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29.04.2006, Bern-Arena:
Funk und Soul Legenden in der Bern Arena
Sister Sledge, Earth Wind & Fire Ex und Kool and The Gang
Nach einer anstrengenden Autofahrt, bedingt durch endlose Baustellen auf der Autobahn Basel-Bern holte ich mein Ticket um 19.30 Uhr an der Kasse vor der Bern Arena ab. Als ich das letzte Mal vor diesem riesigen Eishockey-Stadion stand, hiess es noch Allmend Stadion Aber die Dinge ändern sich, wie ich an diesem Abend noch nachhaltig erfahren sollte.
Beim Betreten der Halle war ich sehr überrascht. In dem Stadion, in dem schon 16.000 Zuschauer auf den Tribünen Platz finden, waren die oberen Tribünen vollständig abgehängt. So wirkte die eigentlich riesige Halle wie das Freiburger Eisstadion. Die verbliebenen Tribünen waren nur spärlich gefüllt und auch im Innenraum war noch über die Hälfte des Platzes leer.
Ich setzte mich gegenüber der Bühne auf die Tribüne und harrte der Dinge die da kommen sollten. Um kurz vor 20.00 Uhr starteten Sister Sledge mit ihrem Konzert.
Um es kurz zu machen: Es war das schlechteste Konzert seit ewigen Zeiten. Der Sound war zum Fürchten schlecht. Man konnte die Gitarre so gut wie nicht hören. Auf den Studioalben von Sister Sledge spielte einst Nile Rodgers die Gitarren. Und genau auf diese filigranen Funky Sounds hatte ich mich gefreut. Aber es war nur ein undeutliches Geschrammel zu hören. Der Bass und das Schlagzeug kamen nur als Matsch aus den Boxen.
Die drei Sängerinnen brachten zwar alle ihre grossen Hits aus den 80ger Jahren aber ich war froh als die Band nach einer Stunde ohne Zugabe die Bühne verlies.
Die Umbaupause dauerte nicht allzu lange und schon erschien Earth Wind & Fire Experience auf der Bühne. Auch dieser Auftritt war eine Enttäuschung. Ich hatte die Band schon einmal vor ca. 15 Jahren gesehen und ihre Dynamik, Spielfreude und atemberaubenden Tanzeinlagen gepaart mit einem glasklaren Sound hatten mich damals echt umgehauen. Von alledem war nichts mehr da. Die Musiker standen hinter ihren Mikrophonen und bewegten sich kaum. Der Sound war nicht besser geworden.
Die schlechte Abmischung fiel immer dann auf, wenn der Schlagzeuger in Grossaufnahme auf der Videoleinwand zu Sehen war. Er arbeitete viel mit Rimshots.
Diese waren zwar zu sehen, aber nicht zu hören. Einzig die oft aberwitzigen Bläsersätze peitschten klar und deutlich aus den Boxen. Nach 70 Minuten beendete die Band ihren Auftritt. Bevor der spärliche Applaus verebben konnte stürmten sie noch einmal die Bühne, spielten eine Zugabe und das war es dann auch schon.
Die folgende Umbaupause nutzte ich, um mir ein Raclette und ein Bier zu gönnen. Gestärkt, aber auf das Schlimmste gefasst wartete ich auf den Auftritt von Kool and The Gang. Aber scheinbar war ein Wunder geschehen. Offensichtlich gut gelaunt begannen Kool and The Gang ihren Gig und der Sound war schon bei den ersten Tönen um Klassen besser als bei den beiden Bands zuvor. Die Band spielte mit absoluter Präzision Hit auf Hit wobei vor allem "Ladies Night" exstatische Reaktionen im Publikum auslöste. Das Publikum konnte endlich eine Party feiern. Einzig das süßliche "Cherish" fiel aus dem Rahmen. Ansonsten gaben die Jungs echt Gas.
Immer dann wenn zum Funk Fundament der Rhythmusgruppe der Gittarist eines seiner brachialen Gitarrensolos einstreute wurde es echt "Heavy" ( auch wenn mir das ein gewisser Gomeranischer Bäcker wieder nicht glauben wird).
Als nach 80 Minuten das Konzert zu Ende ging, war der Abend gerettet. Bleibt die Frage warum bei den ersten beiden Bands die Jungs am Mischpult den Sound einfach nicht in den Griff bekamen. Aber besser so als anders herum.
The Bishop
Zuschauer: ca. 3000
Heimatseite der Bea Nights
Heimatseite von Kool & The Gang
Heimatseite von Earth, Wind & Fire
Heimatseite von Sistersledge
05.04.2006, Burghof Lörrach:
Musikantenstadel und Rockkonzert im Burghof
Die kleine Tierschau "Landfunk und Scheunentrash"
Seit nunmehr 25 Jahren tingeln die Schwaben der kleinen Tierschau durch's Ländle und machen die Menschheit froh und glücklich - zumindest für zwei Stunden, die das Programm dauert. Doch der Reihe nach, erst einmal wollen wir den Burghof Lörrach betreten, dessen Architektur von außen mit graziöser Schlichtheit überzeugt, und innen mit dem gewohnt feinen Ambiente aufwartet.
