie vom Burghof entfernt. Bei vorsichtiger Annäherung zum Veranstaltungsort fiel eine hohe Dichte von einzelnen Frauen mittleren Alters auf. Diese Beobachtung zerstreute sich zum Glück bei weiterer Begehung.
15 Minuten vor anvisierten Konzertbeginn blieb genügend Zeit um mit der Dame der Pressebetreuung noch einen Fotoausweis auszuhandeln. Ging alles glatt auch wenn erst mein Name auf keiner Liste zu finden war. Nach kurzer Rücksprache mit dem Mann vom Mischpult war schnell der beste akustische Platz, direkt vor dem Pult identifiziert. Ein netter Nachbar hielt diesen auch gleich für mich frei.
Eine Erscheinung auf der Bühne?
Vom Veranstalter wurde Lizz Wright angekündigt, nach Aussage das erste Konzert der Europatour. In ihrem weißen Baumwollkleid schickte sie im ersten Lied dem Zuhörer wahrlich Schauer über den Rücken. Leider kam die amerikanische Pastorentochter mit der Topffrisur nicht in den nächsten beiden Liedern an ihre eigene Vorgabe heran. Obwohl mit einer klaren Stimme und den exzellent begleitenden Musikern im Prinzip alle Grundlagen gelegt waren. Doch fehlte es ihr etwas an Druck hinter der Stimme. Volumen und Farbe waren genug vorhanden. überraschenderweise sang sie stellenweise auch noch erstaunlich 'weiß' für eine Schwarze.
Doch mit dem Cover Old Man von Neil Young kam sie wieder voll zurück. Das Publikum war wieder gebannt. Doch abermals reihte sich wieder ein ruhiges Liebeslied an das Nächste an. Eine süße träge Müdigkeit überfiel den Schreiber, klang doch vieles zu einheitlich. Ob dies nun an der kurzen letzten Nacht oder den vielen Kaffee lag, war im Nachhinein nicht mehr zu klären. Musik ist ja bekanntlich kaum eine objektive Wahrnehmung. Der subjektive Eindruck zählt, wie sich später auch noch herausstellen sollte. Von 14 gespielten Liedern, inklusive zwei Zugaben, waren mindestens fünf reine Liebeslieder, empfundene zehn. Der Frühling ist vorbei, im Sommer darf es auch gern etwas mehr zur Sache gehen, auch musikalisch.
Im Konzert besaß Lizz Wright auf jeden Fall ihre Momente, eine Große ist sie aber nicht. Vielleicht noch nicht. Hat sie zwar schon drei Alben eingespielt. Das gewisse Etwas - der letzte Pfiff fehlt noch. Entwicklungspotential ist aber da. Zudem machte sie einen sehr schüchternen Eindruck. Kaum war ein Lied gesungen verschwand sie aus dem Rampenlicht. Das Licht kam auch nur von hinten oder oben. So sang ein Kleid in allen Farben Lieder. Zum Abschluss gab es dann noch, My Heart von der Platte Orchant. Auch wenn die Kommunikation mit dem Publikum kaum existent war, es gefiel doch den meisten. Dann war es nach achtzig Minuten vorbei und das Publikum gab Standing Ovations.
Pretender #1
Zuschauer: ca. 500
Spieldauer: 80 Minuten
Es spielten:
Gesang: Lizz Wright
Gitarre: Brandon Ross
Keyboard: Jeremy Mage
Bass: Nicholas D'Amato
Drums: Chris Eddleton
Homepage von Lizz Wright
Heimatseite des Stimmen-Festivals
04.07.2008 ZMF, Zirkuszelt:
Maria Mena überzeugt vom ersten Moment
Supporter Philipp Poisel ebenso
Gut besucht, aber nicht ausverkauft war das Zirkuszelt am Abend des vierten Juli auf dem ZMF und einige Nachzügler konnten es sich wohl leisten den Support zu verpassen um sich erst eine halbe Stunde nach Konzertbeginn während der Umbauten auf der Bühne , einzufinden. Gut möglich dass sie im Nachhinein bereuen werden nicht in den Genuss gekommen zu sein den 1983 in Ludwigsburg geborenen Sänger & Liedermacher Philipp Poisel so nah und Pur zu erleben.
Auf seinen Reisen durch Nord- und Osteuropa hat er seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker verdient und die Erfahrungen die er sammelte lässt er gekonnt in seine Texte und Musik einfließen. Gespielt und Gesungen hat er mit Herz und Seele und sich somit hier in Freiburg Zuwachs seiner ständig wachsenden Fangemeinde gesichert.
