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  Kultur * 2006

Konzertberichte, Plattenkritiken & Buchbesprechungen

15.11.2006: Silbermond, Freiburg, Rothaus-Arena
24.11.2006: Büne Huber im Dorfgeschwätz-Gespräch
10.11.2006: Herbie Hancock / Cassandra Wilson, Basel, AVO-Session
03.11.2006: Pink, Basel, AVO-Session
17.10.2006: Status Quo / Vivian, Lörrach, Burghof
08.10.2006: Pink, Freiburg, Rothaus-Arena
29.08.2006: Stomp, Basel, Musicaltheater
25.08.2006: Seeed, Jan Delay u.a., Übersee
12.08.2006: Tracy Chapman, Juanes u.a., Lörrach, Stimmen
15.07.2006: Deep Purple, Montreux, MJF
17.06.2006: Depeche Mode u.a., Interlaken, Greenfield
20.05.2006: Matthias Deutschmann, Lörrach, Burghof
18.05.2006: Georg Schramm, Freiburg, Vorderhaus
16.05.2006: Die Fil & Sharkey-Show, Berlin, Mehringhof
29.04.2006: Sister Sledge / Earth Wind & Fire Ex / Kool and The Gang, Bern, Arena
05.04.2006: Die kleien Tierschau, Lörrach, Burghof
30.03.2006: Münchner Lach- und Schiessgesellschaft, Freiburg, Vorderhaus
29.03.2006: Eric Burdon, Lörrach, Burghof
23.03.2006: Michael Mittermeier, Freiburg, Konzerthaus
12.03.2006: Lyambiko, Freiburg, Jazzhaus
09.03.2006: Gerhard Polt, Lahr, Stadthalle
08.01.2006: Volkmar Staub, Florian Schroeder, Lörrach, Nellie Nashorn

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15.11.2006, Rothaus-Arena, Freiburg:
Monduntergang
Silbermond zum zweiten Mal in Freiburg

Mit 2000 von 5000 möglichen ZuschauerInnen war die Rothaus-Arena zu Freiburg ausgesprochen spärlich gefüllt. Bei Ihrem letzten Konzert wurde Silbermond noch vom Zähringer Bürgerhaus in die Stadthalle verlegt, damals verirrten sich 500 Leute mehr in den Konzertsaal um die jungen Bautzener zu hören.
Ein großer Vorteil des Freiburger Neubaus: durch die Stoffvorhänge hallt die Halle nicht - ein Novum. Die Akustik ist also Klasse, es kommt nun auf die Band an, was sie daraus macht.
Die Vorgruppe "Jackie Cola" rockt zwar, geht aber auch zum Glück nach runden 30 Minuten wieder von der Bühne.
Nach einer längeren Umbaupause kommt dann endlich der vermeintliche Top-Act auf die Bühne: Silbermond. Mit Ihrem zweiten Album auf Tour und genau das dürfte der Grund sein, warum der Publikumszuspruch weniger geworden ist. Zwar sind sie mit der Singleauskopplung direkt auf Nr. 1 in der dt. Hitparade eingestiegen, eine musikalische Weiterentwicklung kann aber nicht konstatiert werden. Die Highlights des Konzerts kommen allesamt vom ersten Album, so nach 20 Minuten "Durch die Nacht" - "Als wir das letzte mal hier waren, hat uns dieses Lied verdammt viel Glück gebracht" meinte Stefanie Kloß, die Frontfrau, die keine Gelegenheit auslies, zu betonen, dass sie krank und deshalb die Stimme angeschlagen sei. War das nicht letztes Mal auch schon so? Doch das Publikum hilft gerne und ist sehr textsicher.

Lässt lieber das Publikum singen: Stefanie Kloß
Lässt lieber das Publikum singen: Stefanie Kloß

Eine Stagediving-Einlage von Kloß nötig Respekt ab, das darauf folgende Basssolo ist ein zweitklassiger Lückenfüller. Der Trommler darf dann auch noch seine Soloeinlage bringen, aber nicht etwa am Schlagzeug, was er vermutlich könnte, nein, mit einer Gitarre "bewaffnet" wird er auf das Volk losgelassen und singt das "Lied mit nur einem Akkord". Und genau so hört sich das auch an. Dass er dann auch noch eine Zugabe geben muss, überspannt den Bogen etwas.
Heutzutage zum guten Ton gehört wohl auch die Unplugged-Einlage, im Falle der Silbermonde ist diese aber eher überflüssig, weil von minderer Qualität. Da rockte das gemeinsame Solo von Gitarre und Bass dann schon eher, das Klavier, das danach auf die Bühne geschoben wird ist so offensichtlich nur ein Sperrholzgehäuse um eine Klaviatur drumrum, dass man sich das auch schenken könnte, zumal der Sound nur entfernt an ein Klavier erinnert.

überflüssigste Einlage des Abends: ''Das Lied mit nur einem Akkord'', Andreas Nowak
überflüssigste Einlage des Abends: ''Das Lied mit nur einem Akkord'', Andreas Nowak

Kloß' Tränen der Rührung zum Ende des Konzerts sind dann alles in allem etwas zu dick aufgetragen, macht aber nichts, den schlechten Gesamteindruck kann man damit auch nicht mehr schlimmer machen.
Ok, sie rocken schon ab und an, aber musikalisch hat sich Silbermond keinesfalls weiterentwickelt. Die Bühnenpräsenz hat sich etwas gebessert, man merkt ihnen im Vergleich zum letzten mal schon an, dass in den anderthalb Jahren einiges an Live-Erfahrung gesammelt haben. Das Durchschnittsalter im Publikum dürfte weit über dem der Band gelegen haben, erstaunlich viele Twens und aber auch die Eltern der Teenies waren anwesend.
Dennoch dürfte der Mond schon wieder im Untergang begriffen sein.
jh

Zuschauer: ca. 2000
Spieldauer: ca. 90 Minuten
Zu-Spät-Quotient: 3

Silbermond sind:
Stefanie Kloß, Gesang
Johannes Stolle, Bass
Thomas Stolle, Gitarre
Andreas Nowak, Schlagzeug

Bericht zum Silbermond-Konzert am 25.04.2005
Heimatseite von Silbermond
Heimatseite von Koko-Entertainment


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10.11.2006, AVO-Session, Basel:
Hochkarätige Jazzer in Basel
Herbie Hancock und Cassandra Wilson bei der AVO-Session

Kaufbar war im Land meiner Geburt nur eine AMIGA-LP von Herbie Hancock, offiziell. 1981 rausgekommen, kann man ihn auf ihrem rechten Kanal hören, auf dem linken Chick Corea, wie sie gemeinsam im Februar 1974 in den Staaten (anno dazumal: 'kapitalistisches Ausland') auftraten.
Nun, im Jahre 2006, sollte ich ihn bei der AVO-Session in Basel erstmalig live hören dürfen, womit die zeitliche Dimension seiner Musik noch lange nicht erreicht wäre, vielleicht die des ersten Acts des Abends, Cassandra Wilson.
Mit diesen beiden absoluten Größen der Musikgeschichte war der Abend also optimal besetzt, mit der Bahn das Verkehrsmittel dahin allerdings eher suboptimal gewählt.
Nicht nur, dass allerlei Handymelodien der mitreisenden Bevölkerung eine noch schlechtere als ungenügende Referenz boten. Nein, auch das Quietschen der Räder am Bahnsteig sollte wieder einmal den Tinnitus veranlassen, seinen Beitrag zum musikalischen Hochgenuss zu leisten.
Schwer geschädigt vor Ort angekommen ergab sich unvermittelt das Gespräch mit einem nervös wirkenden Mann, der sich als Flügelstimmer herausstellte, irgendwie sei wohl alles chaotisch an diesem Abend. Sollte der Gute gar Grund zur Sorge haben? Ich wurde langsam nervös.
Bereits seid 13 Jahren hatten die Organisatoren versucht, Cassandra Wilson auf die AVO-Bühne zu bekommen, zehn nach Acht war es dann so weit. Sie begann mit "Closer To You" (Album "Thunderbird", 2006), ein sphärischer Soundteppich breitete sich im Saal aus und begann das Publikum zu fesseln, da legte sich auch jegliche Nervosität.
Wozu nun der zweite Teppich diente, der Perser, auf dem sie meist an ihrem Mikro stand, bleibt mir bis heute ein Rätsel, denn barfuss war sie in ihren hohen schwarzen Stiefeln ja nicht [Vermutlich zur Trittschalldämmung? the säzzeress].
Nach ruhigem Einstieg wurde es flotter, progressiver. Reginald Veal brillierte mit seinem Kontrabasssolo, die Soli an Mundharmonika und Schlagzeug folgten, das Publikum dankte es mit Applaus.
Zeitweilig überließ sie die Bühne der Subband ihres Aufgebots, Piano, Drum und Harmonika begannen sehr harmonisch und steigerten sich zu wilder Musik, die ein wenig überladen und laut daher kam, aber auch mit einer überschnellen Basstrommel: 1A!
Die gesamte Combo musizierte anschließend funkiger weiter, mit E-Bass, bis zum Höhepunkt "Come On In My Kitchen" (Album: Blue Light Til Dawn, 1993), nur noch ergänzt durch die Zugabe, kurz nach halb zehn war der mitreißende Auftritt beendet, grandios.
Umbaupause, Luft holen, Zigarrenqualm verursacht unter Umständen auch beim geübten Raucher Reizhusten.
Viertel nach Zehn, Urwaldsound, nur unterbrochen vom Applaus beim Betreten der Bühne durch den Großmeister, da ist er, wahrhaftig: Herbie Hancock, Gänsehaut.
Der ruhige Opener überträgt sich direkt aufs Publikum. Gediegen ist's aber nicht lange, schon wird's wilder, bigband-funkiger, auch hier jedem der erstklassigen Musiker sein Solo.
Groß ist die dargebotene Zeitspanne, "Watermelon Man" aus "Headhunters"-Zeiten, bisweilen spielt Hancock mit umgehängtem Keyboard an der Bühnenfront, dann "Stitched Up" (Album "Possibilities", 2005) … der geneigte Hörer kann gar nicht alles aufnehmen, nicht nur wegen des Tinnitus … und wenn nicht diverse SF1-Kameras alles auf die Leinwände werfen würden, würde man gar nicht merken, dass wegen davon flatternder Notenzettel kurzzeitig das Piano eben einhändig bedient wird.
Dann mal eine längere Ansage: "Spices" machen erst die "Soup"! Das formuliert er schön parallel, denn die "soup of peace" würde nun besser schmecken, dank des Ausgangs der Wahlen in den Staaten, er sei "happier now", und nun kommen seine "Spices", speziell im Gewand seines afrikanischen Gitarristen.
Dieser beginnt im Folgenden zunächst solo und vokal, bevor er durch Percussion auf seiner Gitarre, die schwer an Joe Sachse erinnert, die Rhythmik einführt und dann durch Rückkopplung seines Gesangs einen wunderbaren Song darlegt, der wirklich jedem in Mark und Bein fährt ... Africa is music!
Nach diesem Experiment wird "Cantaloupe Island" angestimmt, Höchststimmung im Saal, nur nicht beim Journalisten, den die Bahn zwingt, eines der ganz großen Konzerte frühzeitig zu verlassen.
Der Sprint zum Bahnhof ist nicht zu schnell, denn die Ohren zuhalten brauche ich mir dieses Mal nicht, der Zug steht nämlich schon am Bahnsteig.
Aus Weltklassemusik herauskatapultiert ins Bahnabteil, einfach unwürdig.
Ab morgen macht es wieder der rechte Kanal der Platte, dem Kulturministerium sei Dank.
P.aule

Zuschauer: 1530 (ausverkauft)

Cassandra Wilson spielte mit:
Reginald Veal: Bass
Federico Pena: Keyboard
Gene Lake: Drums
Marvin Sewell: Guitar
Rhonda Richmond: Keyboards & Background Vocals
Gregoire Maret: Harmonica

Herbie Hancock spielte mit:
Lionel Loueke: Guitar
Nathan East: Bass
Vinnie Colaiuta: Drums


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03.11.2006, AVO-Session, Basel:
P!nk bringt den Festsaal der Mustermesse zum Kochen
Starker Auftritt eines vermeintlichen Teenestars