Jeder Gang zur Toilette wird da zum Erlebnis: Man schreitet eine Glastreppe hinunter, direkt ins Wasser - zumindest scheint der blankpolierte sattblaue Boden so. Die Inneneinrichtung der Toiletten ist nicht minder nobel: Türen aus feinstem Betoplan; wenn man als passionierter Stehpisser nicht die Pissoirs benutzt, sondern sich eine Kabine 'gönnt' kann man seine blöde Fresse beim Pinkeln betrachten, die Kabine wird durch den Spiegel richtig groß - von der üblichen Platzangst keine Spur. Einziger Minuspunkt ist das Granitimitat auf der Vormauerung über dem Spülkasten, das ist dafür bei den Waschbecken echt. Und es gibt sogar warmes Wasser, ausreichend Seife und Handtücher, um das Erlebnis der Blasenentleerung erleichternd abzurunden.
Kurz vor Beginn wird der Vorstellungssaal gestürmt - es gibt Platzkarten und wir haben die Arschkarte gezogen: die Bierbänke, die in der ersten Reihe wohl als Bestandteil der Bühnendeko gedacht sind. "Landfunk und Scheunentrash" heißt das Programm - und die ganze Show ist aufgemacht wie eine Gala im Dorfbierzelt. In Anbetracht der Erinnerung an einen Kollegen, der einmal erzählte, die "Tierschau" hätte mit Schlachtabfällen um sich geschmissen, nicht gerade der ideale Platz um einen ruhigen Abend zu verbringen. Doch diese Bedenken sollten sich im Laufe des Abends als unbegründet herausstellen und zur Belohnung die ungeliebten Plätze eingenommen zu haben, gibt's Freibier und Bierzeltbrezeln.
Das Publikum ist sehr gemischt, zwischen 18 und 80 ist jede Altergruppe vertreten, wobei die Verteilung einer klassischen Gaussschen Normalverteilung entsprechen dürfte.
Wie es sich zum Dorffest gehört, zieht die Kapelle von hinten in den Saal - äh - das Festzelt ein, instrumentiert mit zwei Trommeln und einer Gitarre. Und sie legen los, von der ersten Minute an, wird ein Joke nach dem anderen gerissen, wobei insbesondere der feine Sprachwitz auffällt, und natürlich wird der schwäbische Dialekt bemüht. Das funktioniert ja auch bei Harald Schmidt bisweilen prächtig.
Wie es sich für einen Musikantenstadel gehört, werden die örtlichen Honoratioren begrüßt, allen voran der Bürgermeister, der in einem neuartigen demokratischen Akt bestimmt wurde: im Eingangsbereich wurde ein Reisnagel ausgelegt, derjenige, der ihn im Schuh stecken hat, wird zum Burgi ernannt, und es trifft keinen geringeren als den Bernd [welchen auch immer - the säzzeress].
Der Moderator gibt ab an den Chorleiter des 'Gesangsvereins Aspirinia', der das Volk begrüßt und bemerkt, dass alle anderen Chormitglieder unpässlich sind. Dennoch wird dem Bürgermeister zu Dritt ein Ständchen gebracht, das a-cappella zum Besten gegeben wird und unter Beweis stellt, dass die Jungs tatsächlich singen können. Danach eine Hardrockeinlage im Trachtenanzug, eine Tanzeinlage zunächst im Stummfilmmodus, dann das gleiche noch mal zu "Kung-Fu Fighting". Spitzenmäßig choreographiert.
Der Blues wird als "herrgottsmäßig a Lätsch nahghängt" definiert und auch den beherrschen sie spielend, sowie das Solo auf der Sitar, mit einem Gedankengang vom Kornkreis über den Ufo-Forscher und den Schnaps-Weg zum 97-jährigen, der säuft (so, jetzt nochmal von Anfang an lesen, den Satz!) beweist, dass sie alle Instrumente beherrschen, die auf der Bühne zugegen sind: mehrere Gitarren, Trommeln und Schlaginstrumente, Fagott, E-Bass, Kontrabass, Tasteninstrumente, ein großes Xylophon, Saxophon und eben nicht zuletzt die Sitar.
Zur obligatorischen Mitmach-Einlage werden "Freiwillige" aus der vorletzten Reihe rekrutiert, die sich auf der Bühne einen Bauhelm aufsetzen dürfen, die an ein elektronisches Schlagzeug gekoppelt sind. ZZ Tops "Rough Boy" in voller Länge müssen sie sich so ausgestattet auf den Kopf schlagen lassen.
Neben solchen Sätzen wie: "Da steht ein Pils im Wald - kein Wunder, wenn die Tannen zapfen" scheut man auch nicht davor zurück, mit einem Motorrad auf die Bühne zu fahren oder auch mal eine Motorkettensäge auf der Bühne zum Limbo-Tanz anzuwerfen. Der Burghof ist voluminös, so dass die Abgase nicht weiter stören.