Für eine knappe halbe Stunde konnte man die Augen schließen, um sich vielleicht in eine Fußgängerzone zu träumen in der man unverhofft vom Gesang und Spiel des Musikers zum Innehalten verführt wird. Leider geriet dieser Auftritt etwas zu kurz, Gerade mal 20 Minuten währte das kleine Glück, da verließ er auch schon wieder die Bühne.
Im Mai diesen Jahres ist seine erste Single Wo fängt dein Himmel an erschienen und wir dürfen uns auf das Album freuen, das wohl im Herbst diesen Jahres erscheinen wird.
Weiter Gelegenheiten Philipp Poisel (mit Band) live zu erleben gibt es am 19.07.2008, wo er als Support von Herbert Grönemeyer in Freiburg auftreten wird.
Nach 25 Minuten Aufbauarbeiten betrat Um 20h50 Maria Mena mit Band die Bühne und überzeugte vom ersten Moment. Neben Stücken aus ihrem aktuellen Album Apparently unaffected stellte sie auch drei Lieder aus ihrem neuen Album vor, welches voraussichtlich im Herbst erscheinen wird, darunter I´m In Love Again, und hier gelang es ihr mit ihrem Charme und frischem Humor das Anfangs etwas zurückhaltende Publikum vollends aufzutauen. Nach eineinhalb Stunden Spielzeit und drei Zugaben, darunter eine wirklich witzige Version des Kiss-Klassikers I Was Made For Loving You verabschiedete sich die Norwegerin mit ihren Musikern bis zum nächsten Mal.
RR
Verträumt.
Mit Maria Mena musizierten:
Elias Muri (Gitarre)
Kjetil Steensnaes (Gitarre)
Bjarne Gustavsen (Keyboard)
Kristian Grude (Bassgitarre)
Tornstein Lofthus (Schlagzeug)
Heimatseite des Freiburger ZMF
Heimatseite von Philipp Poisel
Homepage von Maria Mena
02.07.2008: ZMF, Zirkuszelt:
Sitzung der Gesetzten
ZMF Eröffnungskonzert mit Joe Jackson
Strahlende Sonne und brütende Hitze waren die zentralen Einflussgrößen im Vorfeld des ZMF-Eröffnungskonzerts. Nur ein fernes und zahnloses Grollen erinnerte an die traditionelle Koppelung von ZMF und Regenwetter. Ein sekundärer, wenngleich ökonomisch hochrelevanter Faktor war der schonungslose Durst, der allerorts die Gesichter zeichnete und die Kässlein klingen ließ. So auch die Kässlein jener drei jungen Damen am Kaffee-Stand, deren Chef es sich wohl noch mal überlegen wird, ob er auch fortan seinen kostbaren Gut-und-Billig-Sprudel gratis unter die Leute kippt. Wir hoffen es natürlich nicht, denn es ist ein feiner Zug von ihm.
Diese drei jungen Damen jedenfalls wussten nicht, wer das Konzert des Abends geben sollte, obwohl sie ihn durchaus kannten. Freudig riefen sie aus, als sie seinen Namen hörten: "Aah, da wollte mein Papa unbedingt hin". Und: "Meiner hat lauter Schallplatten von dem...". Und so weiter. Schallplatten. Das klang fern und nostalgisch, ungefähr wie Dampflokomotive. Oder Lockenwickler. Ich war gespannt. Gespannt auf den Herrn, der solche Emotionen quasi über Bande auszulösen vermochte.
Das anmutige, mit seinen vier Höckern an ein stark potenziertes Kamel erinnernde Zelt betrat ich deshalb noch lange nicht. Erst mal sehen, was für Volk einströmt. Und sie kamen in Scharen, die gesetzten Damen und Herren. Sehr viel mehr Herren übrigens, wenngleich auch auffällig viele Mutter-Tochter-Gespanne die Manege betraten. Gesetzt war das Publikum und das wurde es auch, denn es war ein Sitzpflichtkonzert.
Schon glaubte ich nicht mehr daran, ein bekanntes Gesicht unter den dünngestreiften Blasshemdenträgern zu entdecken, da fand ich doch noch einen alten Bekannten. Es war der König von St. Gabriel [Zentraler Recyclinghof der Freiburger Abfallwirtschaft, d. Red.]. Er ist - für solche, die ihn nicht kennen sollten - leicht zu beschreiben: Gesetzt.