Das Festivalkomitee betrat mit der Verpflichtung der so genannten "Rockgöre" P!nk Neuland. Wurden bis dahin meist seit Jahren etablierte Musiker engagiert, bestritt diesmal mit P!nk eine Künstlerin das Eröffnungskonzert, der durchaus der Ruf eines Teenestars vorauseilte.
Los ging der Konzertabend mit den drei Mädels der Gruppe LILI, unterstützt vom einzigen Mann der Band, dem Schlagzeuger. Die Sängerin versuchte von Anfang an für Stimmung zu sorgen, was ihr aber nicht so richtig gelingen wollte. So spulte die Band vor mässig interessiertem Publikum ihr Programm ab. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, die ärzte spielen zum Spass Neue Deutsche Welle Songs nach. Allerdings waren die Texte von unterirdischem Niveau.
Nach 40 Minuten war die Zeit für LILI zu Ende und der Bühnenumbau begann.
In der Pause konnte man schon erahnen, dass an diesem Abend ein ungewöhnliches Konzert bevorstand. Ein guter Teil der anwesenden Fans scherten sich einen feuchten Kehricht um die zugewiesenen Plätze, und versammelte sich direkt vor der Bühne. Das allerdings verbesserte nicht gerade die Sicht der Gäste auf den teuren Plätzen.
LineUpAls dann zunächst die Band, gefolgt von ihrer Sängerin, die Bühne betrat, spielte das keine Rolle mehr. Vom ersten Augenblick an war die Stimmung bestens und noch während des ersten Titels des Abends, "Cuz I Can", stand fast der ganze Saal, die Fans weiter hinten auch gerne auf den Stühlen.
Die 26-jährige Sängerin verzichtete bei ihrem Auftritt auf sämtliche Mätzchen. Weder hing sie an rosa Seilen, noch sprang sie im Bikini auf der Bühne herum. Nein, fast schon gediegen im Kleinen Schwarzen bot sie einen hinreissenden Auftritt. Ebenso verzichtete sie auf die üblichen, leicht bekleideten Tänzerinnen.
Offen und sympathisch, jederzeit zu einem Scherz mit dem zwischenrufenden Publikum aufgelegt, fegte sie durch ihre grossen Hits. Unterstützt von einer feinen Band hatte sie Spass an ihrem Auftritt und das Publikum dankte es ihr. Ratz Fatz waren 65 Minuten vorbei und die Musiker verliessen die Bühne.
Als Zugaben folgten nun die für mich musikalischen Höhepunkte. Nur begleitet von einer Akustischen Gitarre, mehr gestreichelt als gespielt von Justin Ch. Derrico, zelebrierte P!nk zusammen mit ihren beiden Background Sängerinnen zunächst Bob Marleys "Redemption Song", gefolgt von "The One That Got Away" und einem anklagenden "Dear Mr. President". Bei diesen drei Stücken bewies die Sängerin eindrucksvoll, welch grossartige Sängerin sie doch ist, lies aber auch den Background Sängerinnen genügend Raum zur Entfaltung.
Das Publikum spendete frenetisch Beifall und die letzten Zuhörer erhoben sich von ihren Sitzplätzen. In den abebbenden Applaus hinein erklangen die ersten Töne von "Get the Party started" was natürlich die Stimmung noch einmal auf den Siedepunkt trieb. Der Song rollte und stampfte durch die brodelnde Halle, drückte aber auch ein wenig auf meine Stimmung. Da ich neben dem Mischpult stand konnte ich einen Blick auf die Liste mit dem Line Up des Tontechnikers werfen und nahm gewahr, dass Pink grade den letzten Song des Abends spielte.
Dankbarer und lang anhaltender Applaus beendeten ein Konzert, das wohl nicht nur für die AVO Session Massstäbe setzte. Grosse Klasse.
The Bishop

Zuschauer: 1530 (ausverkauft)
Spieldauer: ca. 90 Minuten

LILI sind:
Ylva Langhoff: Gesang
Caro Doll: Gitarre
Dani Hilterhaus: Bassgitarre
Marc Lehmkuhl: Schlagzeug

Die Band von P!nk
Stacy Mae Campbell: Hintergrundgesang
Jenny Dawn Douglass-McRae: Hintergrundgesang
Jason Turon Chapman: Tasten, Gesang
Adriana Dolores Balic: Tasten, Gesang
Justin Ch. Derrico: Gitarren
Mark Gerland: Schlagzeug
Janis Tanaka: Bassgitarre

Heimatseite von Pink
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17.10.2006, Lörrach:
It`s only Rock`n Roll, but I like it !
Status Quo zeigen im ausverkauften Burghof wo der Hammer hängt

Der Abend begann denkbar schlecht, erschien doch die eingeteilte Fotografin nicht am verabredeten Treffpunkt. Die dadurch ausgelöste schlechte Laune sollte allerdings nicht lange anhalten. Schon beim Betreten des Burghofes viel mir auf, dass das Publikum wohl den höchsten Altersdurchschnitt aufwies, den ich je bei einem Rockkonzert erlebt habe. Grob geschätzt waren die ältesten Besucher jenseits der 60. Und es lag eine vibrierende Spannung in der Luft.
Die Vorband sorgte für eine weitere Stimmungsverbesserung. Vivian, eine solide Gitarrenband aus der Schweiz erntete verdienten Applaus und erfüllte ihren Job als Warmmacher zur vollsten Zufriedenheit der erwartungsfrohen Gäste.
Nach 45 Minuten wurden die Jungs mit verdientem Applaus verabschiedet und die die kurze Umbaupause der Roadies begann. Beim umherschlendern während der Pause kam ich mir wirklich vor wie beim Klassentreffen der Schulabgänger von 1974.
Und dann waren sie plötzlich da. Status Quo, seit über 40 Jahren im Geschäft. Wie es sich für eine "richtige Band" gehört kein Schnickschnack auf der Bühne. Nur vor einer in wechselnden Farben angeleuchteten Verstärker und Boxenwand rockten sie los und hatten schon beim ersten Song "Caroline" ihr Publikum im Griff. Die Band weiss, was sie ihrem Publikum schuldig ist. Hit auf Hit peitschte aus den Boxen, altbekannt und doch so frisch. Kein Zeitspiel, kein Ausschmücken. Ein Song dauert 4 Minuten und gut ist.
Die Masterminds Rick Parfitt und Francis Rossi wechselten sich bei den Gitarrensolos ab,
traten dazu in den Bühnenvordergrund, stellten sich X-beinig in Positur und rotzten ihre Parts in den Saal. Der Schlagzeuger und der Bassist legten einen soliden Rock-Rhytmusteppich; auf den Keyboarder hätte man getrost verzichten können.
Der Saal tobte bei der schnellen Abfolge der Songs und so manches Hipp-Hopp-Kid wäre wohl erstaunt gewesen, hätte es seine Eltern derart ausflippen sehen. Der Sound war laut, aber nicht zu laut und von glasklarer Brillanz. Und dann boten Status Quo noch etwas ganz nostalgisches…sie überliessen dem Drummer kurz alleine die Bühne. Und dieser nutzte die Zeit um ein erstklassiges Schlagzeugsolo zu zelebrieren; er brachte mit seiner Double-Bassdrum das ganze Gebäude zum vibrieren.
Nach kurzweiligen siebzig Minuten verliess die Band die Bühne, kam aber nach kurzer Zeit zurück um noch drei Zugaben zum Besten zu geben. Das dankbare Publikum ging noch einmal voll mit, sang aus voller Kehle und bejubelte ausgelassen eine zweifellos großartige Band.
Status Quo hat es verstanden mit handgemachter Gitarrenmusik alle Trends und Moden zu überleben.
Und das ist auch gut so.
The Bishop

Zuschauer: 1600 (total ausverkauft)
Spieldauer: ca. 85 Minuten

Vivian sind:
Gesang u. Stromgitarre: Roger Vivian
Stromgitarre: Marcel Jeker
Gesang u. Bass: Adrian Müller
Schlagzeug: Stefan Wicki

Status Quo sind:
Guitar/Vocals: Francis Rossi
Guitar/Vocals: Rick Parfitt
Keyboard: Andrew Brown
Bass: John "Rhino" Edwards
Drums: Mattew Letley

Heimatseite von Status Quo
Heimatseite von Vivian
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08.10.2006, Rothaus-Arena, Freiburg:
Pink is back - she's not dead


Am 08.10.06 rockte Pink die Rothaus Arena in Freiburg und begeisterte die rund 4.500 Zuschauer mit ihrer spektakulären Bühnenshow. Noch bevor der erste Ton des Konzerts erklang, bejubelte das Publikum jede Aktivität, die sich auf der Bühne abspielte.
Um 21 Uhr war es endlich soweit. Ein Intro mit schaurig-mystischen Klängen und drei dunklen Gestalten, die in Kutten langsam auf die Bühne schritten, zogen die gesamte Halle in ihren Bann. Plötzlich fiel der Vorhang und die Rock-Queen aus übersee eröffnete im Police-Kostüm den Abend mit ihrem Hit "Cuz I Can".
Alt und neu gekonnt gemischt, präsentierte sie ihre Songs "18 Wheeler", "Family Portrait" und "Just like a Pill" aus dem zweiten Album "Missundaztood" und der 2003 erschienenen Scheibe "Try This". Nach weiteren Hits wie "Stupid Girls" und "Trouble" folgte das umjubelte Four Non Blondes-Cover "What's Up", das vom Publikum mit euphorischem Mitklatschen und Mitsingen flankiert wurde. Zu "God Is A DJ" erschien Pink dann im schwarzen Leder BH und zerrissener Jeanshose.
Bevor das Konzert nach gut 90 Minuten endete, gab's als Zugabe die schöne 3-stimmig gesungene Ballade "Dear Mr. President", in der sie ihre ganz persönliche Abrechung mit der Bush-Administration macht. Während der Performance, die Pink in einem wunderschönen beigen Kleid darbot, herrschte betroffenes Schweigen in der Arena.
Den finalen Abschluss und absoluten Höhepunkt des Konzerts bildete der Ohrwum "Get The Party Started".
Mit akrobatischen Einlagen und kunstvollen Figuren schlängelten und windeten sich Pink und ihre Tänzerinnen an einem pinkfarbigen Seil entlang.
Abschließend ergoss sich ein Regen von Glitzerkonfetti über den begeisterten Zuschauern. Hut ab Mrs. Moore, das war eine Show der Superlative!
Sarah Gutenkunst

Zuschauer: ca. 4500
Spieldauer: ca. 90 Minuten

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29.08.2006, Basel, Musicaltheater:
STOMP - Purer kann Rhythmus nicht sein.


Seit 10 Jahren tourt das Projekt STOMP nun schon über den Erdball und entfacht noch immer Begeisterungsstürme beim Publikum. Nicht anders war es am Premierenabend im Basler Musicaltheater.
Es ist schwer zu erklären, man muss es gesehen und vor allem gehört haben was die jeweils 8 Darsteller während einer Show so zu bieten haben. Eingebettet in eine rasante Choreographie, bei der auch der Humor nicht zu kurz kommt, erzeugen sie auf und mit den unglaublichsten Hilfsmitteln Rhythmuswirbel, die zumeist langsam und bedächtig beginnen, um sich dann in Tempo und Lautstärke zu steigern, oft bis zur Ekstase.
So musizieren die Künstler mit Besen, Streichholzschachteln, Isolierrohren, Blecheimern, Saugnäpfen, wie sie für verstopfte Toiletten verwendet werden, Trinkwasserkanister und Feuerzeugen.
Insgesamt gehören zum STOMP-Team 16 Akteure, die sich bei den zumeist zwei Shows pro Tag abwechseln. Bei der Premierenvorstellung bestand das Team aus sechs Männern und zwei Frauen. Dass die Darsteller allesamt ausgebildete Schlagzeuger sind, kann man bei jedem der einzelnen Programmteile erahnen.
Bisher haben in der 10-jährigen Geschichte von STOMP in 42 Ländern der Erde über 9 Millionen Menschen die Show besucht und ein Ende ist nicht abzusehen.
Das Basler Premierenpublikum verabschiedete die Truppe jedenfalls mit frenetischem Applaus nach wirklich kurzweiligen 90 Minuten Rhythmus pur.
The Bishop

Spieldauer: ca. 90 Minuten

Heimatseite von Stomp


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25. - 27.08.2006, Chiemsee Reggae Summer, übersee:
"Legalize it" oder warum Söllner nicht mehr auf dem Chiemsee spielt
Seeed, Jan Delay, Chuck Fenda, Burning Spear, Culcha Candela, Joy Denalane, u.a.