Der äußerst unterhaltsame und amüsante Abend wird am Ende der Zugabe mit einer Veralberung der Bietigheimer Band "Pur" abgerundet: "Komm mit ins Feierabendland / auf eine Hefeweiße / wo ich ne Runde schmeiße / und alle Flaschen kriegen Pfand"
jh
Zuschauer: 580 (ausverkauft)
Spieldauer: ca. 100 min
"Die kleine Tierschau" sind:
Michael Gaedt
Michael Schulig
Ernst Mantel
Zum Burghof Lörrach
Heimatseite der kleinen Tierschau
30.03.2006, Vorderhaus, Freiburg:
Gelacht, Geschossen, Gemuncht
Die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft auf den Spuren des Schreis von Edvard Munch
Es war schlicht ein Theaterabend an diesem Donnerstag Abend im altehrwürdigen Freiburger Vorderhaus. Die Kabarettgruppe Münchner Lach- und Schiessgesellschaft gab sich die Ehre und machte sich auf die Spuren des in Kobenhagen gestohlenen Gemäldes "Der Schrei" von Edvard Munch.
"Nur noch ein Telefonat" von der Lösung des Falles entfernt sei er, der Kommissar mit dem unaussprechlichen Namen. Doch der Reihe nach, erst sollte einmal das Gemälde gestohlen werden, und wir haben ja das Vorderhaus noch gar nicht betreten. Im Grunde freute ich mich, zumal sowieso in einer positiven Grundstimmung ob des Frühlings und der ein oder anderen Wendung im Leben, immer noch über den Sieg "unserer Mädels" - also den Damen des SC Freiburg über den Deutschen Meister, wobei mir erst im Laufe des Tages richtig klar wurde, was es für eine klasse Leistung ist, dem Deutschen Meister die erste Saisonniederlage beizubringen.
Mit diesem Hochgefühl also ins Vorderhaus gefahren und unterwegs festgestellt, dass die "Geiz-ist-Geil"-Mentalität bei den Promotanten der großen Agenturen auch um sich greift. Wie sollte ich so einen Abend toll finden, wenn ich nicht eine angenehme Begleitung hätte, der/die ggf. auch noch Fotos machen könnte (leider ist das Ladegerät beim Umzug irgendwie abhanden gekommen) oder eben einfach nur die Veranstaltung ebenso beobachten, gut oder schlecht finden und Anregungen für einen solchen Text im anschließenden Dialog zu geben. Ohne Input eben auch kein Output. Oder auf Deutsch: ohne Futter kann man eben auf Dauer auch nicht scheissen.
Schwer genug, einen kabarettistischen Theaterabend zu beschreiben. Soll man die Story erzählen? Erzählen, dass die Rahmenhandlung um den Diebstahl von Munchs "Schrei" alles in allem etwas wirr war? Aber eben doch soweit ganz ok, als dass man die verschiedenen Szenerien darin gut unterbringen kann. Allen voran die Parodie auf Christiansen, wo die handelnden Personen ganz im stoiberschen Duktus sich nur mit "Herr, Herr... Herr" bzw. "Frau, Frau... Frau" ansprechen und der eine hat dann auch noch ein paar Zahlen mitgebracht, über die man so trefflich streiten kann: "5, 632, 78, 12" Wenn das mal nicht den endgültigen Niedergang der Republik belegt...
Fraglich bleibt auch, warum die Diebe des Gemäldes für die Herausgabe des Kunstwerks drei Millionen Kronen und kein Geld gefordert haben.
Der Schrei, es werden ihm mystische Eigenschaften angedichtet, immer wenn man den Koffer öffnet, in dem er verpackt ist, sagen die Menschen plötzlich die Wahrheit, so die Sachbearbeiterin auf dem Sozialamt, die Hartz IV nur als Vorläuferprogramm zu "Arbeit macht frei II" bezeichnet,
Auch schön, wie Jürgen Schrempp, der damalige Daimler-Vorstand sich einführt: "also ich, also Daimler, also der größte Konzern Deutschlands, also Deutschland, also die größte Wirtschaftsmacht der EU, also der zweitgrößte Wirtschaftsraum der Welt, also ich" und meint, damit und seinem Geld alles kaufen zu können.
Das meinen aber auch die US-Amerikaner in Person von Condi Rice die Ihren Spiegel "For You Rice Only" befragt, wo sich denn das wundersame Gemälde befindet. Schwere Außenpolitische Verwicklungen würde es wohl geben, wäre die Darstellung der Münchner Lach- und Schiess von Condi in den USA bekannt: als Domina, die nicht davor zurückschreckt mal eben dem ermitteltenden Kommisar einen zu schütteln, um an das Gemälde zu kommen. Ob es in den USA auch großangelegte, gewalttätige Demonstrationen gäbe, wäre das bekannt? Oder würde man gleich die Option des atomaren Erstschlags auf München, die Stadt des "barocken Mausoleums verhinderter Kanzlerkandidaten" ziehen? Man weiß es nicht.