Nun, etwas später - der rote Feuerball hatte sich gerade possierlich in den Westen hineinbequemt - da setzte sich Joe Jackson hinter den Flügel. überflüssigerweise kennzeichnete er das Wetter als zu warm. Ebenso überflüssig waren die Hinweise seines Vorredners Alexander Heisler, der sich über die Anwesenheit von zehn Landtagsabgeordneten stark erregte, doch seine Begeisterung erst dann auf das Publikum übertragen konnte, als er betonte, dass das Rauchen aus guten Gründen verboten sei. Dafür bekam er aus den mäßig gefüllten Sitzreihen großen und interessanterweise ernstgemeinten Applaus.
Joe Jackson saß also hinter dem Flügel und hub an. Eine fürchterliche Schnulze nach der anderen durchdrang den Raum. Und im schleppenden Takt begann das Publikum, sich mit Broschüren Luft zuzufächeln. Nur einer - ein etwa Fuffzigjähriger mit Ramones-T-Shirt - fächelte beherzt im doppelten Tempo. Der König von St. Gabriel dagegen bevorzugte standesbewusst einen stark retardierenden Schlag. Von Joe Jackson war derweil nicht viel mehr zu sehen als ein abgrundtiefer und geradezu gähnend weit aufgerissener Schlund, der gleich einem Schwarzen Loch die Energie aus seiner weiteren Umgebung abzusaugen drohte.
War ich während der ersten paar Stücke noch geneigt, dem Geschehen vorzeitig zu entweichen, so änderte sich dies bereits bald. Derselbe Schlund begann nun, heftig auf- und zuzuschnappen und Geräusche von trocken-knalliger Klarheit von sich zu geben. Nicht, dass seine Stimme zuvor unklar gewesen wäre, ganz bestimmt nicht. Doch jetzt knallte sie und kläffte gewissermaßen das Publikum an. Der ganze Kopf des Künstlers geriet in der Folge zunehmend ins Wackeln und wenn das so weiter gegangen wäre, so hätte daraus ein wirklich unterhaltsames Konzerterlebnis werden können.
Es lag letztlich an der außergewöhnlichen Vielseitigkeit dieses Künstlers, dass ich mich doch noch vor Ende verdrückte: Wo Licht ist, ist auch Schatten - und manchmal auch ein Schwarzes Loch. Die Schwärze der Nacht war indes noch nicht komplett, als Joe Jackson nach ein paar fahrplanmäßig abgespulten Zugaben den Flügel verließ.
Womit ich nicht missverstanden werden möchte: Joe Jackson stieg im Verlauf des Abends in meiner Wertschätzung von Null auf Hundert. Einst sagte der Musikexperte Jürgen Schattner [früher Flight 13, heute Rookie Records , d. Red.] über den Musiker Atom and his Package, dieser mache alles, was selbst Ween zu peinlich sei. über Joe Jackson ist hingegen zu sagen: Er kann im Grunde alles machen und es ist nicht peinlich. Es ist nur so, dass mir nicht alles davon gefällt.
Patrick Widmann
Heimatseite des Freiburger ZMF
Homepage von Joe Jackson
10.03.2008:
Ein Mann lässt seine Gitarre sprechen
Gelungenes Konzert im Kongresshaus Zürich
Der Gitarrist und Sänger Chris Rea, der eigentlich seine Karriere als Live Musiker 2006 mit einer Abschiedstourne beendete, ist zurück auf den Konzertbühnen dieser Welt. "Auf Tour zu gehen ist weiterhin der beste Job der Welt - wenn ich einen anderen Körper hätte", sagte er damals. Nun geht es dem Mann, dem die ärzte vor Jahren attestierten er würde eher im Lotto gewinnen als seinen Bauchspeicheldrüsenkrebs überleben, offensichtlich wieder gut.
Am Montagabend gab er sich im Kongresshaus Zürich die Ehre. "The Delmonts" stand auf dem Plakat, dass zunächst über der Bühne aufgehängt war. Wer jedoch dachte das Konzert würde von einer Amateurband aus der Hauptstadt des Kantons Jura eröffnet, wurde schnell eines Besseren belehrt.
"The Delmonts, featuring Chris Rea" ertönte um 20.15 Uhr aus den Boxen und fünf Musiker betraten die Bühne. Sie eröffneten das Konzert mit einer Reihe instrumentaler Songs, bei denen Chris Rea den Part des Rhythmus-Gitarristen übernahm und Robert Ahwai die Solis überlies. Der für die Fans doch ungewöhnliche Sound, der an die Shadows der 60er Jahre erinnerte, zeigte aber schon das grosse technische Können der Bandmitglieder.