Eigentlich wollt ich ja nicht schon wieder mit einer Polizeistory anfangen, aber die bayrischen Polizisten waren so nett und mussten mich gleich, kaum in übersee angekommen, anhalten und einem höchst komplizierten, medizinischen Drogenscreaning (bitte folgen sie meinem Finger) unterziehen. Ich dachte immer, ich sehe viel zu brav aus, als das man denken könnte ich hätte mich den Drogen verschrieben, aber ich vergaß, wir waren in Bayern, wo wohl jeder der auf ein Reggaekonzert geht und nicht aussieht wie Stoiber oder eine Uniform trägt als potentieller Drogendealer verdächtigt wird.
Um 21:30 Uhr standen wir dann endlich auf der Campside und entschlossen uns dazu, unser Wohnzimmer erst Morgen aufzubauen, da wir nun endlich, nach sechs Stunden Fahrt auf´s Festival wollten. Wir holten also noch schnell unsere Bändel und los ging´s.
Auf dem Festivalgelände angekommen ging dann erst mal die Diskussion los wer denn eigentlich auf der Bühne steht. Es handelte sich dann um die letzten Atemzüge der Memorialshow für den vor einer Woche verstorbenen Culture - Frontmann Joseph Hill. Am Mikrofon stand sein Sohn Kenyatta der die Leadvocals sang und den Platz seines Vaters einnahm. Der Chiemsee trägt Trauerflor hieß es schon in der Pressemeldung vorab.
SeeedMeine Kollegin und ich mussten uns auf diesen Schock hin erstmal einen Cocktail genehmigen. Nebenbei ließ ich mir dann noch erzählen, dass der Chiemsee Reggae Summer wohl eines der Festivals in Europa mit dem besten Service-Angebot ist. Davon hab ich zwar letztes Jahr nur zum Teil etwas gemerkt, schließlich hat ein eigens dafür angeheuerter Bauer aus der Nachbarschaft meinen Bus mit seinem Traktor aus dem Schlamm gezogen, aber ich lasse mich ja gern eines besseren belehren. überzeugt hat mich dann die Festivalwäscherei in der man seine Klamotten für einen kleinen Obolus abgeben und am nächsten Tag wieder sauber abholen kann, dass heißt man kann sich fünf Tage am Stück täglich im Matsch wälzen und braucht nur zwei Garnituren mitnehmen. Das nenn ich Service!
So 'n Cocktail macht doch ganz schön hungrig und schon hatten wir die Qual der Wahl Köstlichkeiten aus aller Welt zu genießen. Mal was Neues ausprobieren? Indianische Küche, und der Knoblauchschock ist garantiert. Mein Tipp, unbedingt schon Freitagabend essen, sonst darf man Montag nicht mehr in Baden-Württemberg einreisen.
Pünktlich um 23:30 Uhr startete dann das Intro von Seeed, hab' vor lauter Knoblauchcocktail gar nicht mitbekommen wann sie diesen pompösen, roten Samtvorhang aufgehängt haben.
Der Vorhang ging hoch und Seeed begrüßte uns mit Chiemseefamily um dann gleich abzugehen wie's sprichwörtliche Zäpfle. Ich muss ja zugeben was Seeed angeht bin ich ein bisschen voreingenommen, ich hab sie mittlerweile schon fünf Mal gesehen und finde, sie gehören live einfach zu den Besten. Um aber wieder zum Geschehen auf der Bühne zurück zu kehren, die Jungs waren voll im Gange , "tight pants" performten sie auf "tainted love" von Soft Cell und irgendwie hatten Seeed an diesem Abend besonders viel Spaß dran ihre Songs auf andere Melodien zu covern. Zwischendurch gab's immer wieder Dancehall-Einlagen von den Tänzerinnen in den knappen Röckchen, aber auch das männliche Publikum brauch was zum kucken. Bei "seeedi monks" machte Frank Dellé (für alle die ihn nicht kennen, der mit den Dreads) noch einen Abstecher in den Fotograben um ein bisschen mit den Mädels in der ersten Reihe zu flirten, aber das können sie ja auch besonders gut. Insgesamt hat man den Eindruck dass die gesamte Crowd nach so 'ner Show kein Aerobic mehr machen muss um fit zu bleiben, denn sie geben wirklich alles. Mit "dickes B" war der Auftritt von Seeed nach anderthalb Stunden dann zu Ende.
Der erste Abend war auf jeden Fall gerettet....trotz riesigem Polizeiaufgebot.
Der Samstag begann mit Sonnenschein, Kaffee und Kippchen. Dann machten wir uns an den Aufbau von unserem Pavillon, denn gemütlich will man´s ja schließlich haben. Nachdem das Wohnzimmer stand, packten wir erstmal unsere Vorräte samt Einweggrill aus um gediegen ein bisschen rum zu Brunchen. Einzig die Musikberieselung unserer Nachbarn trieb mich gelegentlich in den Wahnsinn und ich überlegte schon ob eine Anzeige wegen seelischer Grausamkeit angebracht wäre.
Everton BlenderUm 15:45 wedelte Everton Blender die Bob Marley - Fahne auf der Bühne und verbreitete Reggaefeeling. Auch seine Backroundsängerin strahlte mit ihrer grandiosen Stimme und machte einfach gute Laune.
Wie schon im letzten Jahr konnte man sich wieder 60 m nur an einem Gummiseil befestigt in die Tiefe stürzen. Ich nutzte die Gelegenheit einer Gondelfahrt mit dem Kran um mir das Festival aus der Vogelperspektive anzuschauen. Allerdings sah um diese Uhrzeit der Ameisenhaufen noch ziemlich leer aus.
Kurz bevor Jan Delay mit den Klängen der Schwarzwaldklinik auf die Bühne stieg war es schon wesentlich voller und so mancher schwang zu den Takten der neuen Single "Klar" das Tanzbein. Der Hamburger Jan Delay rührte noch kräftig die Werbetrommel für sein neues Album "Mercedes Dance". Mit fetten Bläsersätzen und funkigen Gitarren rockte seine Band Disco No. 1 das Open Air und Daley mit seiner nasalen Kermitstimme regte in seinen Reimen zum nachdenken über das Spießertum an. Er legte auch immer wieder selbst Hand an den Bongos an um nicht nur den neuen Funk sondern auch den altbekannten Hip Hop - Reggaemix zu begleiten. Mit einem Dank an den Wettergott verschwand er von der Bühne, ließ sich aber natürlich noch zu einer Zugabe überreden und da kam dann auch endlich "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" und Tschüss.
Während ich mir meine Notizen zu dem eben gesehenen machte wurde die bayrische Dorfjugend auf mich aufmerksam und meinte sie müsse ihr bedauern darüber, dass Hans Söllner nicht mehr zum Chiemsee kommen darf, bei der Presse beklagen. Neugierig geworden schlappte ich ins Pressezelt um da mal ein wenig nachzuhacken. Ich erfuhr dass Hans Söllner nachmittags privat mit seiner Family übers Gelände geschlendert war aber nicht auftreten werde. Auf die Frage nach dem genauen Grund des nicht mehr auftreten Dürfens von Söllner bekam ich dann zu hören, es läge nicht am Veranstalter, sondern daran, dass Söllner die Legalisierung von Drogen auf Deutsch fordere, und es nicht wie die anderen Interpreten auf Englisch täte, und somit auch der gemeine bayrische Polizist verstünde um was es geht. Der Veranstalter hätte schließlich schon genug Schwierigkeiten mit der Polizei. Hart, aber wahr.
Diese Nachricht noch nicht richtig verdaut, hörte ich grauenerregendes Gejodel. Wer um Gottes Willen jault da wie Dori aus findet Nemo von der Mainstage? Laut Plan stand Chuck Fenda auf dem Programm, aber ich konnte mir nicht erklären wie man für so was Zugedröhntes auch nur einen Cent bezahlt. Bei dem Gejaule bekam ich Lust mich aus lauter Verzweiflung selbst in den Nebel zu stellen. Wie sich schließlich herausstellte war es doch nicht Chuck Fenda sondern nur einer seiner langjährigen Fans, der einmal in seinem Leben auf den Brettern die die Welt bedeuten stehen wollte, sich aber erstmal 'ne Runde Mut ankiffen musste. Das Beste war aber der zweite Rastafari auf der Bühne der mit debilem Blick, in lustloser Manie die Jamaika-Fahne schwang, dass ich dachte, nach 'ner Stunde hat der einen Tennisarm von seiner Rückhand. Ab diesem Zeitpunkt war ich überzeugt davon das es in Jamaika auch 1-€-Jobber gibt. Nach dieser hingebungsvollen Nummer kam nun endlich "The Original Chuck Fenda" auf die Bühne und begann mit seiner Show. Ansatzweise richtig guter Sound, der aber immer wieder abflaute, denn nur mit Keyboard und Schlagzeug zur Begleitung kam bei mir nicht wirklich Stimmung auf. Trotz mitreißender Showeinlage des 1-€-Jobbers fehlte mir der Schmackes.
Ein Bierchen wäre jetzt genau das Richtige. Gedacht, geholt.
Viel Zeit blieb uns nicht, denn dass muss man ja sagen, mit dem Umbau und dem Soundcheck waren die hier recht schnell zugange, außerdem starten die Interpreten pünktlich wie die Maurer.
Burning SpearWer ist denn als nächstes an der Reihe, kurzer Blick aufs Programm. Ach ja, Britney Spears will Burning. 'Tschuldigung, aber den konnt' ich mir nicht verkneifen.
Nach einem kurzen Intro trat dann eine der noch wenigen lebenden Legenden des Original-Roots-Reggae, Winston Rodney alias Mr. Burning Spear, auf die Bühne. Wenn er sang: "you remember it", glaubte man auf alle Fälle, das er sich noch erinnern könnte. Rodney bewies mit seiner Stimme unglaubliche Bühnenpräsenz und sog das ganze Publikum in seinen Bann. Er brauchte sich auch gar nicht großartig bewegen, außer einem gelegentlicher Hüftschwung, denn er hat eine absolute Rampensau als Gittaristen, der ihm am liebsten das Mikro aus der Hand gerissen und selbst die Show übernommen hätte. Er riss sich, zumindest was das Mikro anging, am Riemen und zappelte nur so mit seiner Gitarre über die Stage, spielte dabei aber wenigstens seine erstklassigen Riffs. Die überzeugungskraft die Burning Spears beim Spielen rüberbringt schwappte einfach über und so verging die Zeit auch wie im Fluge. Ruck Zuck war´s zehn vor eins und sie liefen von der Bühne. Natürlich gab's ne Zugabe, Rodney brachten das Publikum zum wiederholten Male an diesem Abend zum johlen und nach einer Stunde und 40 Minuten sagte er uns Gute Nacht.
Der Sonntagmorgen war dann nicht mehr so sonnig, nachts hatte es angefangen zu Regnen, und um ehrlich zu sein, es war arschkalt. Also packte man sich warm ein, genug Klamotten hatte man ja dabei, und speisten ein feucht, fröhliches Frühstück, mit frischen Brötchen vom Bäcker.
Als das Frühstück einigermaßen verdaut war, machten wir uns auf zum schönsten Zelt am Platz, gemütlich zum chillen mit Orientteppichen ausgelegt. Wenn man den Pfefferminztee dann auch nicht gleich mit der Shisha zusammen bestellte, zwei süße Kiddys dabei hat und noch ein bisschen wartete, bekam man ihn hinterher gratis dazu. Das nenn ich kinderfreundlich, was übrigens fürs ganze Festival galt. Auch die Brezenverkäufer waren gleich mal ehrlicher wenn sie Kids sahen, sie sagten einem schon vor dem Kauf das die Brezen steinhart sind.
Culcha Candela
Für mich stand nachmittags auf jeden Fall Culcha Candela auf dem Programm, da ich es bis Dato noch nie geschafft hatte sie live zusehen. Die siebenköpfige Crowd ist schon lange kein Geheimtipp mehr und wie es sich für ihren Berliner Ursprung gehört, multikulturel zusammen gewürfelt, was sich auch in ihrer Musik und ihren teils politisch- und gesellschaftskritischen Texten wieder spiegelt. Man hatte mir nicht zu viel versprochen, Culcha Candela rockten mit ihrem Hip Hop-Reggae-Latinomix das Publikum und brachten es sogar fertig die ganze Meute, im wahrsten Sinne des Wortes, in die Knie zu zwingen. Trotz ausgelassener Stimmung wurde selbst die Natur nicht aus den Augen verloren und "dem Baum da hinten" ein Lied gewidmet. Zwischendurch fing´s auch noch an zu regnen, aber dem großen Andrang tat das keinen Abbruch. Pünktlich zur Zugabe, bei der die Masse im Chor mitsang, "Chiemseecity and the party allways rock on", kam die Sonne wieder zum Vorschein.
Meine Kollegin und ich nutzten die Regenpause um noch ein bisschen unseren Kaufrausch zu frönen und dann zurück zur Campside zu kehren um dort unsere Zelte abzubrechen, weil wir nach dem Auftritt von Mrs. Denalane die Heimreise antreten wollten.
Joy DenalaneAuf dem Rückweg zum Festivalgelände stach mir ein besonders merkwürdiges Schild am Eingang des Supermarkts ins Auge, "Steak fertig gegrillt 2 €", muss man in Bayern wohl unbedingt dazu schreiben, weil man sonst womöglich sein Fleisch roh auf den Teller geschmissen bekommt?
Zu Joy Denalane muss man glaub ich nicht mehr viel sagen, sie bannte das gesamte Publikum mit ihrem unglaublichen Charme und ihrer großartigen Soulstimme. Sie erzählt in ihren Songs sehr einfühlsam und ganz persönlich über ihr Leben und ihre Gefühle, und jeder findet sich auf irgendeine Weise darin wieder. Sie ist einfach eine Augen- und Ohrenweide und war auf jeden Fall eine riesige Bereicherung für das leider im strömenden Regen endende Chiemsee Reggae Festival.
Cosmo




12.08.2006, Nachbetrachtung zum Lörracher Stimmen-Festival:
Stimmen 2007: Mongolische Gesänge in der Hasler Höhle?
Tracy Chapman, Juanes, u.a.