Doch zurück in das größte "Grünen-Reservat der Südstaaten, wo die Häftlinge in Solarzellen sitzen" - nach Freiburg: Im Vorderhaus war an diesem Abend zwei Stunden gute Unterhaltung angesagt, die den Humor nicht zu kurz kommen lies, wenn auch die Rahmenstory etwas dürftig war. Alles in allem aber klasse umgesetzt, das Ensemble versteht sein Handwerk, besonders bemerkenswert, das Minenspiel und die phänomenale Umgang mit den Stimmen. Die Münchner dürfen wiederkommen und ins Vorderhaus sollte man eh öfter gehen.
jh
Zuschauer: 120
Spieldauer: 120 min
Das Programm spielten:
Sonja Kling, Ecco Meineke, Michael Morgenstern und Thomas Wenke
Zum Vorderhaus Freiburg
Heimatseite der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft
29.03.2006, Burghof, Lörrach:
So manchem wurde es warm ums Herz
Einer der ganz Grossen gab sich im Burghof die Ehre
Voller Vorfreude auf das Konzert betrat ich den unbestuhlten Saal des Lörracher Burghofs gut eine halbe Stunde vor Konzertbeginn. Eric Burdon, die Musik-Legende würde heute eine Zeitreise auf die Bühne bringen die meine Generation bis in die Kindheit zurückführen würde. Der Altersdurchschnitt der Besucher schien mir knapp unter den 50 zu sein.
Zunächst einmal gab es einen Haufen wirklich "alte" Bekannte zu begrüßen und des öfteren hatte ich Mühe die Gesichter ihren Namen zuzuordnen. Klaus erkannte ich sofort und nach kurzem Small Talk bot ich an uns ein Bier zu holen. Just als die Vorband die Bühne betrat stellte ich mich an der Bar in die zweite Reihe der Durstigen.
Ich beobachtete das emsige Treiben hinter der Bar während von der Bühne her ein schrecklicher Soundbrei an mein Ohr drang. Irgendwie erinnerte der Lärm entfernt an Metallica. Hinter der Theke waren 6 oder 7 junge Menschen zu Gange. Faszinierend anzusehen wie sie die verschiedensten Tätigkeiten unter einen Hut brachten, außer den Wartenden die gewünschten Getränke zu bringen.
Unterschiedliche Typen der Gattung Bedienung waren hier versammelt. Nach ein paar Minuten kannte ich sie alle. Da gab es eine hübsche junge Frau deren Motto lautete: schau bloß keinem direkt in die Augen, er könnte das ausnutzen und etwas bestellen wollen. Sie irrte von einem Zapfhahn zum anderen, füllte fleißig Plastikbecher mit allem Möglichen um diese dann einfach irgendwo stehen zu lassen.
Eine zweite der hübschen jungen Damen verfolgte eine andere Technik. Sie arbeitete an einem Zapfhahn der offensichtlich unter zu viel Druck stand. So füllte sie Becher auf Becher mit festem weißen Schaum, stellte diese dann auf die Theke und nahm, nachdem sie so an die 25 volle Schaumbecher vorbereitet hatte, denjenigen, in dem sich der Schaum schon am Meisten in Bier zurückverwandelt hatte, um den so gewonnenen Platz im Becher wieder mit Schaum aufzufüllen.
Nach ca. 10 Minuten des Anstehens hatte ich mich in die erste Reihe vorgearbeitet, was mir aber keinen Vorteil verschaffte. Die Bedienungen waren sich selbst genug. In der Zwischenzeit hörte sich der Soundbrei von der Bühne eher wie Neil Young an, war aber immer noch ganz schwach abgemischt.
Mit den beiden Herren links und rechts von mir hatte ich mich unterdessen angefreundet. Wir kommentierten gemeinsam die kleinen Fortschritte hinter der Theke und beneideten jeden, der mit seinen Getränken von dannen zog. Kurzfristig zogen wir es ins Kalkül an die nächste Tanke zu fahren um uns eine Palette Bier zu besorgen. Als dann aber der Herr links von mir wie aus heiterem Himmel seine beiden Bier bekam, hatte er keinerlei Interesse mehr an einer gemeinsamen Aktion und verlies unsere Zweckgemeinschaft.
Diejenigen die Getränke wünschten, die aus Flaschen ausgeschenkt wurden, hatten ein wenig mehr Glück als die Biertrinker. Sie bekamen ihre Drinks, sobald der offensichtlich einzige vorhandene Flaschenöffner wieder aufgetaucht war. Ich versuchte zwischenzeitlich zu überschlagen, was für ein Umsatz mit zackigem Personal wohl möglich wäre.
Und dann, grade als ich mich entschlossen hatte abstinent zu bleiben, tauchte Mohamed, Angestellter der Bar im Burghof auf, sah das ganze Chaos und scheuchte die Jungs und Mädels zur Seite. Dann drehte er hier und dort an der Zapfanlage und begann 4 Becher mit klarem gelben Gerstensaft zu füllen. Ich konnte ihn schon immer leiden, aber jetzt schloss ich ihn förmlich in mein Herz.
Als ich mit dem Bier nach über einer halben Stunde zu Klaus zurückkam, hatte die Vorband aufgehört zu Lärmen und die Bühne wurde gerade umgebaut. Das Bier leerten wir in einem Zug. Aufwand und Ertrag standen wieder mal in keinem vernünftigen Verhältnis.