Nach sechs Songs wurde das Banner über der Bühne gewechselt. "The Fabulous Hofner Blue Notes", stand dort jetzt zu lesen. Der Name ist als Reminiszenz an den deutschen Gitarrenbauer Höfner zu verstehen; durchaus ungewöhnlich für den langjährigen Fender Stratocaster Liebhaber Rea.
Nun übernahm der Maestro die Sologitarre und den Gesang. Jubel brandete durchs Kongresshaus als seine tiefe, rauhe Stimme erstmals erklang. Vor Jahren antwortete er auf die Frage, was für ihn ein guter Gitarrist sei sinngemäss: "Diese ganzen Techniker die 100 Töne in der Sekunde spielen können beeindrucken mich nicht. Das hört sich an, als wenn man in der Badewanne furzt. Wer mir aber einen klaren, kalten Wintermorgen auf der Gitarre spielen kann, der hat all meinen Respekt".
Die Eigenachtung muss hoch sein bei diesem Mann, er zeigte sich als Meister der schönen Melodien und des gefühlvollen Gitarrespiels. Er bot dem dankbaren, begeisterten Publikum einen Querschnitt durch sein langes Schaffen, spielte zu gleichen Teilen neuere, während und nach seiner Leidenszeit entstandene raue Bluessongs, streute aber auch einige seiner grossen Hits ein: "Josephine", ein Song den er eigentlich nie wieder live spielen wollte war ebenso dabei wie "Road To Hell", dessen Text die zunehmende Umweltzerstörung anprangert und aktueller denn je sein dürfte.
Für viele war der Höhepunkt des Konzertes aber das Stück "Easy Rider". In dem Song geht es allerdings weniger um Motorradromantik. Den Song hat er seiner Krankenschwester gewidmet, die ihm durch seine schlimmsten Tage mit hohen Dosen Morphium half. ("Come on easy rider, give me something for my pain"). Den Eingangs schleppenden Beat zersägte er gegen Schluss des Stückes mit einem jaulenden Slide-Solo. Schmerzen hörbar gemacht.
"Ich bin ein schlechter Entertainer, so was ist nicht meine Welt", sagt der Mann über sich selber. Direkte Worte richtete er keine ans Publikum. Dafür liess er im Kongresshaus seine Gitarre sprechen und bewies mit kurzen Einlagen, dass er besser tanzen kann als Herbert Grönemeyer.
Kurzum: er hatte sichtlich Spass an diesem Abend. Und den hatte das dankbare Publikum auch.
The Bishop
Zuschauer: 1700
Spieldauer: 95 Minuten
The Delmonts und The Fabolous Hofner Blue Notes sind:
Chris Rea: Gitarre und Gesang
Robert Ahwai: Gitarre
Neil Drinkwater: Tasteninstrumente
Colin Hodgkinson: Bassgitarre
Martin Ditcham: Schlagzeug
Homepage von Chris Rea
25.02.2008:
Für einmal enttäuscht der Cirque du Soleil seine Fans
Müde Vorstellung im Hallenstadion Zürich
Fünfzehn Minuten vor 20 Uhr schallte eine Ansage aus den Lautsprechern am Züricher Hallenstadion.
Die Besucher wurden gebeten schnell ihre Plätze einzunehmen, da die Show pünktlich beginnen würde.
Die Durchsage löste Heiterkeit aus, vor allem bei denen, die noch 50 Meter entfernt von einem der lediglich zwei geöffneten Eingänge auf Einlass warteten.
Auch im Halleninnern herrschte zunächst Chaos. Verwirrte Besucher irrten, die Eintrittskarten immer schön in Augenhöhe haltend, auf der Suche nach einem Einweiser durch die Gegend, andere schlossen sich stumpf dem Strom von Menschen an, die sich auf einer Treppe nach oben drängten. Ein guter Teil derer wurde dann wieder zurückgeschickt, was bei Einzelnen enormes Aggressionspotential an die Oberfläche brachte.
Schlussendlich hatten mit wenigen Minuten Verzögerung alle ihre Plätze gefunden und das Licht im Saal erlosch.
Gleich zu Beginn gaben zwei der Akteure das Thema des Abends vor. "Was ist den hier los", fragte der eine, kopfüber an einem Ballon von der Hallendecke hängend. "Keine Ahnung, das ist doch dein Traum", entgegnete ihm ein Stelzenläufer.