Stimmen06 ist seit vor über einer Woche zu Ende gegangen und hinterlässt, zumindest bei mir, zwiespältige Gefühle. Die mehrheitlich positive Berichterstattung, vor allem in der Badischen Zeitung, kann und will ich nicht mittragen.
Wo anfangen mit der Kritik? Ich denke dass die Macher des Festivals dieses Jahr an die Grenzen dessen gestoßen sind, was das Stimmenpublikum mitzutragen bereit ist. Schon bei der Präsentation des diesjährigen Programms in Foyer des Burghofes überkamen mich Zweifel, ob die engagierten Bands und die neuen, als innovativ angekündigten Veranstaltungsorte den breiten Publikumsgeschmack treffen würden.
Den Schwerpunkt dieses Jahr auf die Musik der Türkei zu setzen fand ich sehr mutig, aber schon bei der Ankündigung im Burghof konnte ich an den Gesichtern der anwesenden Kollegen der schreibenden Zunft ablesen, dass die Skepsis ob des Programms überwog.
Helmut Bürgel, der Vater des Festivals, war sichtlich bemüht, bei der Vorstellung die Einzigartigkeit einiger Konzerte herauszustreichen. Des öfteren betonte er, dass dieser oder jener Künstler dieses Jahr nur an den Stimmen in Deutschland oder der Schweiz zu hören sei.
Könnte das nicht auch heißen, dass nur ein Veranstalter, der sich um die finanzielle Bilanz einer Veranstaltung persönlich nicht zu sorgen braucht, solche Acts bucht?
Auch werden die Veranstaltungsorte, sowie die Grundideen immer exotischer. Schon mutig, in Mitteleuropa völlig unbekannte türkische Musiker ausgerechnet im Walzwerk Münchenstein auftreten zu lassen. Darauf muss man erst mal kommen. Ebenso abgefahren die Idee, morgens mittags und abends in drei entfernt gelegen kleinen Kirchlein meditativen Gesang anzubieten. Bleibt abzuwarten wann mongolische Gesänge in der Hasler Höhle dargeboten werden.
Sicher hätten die Konzerte am Wasserschloss und auch die im Rosenfelspark mehr Publikumszuspruch erhalten, wäre das Wetter so schön geblieben, wie es während der Marktplatzkonzerte war.
Das der Kernpunkt und üblicherweise auch der Publikumsmagnet, die Marktplatzkonzerte, auch nicht die Erwartungen erfüllten, ist auch nicht so schwer nachzuvollziehen.
Das erste Konzert, The Cat Empire und Culcha Candela, war zwar mit 24 € Eintritt eines der billigen, aber offensichtlich war das für das junge Publikum, dass diese Bands ansprechen sollte, immer noch zuviel. Tracy Chapman war eines der gut besuchten Konzerte (Bericht s.u.), Thaj Mahal, nur wirkliche Insidern bekannt, hätte besser in den Rosenfelspark gepasst. Zu wenige türkische Mitbewohner wollten einen der Ihren Superstars sehen. Das konnte man nicht voraus ahnen. Voraus ahnen konnte man allerdings, dass wenig bis keine Deutschen, Schweizer oder Französischen Musikfans bereit wären, für eine ihnen völlig unbekannte Künstlerin mit einer ihnen absolut unbekannten Musik 42 € auszugeben. (das waren mal 84 Mark, gell Judith).
Die Festivalleitung war dann so schlau, das ursprünglich mit 20 € Eintritt veranschlagte Konzert des "The Golden Pride Children Choir" aus Tansania und "Aftershock" Projekt umsonst zu veranstalten. Speziell Aftershock, das Projekt von Nitin Sawhney aus England, bei dem einheimische Musiker in wenigen Tagen ein vollständiges Konzertprogramm zusammenimprovisieren mag zwar spannend sein, dürfte aber außer den engsten Verwandten der teilnehmenden Musiker, nicht wirklich jemanden interessieren.
Der einzige wirkliche Top-Act war "Juanes". (Bericht s.u.)
The Bishop

20.07.2006: Tracy Chapman
"Ist die immer noch gegen alles, oder nur für Liebe, Freiheit und Frieden?" - die Frage beim Mittagessen mit einem Kollegen, am Abend durfte ich es mir anhören:
Tracy Chapman, nicht ganz ein One-Hit-Wonder, wie man sie auf dem Lörracher Markplatz gelegentlich antrifft, aber dennoch war das erste Album 1988 mit dem schlichten Titel "Tracy Chapman" wohl das erfolgreichste. Der Lörracher Marktplatz war voll - brechend, lange Schlangen vor dem Konzert kündeten schon davon.
Aber offensichtlich sind einige eher zum Tratschen auf den Marktplatz gekommen - wohl auch die eigentliche Bestimmung eines solchen Platzes. Aber es so laut zu tun, dass die umstehenden die gut verstärkten Ansagen der Künstlerin nicht mehr verstehen können - muss das sein?
Wie auch immer, in den letzten Reihen geht es locker zu, sehen kann man sowieso nichts, aber es ist ja auch das Stimmen-Festival, nicht das Gesicht-Festival, so dass man seinen Standort ohne weitere Probleme wechseln konnte. Noch 'vorgeschädigt' vom Deep-Purple-Konzert eine knappe Woche zuvor in Montreux denke ich mir andauernd: Sie rockt einfach nicht. Auch wenn sie sich ab und an - kläglich scheiternd - darum bemüht.
Aber Singen kann sie schon, wenn auch die Stimme ob der Timbre ab und an das Potential hat, leicht zu nerven. Einer ihrer größten Hits, "Last Night..." brachte sie, lediglich sich selbst auf der Gitarre begleitend Solo auf die Bühne. Und bei "Talkin' bout a revolution" kommt im Publikum gesittete Ekstase auf.
Aber unterm Strich ein schwacher Auftritt, der den horrenden Preis von 42,- € in keinster Weise rechtfertig. Immerhin war's Wetter geil.
jh

24.07.2006: Juanes
Gespannt auf Südamerikas Superstar hatte sich eine, endlich einmal größere Menschenmenge auf dem Lörracher Marktplatz eingefunden. Man konnte ja in der örtlichen Presse wahre Wunderdinge über die Livequalitäten des Kolumbianischen Teeniestars lesen.
Das Publikum lies die Vorgruppe, deren Namen nichts zur Sache tut, wie eigentlich immer bei Marktplatzkonzerten, desinteressiert über sich ergehen. Ob man sich Vorgruppen in Zukunft nicht lieber sparen sollte, wäre nach meiner unmaßgeblichen Meinung ein Denkanstoss.
Unter spärlichem Applaus verschwanden die Musiker kurz vor 21.00 Uhr und die Roadies begannen mit dem Bühnenumbau. Eilig hatten es die Jungs nicht.
Freundlicher Applaus begrüßte dann die sechs Begleitmusiker von Juanes, der sich nach wenigen Takten unter dem Jubel der Fans, dazugesellte. Es folgte ein Konzert, dass wieder einmal von der Kollegin der BZ völlig anders gesehen wurde. Dass sie ein mitreisendes Konzert vor begeisterten Fans sah mag daran gelegen haben, dass sie in den ersten drei Reihen unter den kreischenden Teenies stand, andere mögliche Gründe mag sich jeder selber ausmalen. Weiter hinten, auf Höhe des Kioskes jedenfalls, hörte man eher die Unterhaltungen des Publikums, als den dünnen Sound von der Bühne.
Juanes rannte ab und zu uninspiriert von einer Bühnenseite zur anderen; unter einer mitreißenden Performance stellten sich wohl nicht wenige Besucher etwas anderes vor.
Nach exakt 67 Minuten verlies die Band die Bühne, kehrte aber nach kurzer Zeit wieder zurück, und spielten noch drei Zugaben. Nach exakt 82 Minuten verliesen die Musiker nach kurzer Verbeugung endgültig die Bühne.
Spärliche Zugabe Rufe erstarben, als nach wenigen Sekunden das Licht auf der Bühne anging.
Die Zuschauer verließen sofort das Konzertgelände.
42 € für 82 Minuten Musik ist nach meiner Meinung mehr als diskussionswürdig.
Ach ja, in der Badischen Zeitung durfte ich dann lesen dass die Zuschauer einen tollen Juanes nach 90 Minuten nur ungern gehen lassen wollten. Aber so hat halt jeder seine Sicht der Dinge.
The Bishop


Tracy Chapman:
Zuschauer: ca. 4500 (ausverkauft)
Spieldauer: ca. 100 Minuten

Juanes:
Zuschauer: ca. 4500 (ausverkauft)
Spieldauer: 84 Minuten


Heimatseite des Stimmen-Festivals
Heimatseite des Lörracher Burghofs
Heimatseite von Tracy Chapman
Heimatseite von Juanes
Stimmen 2005 im Dorfgeschwätz


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15.07.2006, Montreux, Jazz-Festival:
Altherrenrock? - Vergessen Sie's!
Deep Purple beim legendärsten aller Festivals

Das altehrwürdige Montreux-Jazz-Festival ist noch lange nicht in die Jahre gekommen. Bereits zum 40. mal fand es in diesem Jahr statt und wartetet mit einem Programm auf, dass vermutlich weltweit seinesgleichen sucht. Und das mitnichten auf die reine Lehre des Jazz beschränkt, sondern eben alles, was aus dem Jazz hervorgegangen ist. Alle Größen haben hier schon gespielt: Jethro Tull, Carlos Santana, Peter Tosh, Leonard Cohen, James Brown, John Lee Hooker, Eric Clapton, B.B. King, Joe Cocker, Sting, Ringo Starr, Johnny Cash, Van Morrison, Frank Zappa - um nur einige zu nennen. Wer nicht in Montreux war, darf sich wohl auch nicht als "Großer" bezeichnen.
Das Freiburger Zelt-Musik-Festival kann da jedenfalls einpacken, sowohl was die Namen im Programm, als auch der Umgang mit Presseanfragen betrifft. Aber das gehört hier ja gar nicht hin. Also lieber mal knapp 300 km weiter als zum Freiburger Mundenhof gefahren, zwischendurch noch einen Abstecher in Bern und die stinkenden und leider allzu planlosen Punks beim Gurtenfestival abgeliefert und weiter nach Montreux.
Unterwegs steigert sich die Vorfreude in eine schier unerfüllbare Erwartungshaltung. Und Erinnerungen werden wach, Erinnerungen an den legendären Ausspruch eines Klassenkollegen der einmal zu "Smoke On The Water" meinte, es sei sein "Lieblingslied von den Scorpions". Und dann natürlich die Klausur "Technische Mechanik" auf die man sich stets zu Deep Purples "Live In Japan" Album (das ist das, wo alle drei Konzerte drauf sind, aus denen "Made in Japan" zusammengestellt wurde) vorbereitete.
Das "im-Stau-stehen" reduzierte sich dank hervorragender Organisation auf eine runde Viertelstunde, mit dem Shuttlebus war man auch noch in sehr erträglicher Zeit am Ort des Geschehens. Montreux, direkt am Genfer See gelegen, das Festivalgelände mitten in der Stadt, selbstverständlich ebenfalls direkt am See, entsprechend ist der Ausblick von den Fluren vor der Konzerthalle.
Als Vorgruppe von Deep Purple fungierten "Wire Daisies", ein Name den man getrost auch einfach wieder vergessen kann. Allein, dass sie nicht mal die angekündigte Stunde, die man ihnen zugestand ausschöpften, und nach 50 Minuten die Bühne ohne Zugabe räumten, spricht Bände.
Die Pause nutzte man, das Rauchverbot im Konzertsaal zu kompensieren, und den Ausblick über den See etwas zu genießen. Auf 22h00 war Deep Purple angesagt, kurz davor wurden die letzten Handgriffe auf der Bühne erledigt, es schien also einmal mehr nach dem sprichwörtlichen Schweizer Uhrwerk zu gehen, und pünktlich anzufangen. Doch dem machte die Tatsache einen Strich durch die Rechnung, dass es der letzte Abend des 40. Montreux-Jazz-Festivals war. Auf dem See wurde ein fulminantes Feuerwerk von einem Schiff aus abgebrannt und auch auf die Leinwände in der Konzerthalle "übertragen". Schön, schön. Deep Purple kam also mit viertelstündiger Verspätung auf die Bühne, und gingen zu Beginn sehr sparsam mit Hits um. Eigentlich spielten sie die ersten 45 Minuten gar keine, sieht man mal von "Strange Kind Of Woman" ab, dass an der dritten Position an den Start ging. Aber auch die Null-Hits wurden musikalisch solide und ansprechend dargeboten. Ihre Instrumente beherrschen sie alle. Auch wenn die Herren etwas in die Jahre gekommen sind, sieht keiner so schlimm und verlebt aus, wie die alte Frau Jagger von den Rolling Stones.
Die Stimmung im Saal war recht verhalten, was aber möglicherweise auch an dem hohen Altersschnitt liegt, wenngleich im Publikum jede Altersgruppe von geschätzten 8 bis 80 vertreten gewesen sein dürfte. Eigentlich ist es ja auch die Musik der Elterngeneration - bei den meinigen Herrschaften suche ich aber entsprechende Alben in der Sammlung vergeblich.