Der Umbau der Bühne ging zügig vonstatten und bald war es soweit. Der Meister betrat mit seiner vierköpfigen Band die Bühne. Zu meiner überraschung war der Sound sofort brillant, als die Band mit "Dont let me be missunderstood" ihr Konzert eröffnete. Und nach wenigen Takten brodelte es im Publikum, ältere Herrschaften bewegten sich zum exzellenten Rhythmus.
Eric Burdon zelebrierte seine alten Hits, streute neuere Songs ein und tat das immer locker und flockig. Eine spielfreudige Band legte ihm den Soundteppich über den er seine immer noch kraftvolle, unverkennbare Stimme ausbreiten konnte. Extrem auf den Punkt spielende Drums, ein wirklich pumpender Bass und immer wieder treibende Riffs von Gitarre oder Keyboard sorgten für unglaublichen Druck. Einzig die Lautstärke hatte ich persönlich zu bemängeln; für meinen Geschmack war der Sound zu leise.
Ruck zuck verging die Zeit und die Band verabschiedete sich das erste Mal, lies sich aber nicht lange für die erste von drei Zugaben auf die Bühne zurückholen. Bei der ersten; "River Deep Mountain High"; wurde wohl so manchem Besucher klar, dass die meisten der zahlreichen Versionen anderer Künstler nicht im Entferntesten an das Original heranreichen.
Der Meister lies es sich nicht nehmen auch den Bühnenarbeitern und Technikern hinter den Kulissen bei den Zugaben ein wenig Scheinwerferlicht zu gönnen, als er sie zur Session auf die Bühne bat. Dann, nach etwas mehr als 90 Minuten, ging ein tolles Konzert zu Ende. Minutenlang sang ein Teil des Publikums noch vor der nun leeren Bühne weiter; wohl versunken in Erinnerungen.
The Bishop
Zuschauer: 1200
Spieldauer: 95 min
'The Animals' sind:
Eric Burdon: Gesang
Paula O`Rourke: Bassgitarre
Eric Mc Fadden: Gitarre
Red Young: Tasteninstrumente
Wally Ingram: Schlagzeug
Zum Burghof Lörrach
Heimatseite von Eric Burdon
23.03.2006, Michael Mittermeier im Konzerthaus Freiburg
Muskelkater am "Day after"
Die Lachmuskeln waren zweieinhalb Stunden unter Daueranspannung
Es war mal wieder der Gang in das undemokratischste Haus der Stadt: das Konzerthaus Freiburg, das bekanntlich bei einem Bürgerentscheid von der Mehrheit der Abstimmenden abgelehnt wurde. Aber das nur fürs Protokoll. Es springen einige tendenziell overdressed, nach Douglas stinkende Menschen rum. Vielleicht waren wir auch nur underdressed? Wer weiss, auf jeden Fall ist es immer wieder ein Erlebnis, hinter der Fotografin mit Pumuckel-Frisur durch die Menge zu schlendern und die blöden Blicke der umherstehenden anzuschauen.
'Paranoid' das immer noch aktuelle Programm von Michael Mittermeier
Den Abend im Konzerthaus eröffnet Mittermeier topaktuell, er hat sich offensichtlich das Fußballspiel noch auf Video angesehen, denn während die DFB-Auswahl gegen die USA am Vorabend 4:1 gewonnen hatte, stand Mittermeier bereits schon einmal vor ausverkauftem Haus in Freiburg auf der Bühne.
"Jetzt grinst er wieder, der schwäbische Milchtrinker" legt er los und bedient damit alle Aversionen die man als Durschnittsbadenzer gegen die Schwaben so hegt. Der sei wie "Hansi Hinterseher ohne Musik" - er mag Jürgen Klinsmann offensichtlich nicht. Und er steht dabei auf der Bühne und legt eine Performance hin, dass man einfach vom ersten Moment an lachen muss.
Michael Mittermeier, einer der derzeit zurecht angesagtesten Comedians auf deutschsprachigen Bühnen. Und beinahe jeder bekommt sein Fett dabei weg. "Ich will ja jetzt nicht auf der Merkel rumreiten - aber wer will das schon?" aber eigentlich müsste sie Bundestrainerin sein. Mittermeiers einfaches Rezept: Wer kein Tor schießt muss Merkel küssen - 30:0 gegen Brasilien - ein bedenkenswerter Ansatz.
Ok, wenn man das Album "Paranoid" kennt, kennt man auch die Hälfte der Gags schon, aber das macht sie nicht unbedingt schlechter. Es ist schlicht ein Erlebnis, Mittermeier live auf der Bühne zu sehen. Und natürlich schön, wie er auch mit dem Publikum spielt und er diesen Regionalbezug hinbekommt: "ich find, dass der öttinger so furchtbar schwäbelt". Wohl Grund genug für jeden Badener, am Sonntag nicht CDU zu wählen.