Es folgten nun wohl gespielte Traumsequenzen des unglücklichen Hängenden. Ständig war viel Bewegung auf der Bühne. Es wurde viel getanzt, gesprungen getrommelt und gesungen. Immer wieder schwangen sich die Akteure an Stahlseilen durch den rauchfreien Himmel des Hallenstadions. Auf durchsichtige Vorhänge, die vor oder wahlweise hinter der Bühne geschlossen oder geöffnet wurden, projizierte man Videosequenzen die sich mit dem real dargebotenen zu schönen optischen Eindrücken ergänzten aber mehr eben auch nicht.
Bis anhin zeichneten sich die Programme des Cirque du Soleil durch waghalsige Akrobatik, verwirrende Jonglagen und wirbelnde menschliche Körper aus. Von alledem war bei "Delirium" nichts zu sehen.
So gab sich das Publikum äusserst reserviert. Zwischen den einzelnen Nummern der "Traumgeschichte" wurde verhalten Beifall geklatscht, allerdings weit entfernt von den Standing Ovations und dem Getrampel vergangener Programme.
Was bleibt von dieser Vorstellung haften: Eine gute Band die sich von Rock bis Tango sattelfest zeigte, gute Sänger und mehrere exzellente Trommler. Aber das dürfte für die Ansprüche des Cirque du Soleil eigentlich zu wenig sein.
The Bishop
Spieldauer: 90 Minuten
Homepage von Cirque du Soleil
25.01.2008:
Mischael-Sarim Vérollet "Lass uns doch Feinde sein"
Slamer legt ersten Roman vor und unterhält damit erfrischend
Julian Wattenberg heißt der Roman"held" des Erstlings von Mischael-Sarim Vérollet, dass Ende des letzten Jahres erschien. In erfrischender Manier erzählt Verrolet darin die Geschichte eines Mitte 30-jährigen, dessen Freundin sich kurz vor dem Weihnachtsfeste von ihm trennte - nein, nicht trennte, "sie hat ihn operativ entfernt" so perfekt ist "Katinkas" Abschiedsbrief.
Auf Anraten von Achim ("der beste unter den Freunden"), eilends aus Australien herbeigeeilt, versucht "Watte" sich nicht lange mit dem Trennungsschmerz herumzuschlagen, sondern sich "einfach ein bisschen aus(zu)toben, Quatsch ein Mädchen an, unterhalte Dich nett, vielleicht knutscht ihr ein bisschen herum. Und schon geht es Dir mit jedem Kuss besser."
Achim bestellt ihm ein Mädchen bei einer Begleitagentur, was "Watte" allerdings erst viel später erfahren sollte, doch die avisierte Knutscherei entwickelt sich zum Feueralarmdesaster, dass zum Stadtgespräch werden soll. Es folgen weitere chaotische Vorweihnachtstage, der sonst so friedliebende Jude Boris knockt einen Russen mit einem Schlag aus und will zum Catcher "umschulen"; Achim hat halluzinogene, getrocknete Kröten aus Australien mitgebracht und legt sich mit einer Dönerverkäuferin an, die meint 18,50 € Trinkgeld von ihm bekommen zu haben und unwillig ist, es als Missverständnis hinzunehmen, was sie im Lauf' der Zeit bitter bereuen wird; Jürgen, der Streifenpolizist hält bisweilen widerwillig seine schützende Hand über die kleinkriminellen Taten der Freunde bis er Heilig Abend selbst zum Knüppel greift - Teil des Showdowns am "Fest der Liebe". Und Wattenberg holt auf Katinkas "Lass uns doch Freunde sein" zum finalen Konter aus…
Vérollet gibt mit seinem Romandebüt eine Milieustudie des Berlins der Nullerjahre. Man fühlt sich in punkto Sprachwitz und Stil etwas an Sven Regeners Herr Lehmann erinnert. Vérollet erzählt die Geschichte herzerfrischend, mitunter herzzerreißend, streut dabei immer wieder retrospektiv Erlebnisse aus der Kinder- und Jugendzeit ein, aber nie so, dass der geneigte Leser verwirrt würde, vulgo er gerade nicht mehr wüsste "wo die Musik gerade spielt".
Stellenweise mutet die Story etwas postpubertär an, was möglicherweise daran liegt, dass Vérollet tatsächlich zehn Jahre jünger als sein Romanheld ist, und ihm damit noch ein gehöriges Stück Lebenserfahrung fehlen dürfte. Dennoch, alles in allem eine sehr gelungene Geschichte, locker, leicht zu lesen, mitunter fesselnd. Lesen!
jh