Glover, Paice, Gillan, Morse, Airey

Spätestens nach einer Dreiviertelstunde, als "Lazy" angestimmt wurde, stieg auch die Stimmung etwas, zum Kochen kam der Saal allerdings nie. Und danach ging es weiter mit dem Hitfeuerwerk: "Perfect Strangers" mit dem üblichen Orgelsolo und der Deep-Purple-typischen Verbindung von Rock und Klassik eingeleitet, "Space Truckin'" und "Highway Star" folgten, und als letztes Stück vor der Zugabe das bei jedem Konzert unvermeidliche und speziell in Montreux absolute Pflicht: "Smoke On The Water". Es war 1971 am Rande des Jazz-Festivals, als Deep Purple das Album "Machine Head" in Montreux einspielen wollten, aber durch den Brand des Casinos der Räumlichkeiten beraubt wurde. Der dadurch entstandene Rauch über dem Genfer See inspirierte Deep Purple zu ihrem wohl größten Hit. Der Anfangsriff des Liedes lässt die an der den Haarbälgen ansetzenden glatten Muskeln zusammenziehen was die Haarbälge hervortreten lässt und die Haare aufrichtet. Kurz: Gänsehaut.
Als Zugabe wurde dann noch "Hush" und "Black Night" gegeben, letzteres mit einem ewig langem Vorspiel, in dem auch der Festivaldirektor 'Funky Claude' auf der Harp mitspielen durfte.
Das Konzert des Jahrzehnts (von wegen Erwartungshaltung) war es nicht. Dennoch sollte man Deep Purple mal gesehen haben, machen die alten Herren doch so manchen Jungspunden noch etwas vor. Altherrenrock? Vergessen Sie's! Deep Purple rockt - immer noch.
jh

Zuschauer: ca. 3500 (ausverkauft)
Spieldauer: ca. 110 Minuten

Deep Purple sind:
Ian Gillan, Gesang
Ian Paice, Schlagzeug
Roger Glover, Bass
Steve Morse, Gitarre
Don Airey, Tasteninstrumente

Heimatseite des Montreux-Jazz-Festivals
Heimatseite von Deep Purple
Deep Purple bei Wikipedia
Heimatseite des Gurtenfestivals


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17.06.2006, Greenfield-Festival, Interlaken:
Alles im Zeichen des Pinguin
Depeche Mode u.a.

Wir hatten schon eine extra halbe Stunde Wartezeit für den Schweizer Zoll eingeplant, was sich als mehr als vorausschauend erwies. Die erste Frage des Zöllners: "Führen sie Fleisch ein?" Hat uns schon sehr verwundert, den Fleischermesser und blutverschmierte Metzgerschürze hatten wir zu Hause gelassen. (Kein Greenfieldbericht ohne Amputationsstory.) Der Zöllner ließ sich nicht beirren und suchte sogar noch im Honigglas nach einem Stück Kotelett. Die Grenze schließlich hinter uns, ging es auf nach Interlaken wo wir unsere gut versteckten Schweinesteaks direkt an die unterernährten Placebofans verhökerten.
Nachdem wir dann unsere Pressepässe abgeholt hatten, schlenderten wir übers Festivalgelände und genossen erst mal indische Punkora, 5 Stück für 5 Stutz. Kleine Schweiz, große Preise…
… kleines Festival, große Bühne.
Zu der begaben wir uns dann auch. "Denn wenn wir schon mal da, sind können wir uns auch Placebo ankucken." Es erwarteten uns drei devote Rockmusiker im Anzug, die damit noch Steifer wirkten wie der so oft zitierte Pinguin. Dadurch sollte wohl, die als erwachsen geltende neue Lässigkeit der Mainstream-Rocker, die längst aus ihren Freakshowkostümen heraus gewachsen sind, repräsentiert werden. Was aber nicht funktionierte, da sie sich vor lauter Extase über die eigens erzeugte Musik mitreißend auf dem Boden wälzten, was für uns aber eher aussah wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegend und das Ganze 'in front of a kieferchirugisches Röntgen'- Bühnenbild. Da blieb dem Himmel nix anderes übrig und er steuerte dem Trauerspiel auf Erden noch ein paar Regengüsse bei.
Wir wurden dann auch noch von einem Rätoromanischen Regencapefetischisten angeflirtet, so was kann einem auch nur auf dem internationalen Regencapefestival passieren, wenn Placebo spielt.
Dieser Bericht wurde unter nicht mehr ganz nüchternem Zustand und unter starkem Einfluss von Placebos geschrieben, was die Zusammenhanglosigkeit der letzten paar Sätze erklärt.
Zu guter letzt spendierte uns ein Schweizer Ossi-Import ein Bier für einen Platz unter dem Leoparden-Regenschirm. Das Bier war leer und der Regen hörte auf. Der Ossi hatte für ein paar Minuten aufgehört mir meinen Pressepass abzuquatschen und wollte neues Bier holen, da beschlossen wir dass es doch jetzt an der Zeit wäre sich auf den Weg zum Fotograben zu machen; ohne Ossi.
Vor dem Einlass tummelten sich schon die Fotografen der anderen Blätter, allesamt mit ihren dekadent großen Objektiven. Aber die nutzten ihnen alle nichts, die ersten, die das Feuerwerk am Horizont des Festivals knipsten, waren wir. Nachdem man sich dann endlich geeinigt hatte welche Fotografengruppe zuerst vom Soundturm und welche vom Graben aus schießen darf, weil es für 25 Leute auf einmal da vorne doch zu eng wäre, ging es endlich los. Nun wünschte ich mir auch so ein dekadent, großes Objektiv, den drei Meter nach oben zu fotografieren erwies sich als sehr problematisch. Irgendwo her hörte ich dass sie die Bühne extra vom "Rock am Ring" haben rankarren lassen.
Pünktlich um 22:30 Uhr ging es dann los, und nach einem nicht enden wollenden Intro kam dann auch endlich Depeche Mode auf die Bühne.
Dave Gahan sah in seinem schwarzen Anzug wirklich immer noch verdammt gut aus, Martin Gore dagegen in seinem Kostüm eher wie ein gerupfter Transvestiten-Pinguin; heute also alles im Zeichen des Pinguins. Der einzige dem man die Jahre so langsam ansah war Andy Fletscher, der sich aber gekonnt hinter seinen Synthies im Untertassenstyle versteckte. Nach dem zweiten Lied gab ich es dann endlich auf, noch ein gescheites Bild zu knipsen und ging problemlos zu meiner Kollegin in die vierte Reihe. So ein Festival lob ich mir.
Posing with the microphone
Depeche Mode lieferten wirklich eine geniale Show. Die Ausgewogenheit zwischen dem alten und den neuen Songs haben die Jungs echt drauf. Bei Hits wie "Walking in my shoes", "Stripped", "Behind the wheel" und "Personal Jesus" rockte das Publikum, und bei "Enjoy the silence" war es nicht mehr zu halten. Aber Depeche Mode spielen ja eh nur Hits.
Einer meiner Höhepunkte kam dann bei der Zugabe, als Martin Gore ganz alleine als gerupftes Huhn auf die Bühne trat und nur mit Klavierbegleitung "Shake my disease" sang. Die Feuerzeuge (wer eins hatte) gingen in die Höhe und die Menge klatschte noch Minutenlang den Refrain mit. Hühnerhautfeeling würde jetzt der Schweizer sagen.
Mit "Never let me down again" waren dann auch 1 Sunde und 40 Minuten Konzert vorbei und ich dachte: " das geht doch net, die haben ja noch gar net alles gespielt." Aber DM könnten wahrscheinlich fünf Stunden spielen und einige wären immer noch nicht zufrieden.
Meine Kollegin war nun aber froh dass sie endlich in ihren warmen Schlafsack kommt. "Is ja aber auch kein Wunder wenn ihr kalt ist, wenn man sich net bewegt, aber Depeche Mode spielen nun mal keine Punk.
Cosmo/jb

Zuschauer: ca. 20.000
Spieldauer (Depeche Mode): ca. 100 min

Heimatseite des Greenfieldfestivals
Heimatseite von Depeche Mode


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20.05.2006, Burghof Lörrach:
Sinnfrei?
Matthias Deutschmann "Staatstheater", die Letzte

Früher - nein, früher war nicht alles besser - früher also musste man sich Matthias Deutschmann zwingend in Begleitung eines Historikers anschauen - ohne Geschichtsstudium entgingen einem die besten Pointen, die Deutschmann zwischen FAZ-Feuilleton und deutschem Kaiserreich zu machen pflegte. Immer begleitet mit seinem Cello. Zum Auftritt von Deutschmann im Burghof nahm ich also extra eine Geschichtslehrerin mit, die zwar auch keine Ahnung hat, aber das ist heutzutage auch gar nicht mehr nötig. Deutschmann hat sich an das Niveau seines Publikums angeglichen, oder sein Publikum - also ich - an sein Niveau? Ich befürchte ersteres, Geschichte habe ich zwischenzeitlich nämlich nicht studiert, und ein Abo der FAZ leiste ich mir auch immer noch nicht.
Matthias Deutschmann feiert in diesen Tagen sein 25-jähriges Bühnenjubiläum, und er gibt die letzte Vorstellung seines aktuellen Programms "Staatstheater" im Lörracher Burghof. Im Rückblick auf die letzten Monate ein Glücksfall, so als ob er geahnt hätte, dass im Sommer 2005 der Artikel 68 GG zum Scherartikel gemacht wird. Insbesondere die "Anonymen Sozialdemokraten" im Publikum haben es ihm angetan und die bekommen ihr Fett reichlich weg. Eine Masche, die sich durch das gesamte Programm zieht - zurecht. Auf Sozialdemokraten kann man nicht oft genug einschlagen, auch wenn man sie - wie Schröder am Wahlabend bewies, um die Fähigkeit beneiden muss, dass aus Eigenadrenalin und hohem Druck Kokain wird.
Matthias DeutschmannDie bevorstehende Weltmeisterschaft nimmt einen breiten Raum in seinem Programm ein, gezeichnet von der "Angst in der Vorrunde auszuscheiden, bei dieser Todesgruppe, denn wo wir sind, ist die Todesgruppe." Angesichts der Gegner Costa Rica, Polen und Ecuador kann einem da ja in der Tat Angst und Bange werden.
Er gibt die Hymne auf seinem Cello zum Besten, "drei Strophen, zwei sind verboten worden, für jeden Weltkrieg eine" - "Hören sie genau hin, sie hören sie bei der WM nur dreimal!"
überhaupt Fußball: "1954 in Bern haben wir uns in die Völkergemeinschaft zurückgeschossen." Die Anonymen Sozialdemokraten im Publikum brauchen etwas länger, diesen Gag zu verstehen.
Haben Sie nach sieben Jahren Rot-Grün auch diese Geländewagenepidemie bemerkt? Damit kann man Artgerecht auf dem Bio-Bauernhof vorfahren, um Milch zu holen. "Ich dachte immer, Du seist für das Drei-Liter-Auto?" - "Ja, hab' ich ja, 3 Liter auf 10 km".
So teilt er Minute um Minute aus, schlägt das negative Wahlrecht vor ("eine Minusstimme für die FDP") für Leute die nur wissen, was sie nicht wollen, und bekommt Zuspruch von Katholiken, deren Verein im Mittelalter so viele Scheiterhaufen angezündet haben, dass er auch mal ein kleines Feuerchen machen darf.
Wenngleich die ganz große Linie, der rote Faden sozusagen, etwas fehlt, das Programm von Deutschmann ist allemal eine Klasse für sich. "Staatstheater" ist damit beerdigt, das nächste Programm kommt bestimmt, und der Künstler träumt von einem Programm das nur aus einem Satz besteht. "Wer alle erreichen will muss auf den Sinn verzichten". - Soweit wird es nicht kommen.
jh