Aber auch in der großen weiten Welt kam Mittermeier in den letzten Jahren herum: bei seinem USA-Aufenthalt wurde er von einer Amerikanerin gefragt, warum wir in Europa denn so viele Sprachen hätten. Nun, was soll man auf so eine absurde Frage antworten? Mittermeier trifft den Nagel auf den Kopf: "Weil wir den Krieg verloren haben." Er wurde ob dieses Umstandes von der Amerikanerin bedauert...
Und natürlich die immer aktuelle Geschlechterfrage, die sehr viel Raum in Mittermeiers Programm einnimmt. Ob eine Frau wohl für ein paar Schuhe mit einem Mann ins Bett gehen würde? Entrüstet wird die Frage verneint, "Nein, nein, niemals, so was kommt überhaupt nicht in Frage." Kleinlaut wird hinterhergeschoben: "Was für Schuhe?" - "Früher bekam man von neuen Schuhen Blasen - heute ist das umgekehrt."
Michael Mittermeier: nach getaner Arbeit fährt er den wohlverdienten, rauschenden Applaus ein
Eine apokylyptische Geschichte zum jüngsten Tag rundet das Programm ab. Ob sich der selbstmordattentatige Muslim tatsächlich mit 72 Jungfrauen im Paradies begnügen muss? "Wir Katholiken wissen wenigstens: 'vom Staub kommst Du, zum Staub kehrst Du zurück'" - "ob da wohl ein großer Vorwerk-Vertreter zum jüngsten Gericht kommt?"
Als Zugabe wird spontan auf Publikumsfragen eingegangen, wobei am bemerkenswertesten die Antwort auf die Frage nach dem kommenden Fußball-Weltmeister ist: die Schweiz. Beim Finale gegen Brasilien "Speed gegen Langsamkeit" gibt es ein Raum-Zeit-Kontinuum, dass den Schweizern den Sieg beschert. So sei es!
jh
Zuschauer: ausverkauft
Spieldauer: 140 min
Zu-Spät-Faktor: (8)
Heimatseite von Michael Mittermeier
12.03.2006:
Einfach: Weltklasse
'Lyambiko' im Freiburger Jazzhaus
Nachdem der SC wunderbar drei Punkte am Nachmittag eingefahren hatte und damit quasi einen Aufstiegsplatz eroberte ging es des Abends ins Jazzhaus. "Lyambiko" stand auf dem Programm, angekündigt als "Vocal Jazz" - was immer man sich darunter auch vorzustellen hatte. Das Publikum war bunt gemischt, alle Altersgruppen von 18 bis 80 waren vertreten und für jeden gab es einen Sitzplatz.
Wir bekamen nur noch einen Platz in der letzten Reihe, auf einer quietschenden Bierbank, anderen, die früher da waren, war es vergönnt einen Stuhl mit Lehne zu ergattern - ein Umstand der in Anbetracht der Länge des Konzertes sicherlich noch zu einem Zusatzgenuss geführt hätte. Aber wir wollen ja mal nicht mäkeln, schließlich sind wir ob der verdienten drei Punkte und der liebenswerten Begleitung unheimlich gut drauf. Noch schnell einen Wodka-Bull und einen Weißwein geordert und Platz genommen. Kurz darauf betraten auch die Musiker die Bühne, nur von der Sängerin war nichts zu sehen, nur seltsame Worte, die es nicht gibt, waren zu hören. "Laute" sind das, werde ich aufgeklärt und gebe das unter Eingehstehung einer Wortfindungsstörung gerne an die geneigte LeserInnenschaft weiter. Laute ins Mikrofon hauchend betrat nun also auch Lyambiko die Bühne.
Nun bin ich ja nicht gerade der Jazz-Kenner, aber was hier der kanadische Bassist Robin Draganic, der US-Amerikaner Marque Lowenthal und der Wahlberliner Torsten Zwingenberger gemeinsam mit der gebürtigen Thüringerin Lyambiko darbieten, ist schon Musik aus der Abteilung "Weltklasse". Keine großartige Show, aber sauber durcharrangierte Stücke, perfekt dargeboten. Die Musiker beherrschen ihre jeweiligen Instrumente und Lyambiko ihre Stimme, die einen Vergleich mit Größen des Jazz wie Ella Fitzgerald oder Billie Holiday wahrlich nicht scheuen müssen. Noch wird sie als Geheimtipp gehandelt, lange dürfte es nicht mehr gehen und sie ist eine ganz große in den Jazzclubs der Welt.
Weltklassemusiker bei der Arbeit - ohne unnötige Show
Zwischenzeitlich machte man sich Gedanken, ob nicht statt des Wodkas ein Rotwein angebrachter gewesen wäre, aber dafür ist es schon zu spät und wenn man unbedingt was zum kritisieren suchte, wäre wohl die Menge des Eises im Wodka das Objekt der Kritik. Vielleicht hätte ich auch einfach nur schneller trinken sollen. Und natürlich das Publikum: manchmal sollte man sich den Szenenapplaus nach einem Solo einfach schenken um nicht die geradezu genialen Wendungen in den Stücken zu verpassen.