Zuschauer: 580 (ausverkauft)
Spieldauer: ca. 100 min

Heimatseite des Burghofs Lörrach
Heimatseite von Matthias Deutschmann


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18.05.2006, Vorderhaus Freiburg:
Georg Schramm - Thomas Bernhard hätte geschossen


Georg Schramm gilt in Künstlerkreisen als der gemeinste Kabarettist Deutschlands. Und das völlig zurecht. Kein anderer versteht es so gut wie er die schmerzhafte Realität des kleinen Mannes, aus dessen hoffnungsloser Sichtweise darzustellen. Keiner beherrscht die emotionale Ausdruckskraft seiner Figuren derart wie Georg Schramm. Wie kein zweiter parodiert er deren unfreiwillig gelebte Komik, deren klischeebehafteter äußerungen und Gebaren.
Der gelernte Psychologe Schramm seziert mit seinen entlarvenden Charakterstudien den deutschen Volkskörper und holt weit weg geglaubte politische Inhalte mitten ins alltägliche Leben, ins Private eines jeden Zuschauers.
Georg Schramm alias Herr DombrowskiUnd dieser befindet sich zu Gast im Freiburger Vorderhaus beim Seminar "Deutschland helfen - aber wie?". Dort erläutert Schramm als smarter Moderator und Motivationstrainer zu Beginn das Konzept "Leben jetzt!". Es geht dabei um die Erhöhung der allgemeinen Lebenserwartung und der Steigerung der Lebensfreude junger Arbeitsloser. Diesen solle man monatlich 1500 € bezahlen um sie zu einem sozialverträglichen Frühableben nach 30 Jahren zu bewegen. Eine zugegebenermaßen leicht perfide Kosten-Nutzen Rechnung, welche das Renten- und Arbeitslosenproblem aber schlagartig lösen könnte. Während seines Programms kennt der ehemalige Zeitsoldat keine Verwandten und geht ab wie von der Tarantel gestochen: Jeder Satz ist ein verbaler Skalpellschnitt. Gekonnt nimmt der Autodidakt die Probleme seiner glänzend gespielten Figuren auseinander. Und immer wieder bekommt der Zuschauer, das Gefühl, Schramm stehe den Figuren und Meinungen seiner Charaktere näher, als man es von anderen Kabarettisten gewohnt ist. Hier wird seitens des Künstlers nicht nur parodiert, mit Klischees gearbeitet, oder etwas überspitzt dargestellt. Vielmehr baut Schramm des öfteren seine ureigenste Meinung in sein Programm ein. Gerne lässt er durchleuchten, was ihm persönlich an die Nieren geht und welche Thematik ihm selbst bitter aufstößt.
Die gnadenlose Schärfe liegt in seiner genau recherchierten ähnlichkeit mit der Wirklichkeit. Er bringt den alltäglichen Wahnsinn, insbesondere für den dankbaren Zuschauer auf den vielzitierten Punkt. Und das gelingt derzeit keinem brillanter und zynischer als Georg Schramm.
Sei es als unbeirrbarer Oberstleutnant Sanftleben, als gallige Rentner Dombrowski oder als abgehalfterter, ausgemusterte Sozialdemokrat August.
Der zackige SPDler wehrt sich gegen Wohltätigkeits-Kollekten, Dombrowski plant voller Hass einen Kreuzzug gegen die Pharma-Industrie und das korrupte Gesundheitssystem. Und Sanftleben echauffiert sich über die scheinbare Nutzlosigkeit der Bundeswehr. Einmal mehr plagt ihn das gespaltene Verhältnis des Deutschen zum ehrenvollen Soldatentod. Er empfinde es als unbefriedigend, Jahr für Jahr Gewehr bei Fuß zu stehen, und nie zum Schuss zu kommen.
Der stets schlecht gelaunte Rentner Lothar Dombrowski hält die Welt für einen verweichlichten Sauhaufen. Ihm missfällt die ständige Veränderung, welche er nicht versteht. Er verabscheut die neuen Trends und deren Trendsetter. Hingebungsvoll wettert er gegen soziales Unrecht, gegen die von Wirtschaft und Verbänden vereinnahmten Parteien und natürlich gegen seinen Lieblingsfeind, gegen das Kapital.
Das monologische Verrennen und Verstricken in der Realität entnommenen menschlichen Sackgassen, wird von Schramm derart gekonnt umgesetzt, als würde er gerade selbst seine Seele entblößen.
So reden sich die altbekannten Charaktere mit herunter gelassenen Hosen ein ums andere Mal um Kopf und Kragen, dass es eine wahre Freude ist, ihnen dabei zuzuschauen. Und dennoch:
Wer hier an der falschen Stelle lacht, begibt sich in Lebensgefahr. Denn "Thomas Bernhard hätte geschossen" - aber das verrät Georg Schramm, den Revolver in der Hand, erst zum Schluss seines fulminanten Kabarettsolos. Gnadenlos beschreibt er die Lust, Leute für ihr soziales Fehlverhalten abzuknallen. Und der tosende Applaus beweist, dass der Hang zur Selbstjustiz, zumindest geringfügig, in jedem Zuschauer drinsteckt. Auch wenn er dies mitnichten zugeben würde.
Stefan Uhl

Zuschauer: ca. 220 (ausverkauft)
Spieldauer: ca. 85 min

Heimatseite des Vorderhaus'
Heimatseite von Georg Schramm


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16.05.2006, Mehringhof-Theater, Berlin Kreuzberg:
Die Fil & Sharkey-Show


Fil ist ja eher in Berlin bekannt und berüchtigt für seine "Didi und Stulle"-Comics, seinen verlässlichen 14-tägigen Auftritt im Veranstaltungsmagazin "Zitty", aber auch für seine Bühnenpräsenz im Tränenpalast. Da ich jedoch in meiner Botschafterverantwortung stets versucht bin, das Gute und Schöne weitläufig zu verbreiten, sandte ich bereits einige Exponate als z.B. Geburtstagsgeschenk getarnt in den Süden, wovon sich jeder der hierbei Betroffenen begeistert zeigte. Grund genug, sich zwei Pressekarten zu erschleichen, um auch noch den bisher leer Ausgegangenen den Mund wässrig zu machen.
Zusammen mit Benjamin flanierte ich also an diesem schönen Frühlingsabend durch das ganz nette Kreuzberg 61 in Richtung Mehringhof, welcher neben einer alternativen Schule und Fahrradwerkstatt, einem Cafè und Rockschuppen namens "Clash", eben jenes Theater beherbergt. Vor dem Eingang hatte es sich nebst sonstigem Gesindel eine lärmende, wie sich herausstellte schwäbische, Schulklasse bequem gemacht, so dass wir es vorzogen, die verbleibende Viertelstunde im Bioladen nebenan Holunderbrause zu trinken. Zurück am Orte des Geschehens mussten wir dann leider feststellen, dass das Theater bereits alle Gäste absorbiert und auf die besten Plätze verteilt hatte. So blieben für die bestgekleideten Personen im Raume lediglich die hinteren Ränge, welche auf gefährlich wackligen Podesten prangten. Sehen konnten wir trotzdem, wenn auch äußerst au minimum.
Fil & SharkeyKurz darauf betrat der kleine Fil die ebenso winzige Bühne und begann seinen Auftritt mit einem Song namens "Thunder", welchen er aufgrund zahlreicher spontaner Geistesblüten kaum zu Ende brachte, was sich recht zügig als dilettantische Masche herausstellte, die sich nahezu durch das gesamte Programm zog. Im Folgenden schwadronierte er mal musikalisch, mal ohne Begleitung über Punks, Manowar hörende Studenten, die aufgrund verrockter Nächte ihre Seminare nicht besuchen können und über Liebe, die eigentlich keine ist, ließ kurz Sharkey zu Worte kommen und blies dann zur Pause, woraufhin das Theater alle Gäste wieder ausspuckte, so dass diese im Hofe genüsslich schmauchen konnten. Bereits zu diesem Zeitpunkt kristallisierte sich allerdings heraus, dass über Darbietung Nummer zwei mutmaßlich eine gräuliche Wolke schweben würde, da sich vor der Eingangstüre ein männliches Gespann postiert hatte, denen die Streitsucht und die Einfältigkeit aus allen Poren quoll, weil ihnen offenbar jemand etwas in die Drogen getan hatte. Dies war zumindest meine Vermutung. Nach einigen Diskussionen mit dem Veranstalter ließ dieser die beiden Halbleichen dann unglücklicherweise passieren und so nahmen sie selbstverständlich genau vor uns Platz, was mich, wäre es anders gekommen auch schwer gewundert hätte, denn im Normalfall setzen sich die Riesen mit Sombreros und Chips stets vor meinen bescheiden kleinen Körper. Nun also hatten die beiden Bombenleger in der nächsten Stunde nichts Besseres zu tun, als dämlich dazwischenzurufen, Lieder mitzusingen und Pointen vorzusagen. Noch dazu stank einer fürchterlich nach Patschuli.
Während Fil, besonders zur Freude der Schulklasse samt Lehrergefolge, über Schwaben und deren Angewohnheit, sich nach bereits kurzer hauptstädtischer Ansiedlung als Berliner zu bezeichnen sang und Sharkey erst mit seinem Wirt über die Nichtexistenz seiner selbst diskutierte und zum Schluss noch ein rebellisches Lied über die BVG zum Besten gab, ballte ich die Fäuste in den Taschen und versuchte verzweifelt, durch den Mund zu atmen. Als sich der Protagonist dann mit der Aufforderung für Geschlechtsverkehr noch Backstage zu kommen verabschiedete und wir schon dabei waren, unseren Müll zusammenzuklaffen, hörte ich den Kaputteren der beiden sagen: "Alter, wir kommen jetzt jeden Tag hierher, wa?!" und dachte nur: "Armer Fil, armer Sharkey!"...
Antje T.

Zuschauer: ca. 150

Heimatseite des Mehringhof-Theaters
Heimatseite von Fil


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29.04.2006, Bern-Arena:
Funk und Soul Legenden in der Bern Arena
Sister Sledge, Earth Wind & Fire Ex und Kool and The Gang

Nach einer anstrengenden Autofahrt, bedingt durch endlose Baustellen auf der Autobahn Basel-Bern holte ich mein Ticket um 19.30 Uhr an der Kasse vor der Bern Arena ab. Als ich das letzte Mal vor diesem riesigen Eishockey-Stadion stand, hiess es noch Allmend Stadion Aber die Dinge ändern sich, wie ich an diesem Abend noch nachhaltig erfahren sollte.
Beim Betreten der Halle war ich sehr überrascht. In dem Stadion, in dem schon 16.000 Zuschauer auf den Tribünen Platz finden, waren die oberen Tribünen vollständig abgehängt. So wirkte die eigentlich riesige Halle wie das Freiburger Eisstadion. Die verbliebenen Tribünen waren nur spärlich gefüllt und auch im Innenraum war noch über die Hälfte des Platzes leer.
Ich setzte mich gegenüber der Bühne auf die Tribüne und harrte der Dinge die da kommen sollten. Um kurz vor 20.00 Uhr starteten Sister Sledge mit ihrem Konzert.
Um es kurz zu machen: Es war das schlechteste Konzert seit ewigen Zeiten. Der Sound war zum Fürchten schlecht. Man konnte die Gitarre so gut wie nicht hören. Auf den Studioalben von Sister Sledge spielte einst Nile Rodgers die Gitarren. Und genau auf diese filigranen Funky Sounds hatte ich mich gefreut. Aber es war nur ein undeutliches Geschrammel zu hören. Der Bass und das Schlagzeug kamen nur als Matsch aus den Boxen.
Die drei Sängerinnen brachten zwar alle ihre grossen Hits aus den 80ger Jahren aber ich war froh als die Band nach einer Stunde ohne Zugabe die Bühne verlies.
Die Umbaupause dauerte nicht allzu lange und schon erschien Earth Wind & Fire Experience auf der Bühne. Auch dieser Auftritt war eine Enttäuschung. Ich hatte die Band schon einmal vor ca. 15 Jahren gesehen und ihre Dynamik, Spielfreude und atemberaubenden Tanzeinlagen gepaart mit einem glasklaren Sound hatten mich damals echt umgehauen. Von alledem war nichts mehr da. Die Musiker standen hinter ihren Mikrophonen und bewegten sich kaum. Der Sound war nicht besser geworden.
Die schlechte Abmischung fiel immer dann auf, wenn der Schlagzeuger in Grossaufnahme auf der Videoleinwand zu Sehen war. Er arbeitete viel mit Rimshots.
Diese waren zwar zu sehen, aber nicht zu hören. Einzig die oft aberwitzigen Bläsersätze peitschten klar und deutlich aus den Boxen. Nach 70 Minuten beendete die Band ihren Auftritt. Bevor der spärliche Applaus verebben konnte stürmten sie noch einmal die Bühne, spielten eine Zugabe und das war es dann auch schon.
Die folgende Umbaupause nutzte ich, um mir ein Raclette und ein Bier zu gönnen. Gestärkt, aber auf das Schlimmste gefasst wartete ich auf den Auftritt von Kool and The Gang. Aber scheinbar war ein Wunder geschehen. Offensichtlich gut gelaunt begannen Kool and The Gang ihren Gig und der Sound war schon bei den ersten Tönen um Klassen besser als bei den beiden Bands zuvor. Die Band spielte mit absoluter Präzision Hit auf Hit wobei vor allem "Ladies Night" exstatische Reaktionen im Publikum auslöste. Das Publikum konnte endlich eine Party feiern. Einzig das süßliche "Cherish" fiel aus dem Rahmen. Ansonsten gaben die Jungs echt Gas.
Immer dann wenn zum Funk Fundament der Rhythmusgruppe der Gittarist eines seiner brachialen Gitarrensolos einstreute wurde es echt "Heavy" ( auch wenn mir das ein gewisser Gomeranischer Bäcker wieder nicht glauben wird).
Als nach 80 Minuten das Konzert zu Ende ging, war der Abend gerettet. Bleibt die Frage warum bei den ersten beiden Bands die Jungs am Mischpult den Sound einfach nicht in den Griff bekamen. Aber besser so als anders herum.
The Bishop

Zuschauer: ca. 3000

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05.04.2006, Burghof Lörrach:
Musikantenstadel und Rockkonzert im Burghof
Die kleine Tierschau "Landfunk und Scheunentrash"

Seit nunmehr 25 Jahren tingeln die Schwaben der kleinen Tierschau durch's Ländle und machen die Menschheit froh und glücklich - zumindest für zwei Stunden, die das Programm dauert. Doch der Reihe nach, erst einmal wollen wir den Burghof Lörrach betreten, dessen Architektur von außen mit graziöser Schlichtheit überzeugt, und innen mit dem gewohnt feinen Ambiente aufwartet.
Jeder Gang zur Toilette wird da zum Erlebnis: Man schreitet eine Glastreppe hinunter, direkt ins Wasser - zumindest scheint der blankpolierte sattblaue Boden so. Die Inneneinrichtung der Toiletten ist nicht minder nobel: Türen aus feinstem Betoplan; wenn man als passionierter Stehpisser nicht die Pissoirs benutzt, sondern sich eine Kabine 'gönnt' kann man seine blöde Fresse beim Pinkeln betrachten, die Kabine wird durch den Spiegel richtig groß - von der üblichen Platzangst keine Spur. Einziger Minuspunkt ist das Granitimitat auf der Vormauerung über dem Spülkasten, das ist dafür bei den Waschbecken echt. Und es gibt sogar warmes Wasser, ausreichend Seife und Handtücher, um das Erlebnis der Blasenentleerung erleichternd abzurunden.
Kurz vor Beginn wird der Vorstellungssaal gestürmt - es gibt Platzkarten und wir haben die Arschkarte gezogen: die Bierbänke, die in der ersten Reihe wohl als Bestandteil der Bühnendeko gedacht sind. "Landfunk und Scheunentrash" heißt das Programm - und die ganze Show ist aufgemacht wie eine Gala im Dorfbierzelt. In Anbetracht der Erinnerung an einen Kollegen, der einmal erzählte, die "Tierschau" hätte mit Schlachtabfällen um sich geschmissen, nicht gerade der ideale Platz um einen ruhigen Abend zu verbringen. Doch diese Bedenken sollten sich im Laufe des Abends als unbegründet herausstellen und zur Belohnung die ungeliebten Plätze eingenommen zu haben, gibt's Freibier und Bierzeltbrezeln.
Das Publikum ist sehr gemischt, zwischen 18 und 80 ist jede Altergruppe vertreten, wobei die Verteilung einer klassischen Gaussschen Normalverteilung entsprechen dürfte.
Wie es sich zum Dorffest gehört, zieht die Kapelle von hinten in den Saal - äh - das Festzelt ein, instrumentiert mit zwei Trommeln und einer Gitarre. Und sie legen los, von der ersten Minute an, wird ein Joke nach dem anderen gerissen, wobei insbesondere der feine Sprachwitz auffällt, und natürlich wird der schwäbische Dialekt bemüht. Das funktioniert ja auch bei Harald Schmidt bisweilen prächtig.
Wie es sich für einen Musikantenstadel gehört, werden die örtlichen Honoratioren begrüßt, allen voran der Bürgermeister, der in einem neuartigen demokratischen Akt bestimmt wurde: im Eingangsbereich wurde ein Reisnagel ausgelegt, derjenige, der ihn im Schuh stecken hat, wird zum Burgi ernannt, und es trifft keinen geringeren als den Bernd [welchen auch immer - the säzzeress].
Der Moderator gibt ab an den Chorleiter des 'Gesangsvereins Aspirinia', der das Volk begrüßt und bemerkt, dass alle anderen Chormitglieder unpässlich sind. Dennoch wird dem Bürgermeister zu Dritt ein Ständchen gebracht, das a-cappella zum Besten gegeben wird und unter Beweis stellt, dass die Jungs tatsächlich singen können. Danach eine Hardrockeinlage im Trachtenanzug, eine Tanzeinlage zunächst im Stummfilmmodus, dann das gleiche noch mal zu "Kung-Fu Fighting". Spitzenmäßig choreographiert.
Der Blues wird als "herrgottsmäßig a Lätsch nahghängt" definiert und auch den beherrschen sie spielend, sowie das Solo auf der Sitar, mit einem Gedankengang vom Kornkreis über den Ufo-Forscher und den Schnaps-Weg zum 97-jährigen, der säuft (so, jetzt nochmal von Anfang an lesen, den Satz!) beweist, dass sie alle Instrumente beherrschen, die auf der Bühne zugegen sind: mehrere Gitarren, Trommeln und Schlaginstrumente, Fagott, E-Bass, Kontrabass, Tasteninstrumente, ein großes Xylophon, Saxophon und eben nicht zuletzt die Sitar.
Zur obligatorischen Mitmach-Einlage werden "Freiwillige" aus der vorletzten Reihe rekrutiert, die sich auf der Bühne einen Bauhelm aufsetzen dürfen, die an ein elektronisches Schlagzeug gekoppelt sind. ZZ Tops "Rough Boy" in voller Länge müssen sie sich so ausgestattet auf den Kopf schlagen lassen.
Neben solchen Sätzen wie: "Da steht ein Pils im Wald - kein Wunder, wenn die Tannen zapfen" scheut man auch nicht davor zurück, mit einem Motorrad auf die Bühne zu fahren oder auch mal eine Motorkettensäge auf der Bühne zum Limbo-Tanz anzuwerfen. Der Burghof ist voluminös, so dass die Abgase nicht weiter stören.
Der äußerst unterhaltsame und amüsante Abend wird am Ende der Zugabe mit einer Veralberung der Bietigheimer Band "Pur" abgerundet: "Komm mit ins Feierabendland / auf eine Hefeweiße / wo ich ne Runde schmeiße / und alle Flaschen kriegen Pfand"
jh

Zuschauer: 580 (ausverkauft)
Spieldauer: ca. 100 min

"Die kleine Tierschau" sind:
Michael Gaedt
Michael Schulig
Ernst Mantel


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30.03.2006, Vorderhaus, Freiburg:
Gelacht, Geschossen, Gemuncht
Die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft auf den Spuren des Schreis von Edvard Munch

Es war schlicht ein Theaterabend an diesem Donnerstag Abend im altehrwürdigen Freiburger Vorderhaus. Die Kabarettgruppe Münchner Lach- und Schiessgesellschaft gab sich die Ehre und machte sich auf die Spuren des in Kobenhagen gestohlenen Gemäldes "Der Schrei" von Edvard Munch.
"Nur noch ein Telefonat" von der Lösung des Falles entfernt sei er, der Kommissar mit dem unaussprechlichen Namen. Doch der Reihe nach, erst sollte einmal das Gemälde gestohlen werden, und wir haben ja das Vorderhaus noch gar nicht betreten. Im Grunde freute ich mich, zumal sowieso in einer positiven Grundstimmung ob des Frühlings und der ein oder anderen Wendung im Leben, immer noch über den Sieg "unserer Mädels" - also den Damen des SC Freiburg über den Deutschen Meister, wobei mir erst im Laufe des Tages richtig klar wurde, was es für eine klasse Leistung ist, dem Deutschen Meister die erste Saisonniederlage beizubringen.
Mit diesem Hochgefühl also ins Vorderhaus gefahren und unterwegs festgestellt, dass die "Geiz-ist-Geil"-Mentalität bei den Promotanten der großen Agenturen auch um sich greift. Wie sollte ich so einen Abend toll finden, wenn ich nicht eine angenehme Begleitung hätte, der/die ggf. auch noch Fotos machen könnte (leider ist das Ladegerät beim Umzug irgendwie abhanden gekommen) oder eben einfach nur die Veranstaltung ebenso beobachten, gut oder schlecht finden und Anregungen für einen solchen Text im anschließenden Dialog zu geben. Ohne Input eben auch kein Output. Oder auf Deutsch: ohne Futter kann man eben auf Dauer auch nicht scheissen.
Schwer genug, einen kabarettistischen Theaterabend zu beschreiben. Soll man die Story erzählen? Erzählen, dass die Rahmenhandlung um den Diebstahl von Munchs "Schrei" alles in allem etwas wirr war? Aber eben doch soweit ganz ok, als dass man die verschiedenen Szenerien darin gut unterbringen kann. Allen voran die Parodie auf Christiansen, wo die handelnden Personen ganz im stoiberschen Duktus sich nur mit "Herr, Herr... Herr" bzw. "Frau, Frau... Frau" ansprechen und der eine hat dann auch noch ein paar Zahlen mitgebracht, über die man so trefflich streiten kann: "5, 632, 78, 12" Wenn das mal nicht den endgültigen Niedergang der Republik belegt...
Fraglich bleibt auch, warum die Diebe des Gemäldes für die Herausgabe des Kunstwerks drei Millionen Kronen und kein Geld gefordert haben.
Der Schrei, es werden ihm mystische Eigenschaften angedichtet, immer wenn man den Koffer öffnet, in dem er verpackt ist, sagen die Menschen plötzlich die Wahrheit, so die Sachbearbeiterin auf dem Sozialamt, die Hartz IV nur als Vorläuferprogramm zu "Arbeit macht frei II" bezeichnet,
Auch schön, wie Jürgen Schrempp, der damalige Daimler-Vorstand sich einführt: "also ich, also Daimler, also der größte Konzern Deutschlands, also Deutschland, also die größte Wirtschaftsmacht der EU, also der zweitgrößte Wirtschaftsraum der Welt, also ich" und meint, damit und seinem Geld alles kaufen zu können.
Das meinen aber auch die US-Amerikaner in Person von Condi Rice die Ihren Spiegel "For You Rice Only" befragt, wo sich denn das wundersame Gemälde befindet. Schwere Außenpolitische Verwicklungen würde es wohl geben, wäre die Darstellung der Münchner Lach- und Schiess von Condi in den USA bekannt: als Domina, die nicht davor zurückschreckt mal eben dem ermitteltenden Kommisar einen zu schütteln, um an das Gemälde zu kommen. Ob es in den USA auch großangelegte, gewalttätige Demonstrationen gäbe, wäre das bekannt? Oder würde man gleich die Option des atomaren Erstschlags auf München, die Stadt des "barocken Mausoleums verhinderter Kanzlerkandidaten" ziehen? Man weiß es nicht.
Doch zurück in das größte "Grünen-Reservat der Südstaaten, wo die Häftlinge in Solarzellen sitzen" - nach Freiburg: Im Vorderhaus war an diesem Abend zwei Stunden gute Unterhaltung angesagt, die den Humor nicht zu kurz kommen lies, wenn auch die Rahmenstory etwas dürftig war. Alles in allem aber klasse umgesetzt, das Ensemble versteht sein Handwerk, besonders bemerkenswert, das Minenspiel und die phänomenale Umgang mit den Stimmen. Die Münchner dürfen wiederkommen und ins Vorderhaus sollte man eh öfter gehen.
jh