Das letzte Lied vor der Pause ist ein Klassiker der das Publikum beschwingt in die Pause entlässt. Und genau so geht es danach weiter, flott, wie die erste Hälfte geendet hatte. Die ersten Stücke der zweiten Halbzeit werden etwas lieblos heruntergespult, aber bei 200 Konzerten im Jahr kann man wohl auch nicht immer erwarten 100% zu geben, und es ist ja auch nur eine "gefühlte Lieblosigkeit", an der Qualität gibt es bis zum letzten Ton nichts, aber auch gar nichts, auszusetzen.
Nach satten zweieinhalb Stunden (netto) ist der Genuss vorbei, es war bereits das vierte Konzert von Lyambiko im Jazzhaus, das fünfte sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen!
jh
Zuschauer: ?
Spieldauer: 150 min
Zu-Spät-Faktor: (7)
Lyambiko sind:
Lyambiko (D), Gesang
Marque Lowenthal (USA), piano
Robin Draganic (Kanada), bass
Torsten Zwingenberger (D), Schlagzeug
Heimatseite von Lyambiko
Jazzhaus Freiburg
09.03.2006:
Bei Polt geht das Bier aus
Gerhard Polt in der Stadthalle Lahr
Zutrauen kann man dem verschmitzten Bajuwaren aus Schliersee so einiges. Aber dass seine einstündige Verspätung am gestrigen Abend vor seinem Auftritt in der Lahrer Stadthalle inszeniert gewesen ist, wäre dann doch etwas weit hergeholt. Es sei denn man hat den Wahl-Sizilianer tatsächlich am Bierumsatz beteiligt.
Realistischer klingt, dass Gerhard Polt aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse das Publikum indirekt dazu brachte, bereits vor seinem Auftritt das vorgesehene Bier-Kontingent aufzubrauchen. Das hatte den Vorteil, dass die Lahrer Bürgerinnen und Bürger zu Anfangs des Programms wenigstens schon ein bisschen in Fahrt gekommen waren, um dem schonungslosen schwarzen Humor über "Neger", Thailänder, Vietnamesen und sonstige "Nachbarn" und Mitmenschen folgen zu können.
Dies taten sie ausdauernd und oft, auch wenn sie zumeist nur die Syntax des Witzes erahnten. Doch der geübte Theatergänger weiß routiniert die dezent angesetzten Lachpausen zu nutzen. Dass er dadurch oft genug über sich selbst lacht ohne es zu merken, lässt nicht unbedingt auf einen hohen Intelligenzquotienten schließen.
Gerhard Polts Rezept ist einfach und dennoch einzigartig. Er karikiert das scheinbar unfassbare Gebaren, welches er sich in harter Arbeit am Stammtisch abschaut und gibt dies beinahe eins zu eins wieder. Er persifliert scharf die bedrohlichen Abgründe im Durchschnittsbürger und hält seinem Publikum einen Spiegel vor Augen. Er macht aus den alltäglichen reaktionären Ausuferungen bissigböse Kabarettstückchen.
Der vielfach ausgezeichnete unbequeme Sprachwissenschaftler gilt als Experte bajuwarischer Lebens- und Wesensart, als politischer Querdenker und als Zeigefingerschwingender Moralist. Er verkörpert den Spießbürger, entlarvt die Abgründe seiner Seele und er erhebt durch die Allgemeingültigkeit der Darstellung seine Beobachtung zur Kunstform.
Es gibt keinen zweiten deutschen Kabarettisten, dem es dermaßen überzeugend gelingt, eine dem realen Leben abgeguckte Bühnenfigur zur Demaskierung einzusetzen. Die Mischung aus ungenierter Direktheit und urigen Kraftausdrücken ist es, die Polt verkörpert. "Polt ist ein Ereignis", soll Loriot über Gerhard Polt einmal gesagt haben. Sein Publikum muss sich selbst die oftmals verquere Logik der Politik erarbeiten, wenn er seine Verbalangriffe auf alles und jeden loslässt. Er streut nur die Krümel, aufpicken muss man diese selbst.
Zugegeben, keine einfache Aufgabe, die dem Zuschauer, welcher vermutlich leichter verdauliche Kost aus dem uninnovativen deutschen Comedian-Einheitsbrei gewohnt ist, in der Lahrer Stadthalle auferlegt wurde, aber sicherlich lösbar, wenn man dazu in der Lage ist zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu unterscheiden. So manchen schien das jedoch auch an diesem Abend mal wieder maßlos zu überfordern, was mir und Dr. Sartori des öfteren den ein oder anderen Zusatzbrüller entlockte.
Bezeichnend für das Publikum, dass dieses schon während der Zugabe teilweise den Saal verließ. Wo ist hierbei der Respekt vor einem der wertvollsten Künstler des von ihnen so verehrten Landes geblieben? Bleibt zu vermuten, dass Respekt keine deutsche, insbesondere keine Lahrer Tugend zu sein scheint.
Knack - der Autor ist Chefredakteur des Punk-Rock-Fanzines 'Pankerknacker'
Zuschauer: 350
Spieldauer: ca. 120 min
Heimatseite von Gerhard Polt
www.pankerknacker.com
08.01.2006:
Kurzweiliges Kabarett im vollen Nellie Nashorn
Die Zusatzvorstellung der Zusatzvorstellung
Pünktlich um 20.30 betraten die beiden Kabarettisten Volkmar Staub, im Folgenden Staub und Florian Schröder, im Folgenden Schröder; die kleine Bühne des Nellie Nashorn um ihre, aber nun wirklich letzte Zusatzvorstellung in Lörrach zu geben. Als Requisiten genügten zwei Tische und zwei Stühle; sinnigerweise links und rechts am Bühnenrand und zwei akustische Gitarren im Hintergrund.
Die eine der beiden Klampfen kam gleich zum Einsatz. Staub begleitete die erste Nummer. Zur Melodie von "Knocking on Heavens Door" erinnerten die beiden musikalisch an 2005 verstorbene Persönlichkeiten aus Show und Politik.
Das Duo, das unterschiedlicher nicht sein könnte und wohl gerade deswegen so gut zusammen passt bot fast zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung. Mit wenigen Ausnahmen agierte Staub als nachdenklicher ruhiger Stichwortgeber für Schröder, der sein parodistisches Talent mehr als einmal unter Beweis stellte.
Mal augenzwinkernd nachdenklich, mal laut und polternd, mal mit schrägem Wortwitz, manchmal auch nahe an der Grenze zur Gehässigkeit; beleuchteten sie Personen und Ereignisse des letzten Jahres.
So bekam fast die gesamte erste Reihe der deutschen Politikerriege ihr Fett weg aber auch George Trouble U wurde natürlich nicht geschont. So gab ein völlig weltfremder Horst Köhler (Köhler, die Steigerung von Kohl) U. Wickert ein Interview, beide stimmlich hervorragend imitiert von Schröder. Staub erklärte warum Stoiber gerne einen Job im Vatikan hätte, um nämlich eine Frau als Chef auszuschließen und warum Schäuble für die Verwendung von unter Folter erzwungenen Aussagen sei. "Isch so ä Kerle schomol gfoltert, kam a jo aus s`Bescht druss machä".
Die Freiburger Studenten die nicht mal mehr richtig protestieren können wurden ebenso durch den Kakao gezogen wie die Werbekampagne "Du bist Deutschland". Nach drei, zum Thema Fußball, vorgetragenen Gedichten von Staub ging es dann um 21.40 Uhr in die Pause.
Nach 20 Minuten Pause hatte sich das Bühnenbild geändert. Anstatt der akustischen Gitarren waren nun eine Ukulele und eine originale Gibson Flying V Stromgitarre zu sehen. Begleitet von großem Gelächter der Zuschauer kam Staub aus dem Hintergrund zum Bühnenrand gekrochen. Eine Feder im Haar und mit nacktem Oberkörper las er seinen "Roten Brüdern" die Leviten.
Dann sinnierten sie wieder zusammen ob denn Schwarz-Gelb eine politische Option sein könnte. Ginge schon; die Windräder würden halt mit Atomstrom betrieben und die Kröten nur noch bis zur Mitte der Strasse getragen, für die andere Hälfte müssten sie sich privat versichern.
Danach kam aus meiner Sicht der Höhepunkt. Schröder imitierte Merkel die er mimisch so überspitzt darstellte, dass man sie auch ohne Stimme sofort erkannt hätte. Auf der Ukulele begleitete Staub den Song "Gewonnen um zu Bleiben" in dem der begnadete Stimmenimitator Schröder noch mal sein breites Spektrum zeigen konnte.
Schröder - Oder: Welche Stimme hätten sie denn gern?
Staub trug ein Gedicht zum Katholischen Jugendtag vor, mit welchem er im Publikum für geteilte Reaktionen sorgte, stellte er die Veranstaltung in Köln doch als "Rudelbums" dar. Dann ein kurzer Sketch in dem Staub als in die eigene Sprache verliebter durchgeistigter Interviewer Schröder zum Thema Produkt Placement befragte und dieser ein Horrorszenario entwickelte, wo das noch alles Enden könnte.
Im Anschluss demonstrierte Staub wie schwer es sein kann, sich eine Gitarre umzuhängen, auch wenn man einst der Gitarrenlehrer von Eric Clapton war. Als er es geschafft hatte gaben sie den "Visa Song" zum Besten.
Um 22.45 war das Programm zu Ende und die Beiden improvisierten noch eine kurze Zugabe. Dass sie während der Vorstellung auch mitbekommen was im Publikum so vor sich geht, bewiesen sie, als sie ein verliebtes Pärchen in der Dritten Reihe veräppelten, das während der ganzen Show keine Minute die Finger voneinander lassen konnte.
Die beiden Vollblutkabarettisten erhielten verdienten und starken Schlussapplaus für ein wirklich kurzweiliges und abwechslungsreiches Programm. Ich denke dass die meisten der Anwesenden sich schon auf den Jahresrückblick 2006 freuen werden.
The Bishop
Zuschauer: 110
Spieldauer: 115 min
Nellie Nashorn
Heimatseite von Florian Schroeder