Zuschauer: 120
Spieldauer: 120 min

Das Programm spielten:
Sonja Kling, Ecco Meineke, Michael Morgenstern und Thomas Wenke

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29.03.2006, Burghof, Lörrach:
So manchem wurde es warm ums Herz
Einer der ganz Grossen gab sich im Burghof die Ehre

Voller Vorfreude auf das Konzert betrat ich den unbestuhlten Saal des Lörracher Burghofs gut eine halbe Stunde vor Konzertbeginn. Eric Burdon, die Musik-Legende würde heute eine Zeitreise auf die Bühne bringen die meine Generation bis in die Kindheit zurückführen würde. Der Altersdurchschnitt der Besucher schien mir knapp unter den 50 zu sein.
Zunächst einmal gab es einen Haufen wirklich "alte" Bekannte zu begrüßen und des öfteren hatte ich Mühe die Gesichter ihren Namen zuzuordnen. Klaus erkannte ich sofort und nach kurzem Small Talk bot ich an uns ein Bier zu holen. Just als die Vorband die Bühne betrat stellte ich mich an der Bar in die zweite Reihe der Durstigen.
Ich beobachtete das emsige Treiben hinter der Bar während von der Bühne her ein schrecklicher Soundbrei an mein Ohr drang. Irgendwie erinnerte der Lärm entfernt an Metallica. Hinter der Theke waren 6 oder 7 junge Menschen zu Gange. Faszinierend anzusehen wie sie die verschiedensten Tätigkeiten unter einen Hut brachten, außer den Wartenden die gewünschten Getränke zu bringen.
Soul of a man: Eric BurdonUnterschiedliche Typen der Gattung Bedienung waren hier versammelt. Nach ein paar Minuten kannte ich sie alle. Da gab es eine hübsche junge Frau deren Motto lautete: schau bloß keinem direkt in die Augen, er könnte das ausnutzen und etwas bestellen wollen. Sie irrte von einem Zapfhahn zum anderen, füllte fleißig Plastikbecher mit allem Möglichen um diese dann einfach irgendwo stehen zu lassen.
Eine zweite der hübschen jungen Damen verfolgte eine andere Technik. Sie arbeitete an einem Zapfhahn der offensichtlich unter zu viel Druck stand. So füllte sie Becher auf Becher mit festem weißen Schaum, stellte diese dann auf die Theke und nahm, nachdem sie so an die 25 volle Schaumbecher vorbereitet hatte, denjenigen, in dem sich der Schaum schon am Meisten in Bier zurückverwandelt hatte, um den so gewonnenen Platz im Becher wieder mit Schaum aufzufüllen.
Nach ca. 10 Minuten des Anstehens hatte ich mich in die erste Reihe vorgearbeitet, was mir aber keinen Vorteil verschaffte. Die Bedienungen waren sich selbst genug. In der Zwischenzeit hörte sich der Soundbrei von der Bühne eher wie Neil Young an, war aber immer noch ganz schwach abgemischt.
Mit den beiden Herren links und rechts von mir hatte ich mich unterdessen angefreundet. Wir kommentierten gemeinsam die kleinen Fortschritte hinter der Theke und beneideten jeden, der mit seinen Getränken von dannen zog. Kurzfristig zogen wir es ins Kalkül an die nächste Tanke zu fahren um uns eine Palette Bier zu besorgen. Als dann aber der Herr links von mir wie aus heiterem Himmel seine beiden Bier bekam, hatte er keinerlei Interesse mehr an einer gemeinsamen Aktion und verlies unsere Zweckgemeinschaft.
Diejenigen die Getränke wünschten, die aus Flaschen ausgeschenkt wurden, hatten ein wenig mehr Glück als die Biertrinker. Sie bekamen ihre Drinks, sobald der offensichtlich einzige vorhandene Flaschenöffner wieder aufgetaucht war. Ich versuchte zwischenzeitlich zu überschlagen, was für ein Umsatz mit zackigem Personal wohl möglich wäre.
Und dann, grade als ich mich entschlossen hatte abstinent zu bleiben, tauchte Mohamed, Angestellter der Bar im Burghof auf, sah das ganze Chaos und scheuchte die Jungs und Mädels zur Seite. Dann drehte er hier und dort an der Zapfanlage und begann 4 Becher mit klarem gelben Gerstensaft zu füllen. Ich konnte ihn schon immer leiden, aber jetzt schloss ich ihn förmlich in mein Herz.
Als ich mit dem Bier nach über einer halben Stunde zu Klaus zurückkam, hatte die Vorband aufgehört zu Lärmen und die Bühne wurde gerade umgebaut. Das Bier leerten wir in einem Zug. Aufwand und Ertrag standen wieder mal in keinem vernünftigen Verhältnis.
Der Umbau der Bühne ging zügig vonstatten und bald war es soweit. Der Meister betrat mit seiner vierköpfigen Band die Bühne. Zu meiner überraschung war der Sound sofort brillant, als die Band mit "Dont let me be missunderstood" ihr Konzert eröffnete. Und nach wenigen Takten brodelte es im Publikum, ältere Herrschaften bewegten sich zum exzellenten Rhythmus.
Eric Burdon zelebrierte seine alten Hits, streute neuere Songs ein und tat das immer locker und flockig. Eine spielfreudige Band legte ihm den Soundteppich über den er seine immer noch kraftvolle, unverkennbare Stimme ausbreiten konnte. Extrem auf den Punkt spielende Drums, ein wirklich pumpender Bass und immer wieder treibende Riffs von Gitarre oder Keyboard sorgten für unglaublichen Druck. Einzig die Lautstärke hatte ich persönlich zu bemängeln; für meinen Geschmack war der Sound zu leise.
Ruck zuck verging die Zeit und die Band verabschiedete sich das erste Mal, lies sich aber nicht lange für die erste von drei Zugaben auf die Bühne zurückholen. Bei der ersten; "River Deep Mountain High"; wurde wohl so manchem Besucher klar, dass die meisten der zahlreichen Versionen anderer Künstler nicht im Entferntesten an das Original heranreichen.
Der Meister lies es sich nicht nehmen auch den Bühnenarbeitern und Technikern hinter den Kulissen bei den Zugaben ein wenig Scheinwerferlicht zu gönnen, als er sie zur Session auf die Bühne bat. Dann, nach etwas mehr als 90 Minuten, ging ein tolles Konzert zu Ende. Minutenlang sang ein Teil des Publikums noch vor der nun leeren Bühne weiter; wohl versunken in Erinnerungen.
The Bishop

Zuschauer: 1200
Spieldauer: 95 min

'The Animals' sind:
Eric Burdon: Gesang
Paula O`Rourke: Bassgitarre
Eric Mc Fadden: Gitarre
Red Young: Tasteninstrumente
Wally Ingram: Schlagzeug

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23.03.2006, Michael Mittermeier im Konzerthaus Freiburg
Muskelkater am "Day after"
Die Lachmuskeln waren zweieinhalb Stunden unter Daueranspannung

Es war mal wieder der Gang in das undemokratischste Haus der Stadt: das Konzerthaus Freiburg, das bekanntlich bei einem Bürgerentscheid von der Mehrheit der Abstimmenden abgelehnt wurde. Aber das nur fürs Protokoll. Es springen einige tendenziell overdressed, nach Douglas stinkende Menschen rum. Vielleicht waren wir auch nur underdressed? Wer weiss, auf jeden Fall ist es immer wieder ein Erlebnis, hinter der Fotografin mit Pumuckel-Frisur durch die Menge zu schlendern und die blöden Blicke der umherstehenden anzuschauen.

'Paranoid' das immer noch aktuelle Programm von Michael Mittermeier
'Paranoid' das immer noch aktuelle Programm von Michael Mittermeier

Den Abend im Konzerthaus eröffnet Mittermeier topaktuell, er hat sich offensichtlich das Fußballspiel noch auf Video angesehen, denn während die DFB-Auswahl gegen die USA am Vorabend 4:1 gewonnen hatte, stand Mittermeier bereits schon einmal vor ausverkauftem Haus in Freiburg auf der Bühne.
"Jetzt grinst er wieder, der schwäbische Milchtrinker" legt er los und bedient damit alle Aversionen die man als Durschnittsbadenzer gegen die Schwaben so hegt. Der sei wie "Hansi Hinterseher ohne Musik" - er mag Jürgen Klinsmann offensichtlich nicht. Und er steht dabei auf der Bühne und legt eine Performance hin, dass man einfach vom ersten Moment an lachen muss.
Michael Mittermeier, einer der derzeit zurecht angesagtesten Comedians auf deutschsprachigen Bühnen. Und beinahe jeder bekommt sein Fett dabei weg. "Ich will ja jetzt nicht auf der Merkel rumreiten - aber wer will das schon?" aber eigentlich müsste sie Bundestrainerin sein. Mittermeiers einfaches Rezept: Wer kein Tor schießt muss Merkel küssen - 30:0 gegen Brasilien - ein bedenkenswerter Ansatz.
Ok, wenn man das Album "Paranoid" kennt, kennt man auch die Hälfte der Gags schon, aber das macht sie nicht unbedingt schlechter. Es ist schlicht ein Erlebnis, Mittermeier live auf der Bühne zu sehen. Und natürlich schön, wie er auch mit dem Publikum spielt und er diesen Regionalbezug hinbekommt: "ich find, dass der öttinger so furchtbar schwäbelt". Wohl Grund genug für jeden Badener, am Sonntag nicht CDU zu wählen.
Aber auch in der großen weiten Welt kam Mittermeier in den letzten Jahren herum: bei seinem USA-Aufenthalt wurde er von einer Amerikanerin gefragt, warum wir in Europa denn so viele Sprachen hätten. Nun, was soll man auf so eine absurde Frage antworten? Mittermeier trifft den Nagel auf den Kopf: "Weil wir den Krieg verloren haben." Er wurde ob dieses Umstandes von der Amerikanerin bedauert...
Und natürlich die immer aktuelle Geschlechterfrage, die sehr viel Raum in Mittermeiers Programm einnimmt. Ob eine Frau wohl für ein paar Schuhe mit einem Mann ins Bett gehen würde? Entrüstet wird die Frage verneint, "Nein, nein, niemals, so was kommt überhaupt nicht in Frage." Kleinlaut wird hinterhergeschoben: "Was für Schuhe?" - "Früher bekam man von neuen Schuhen Blasen - heute ist das umgekehrt."

Michael Mittermeier: nach getaner Arbeit fährt er den wohlverdienten, rauschenden Applaus ein
Michael Mittermeier: nach getaner Arbeit fährt er den wohlverdienten, rauschenden Applaus ein

Eine apokylyptische Geschichte zum jüngsten Tag rundet das Programm ab. Ob sich der selbstmordattentatige Muslim tatsächlich mit 72 Jungfrauen im Paradies begnügen muss? "Wir Katholiken wissen wenigstens: 'vom Staub kommst Du, zum Staub kehrst Du zurück'" - "ob da wohl ein großer Vorwerk-Vertreter zum jüngsten Gericht kommt?"
Als Zugabe wird spontan auf Publikumsfragen eingegangen, wobei am bemerkenswertesten die Antwort auf die Frage nach dem kommenden Fußball-Weltmeister ist: die Schweiz. Beim Finale gegen Brasilien "Speed gegen Langsamkeit" gibt es ein Raum-Zeit-Kontinuum, dass den Schweizern den Sieg beschert. So sei es!
jh

Zuschauer: ausverkauft
Spieldauer: 140 min
Zu-Spät-Faktor: (8)

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12.03.2006:
Einfach: Weltklasse
'Lyambiko' im Freiburger Jazzhaus

Nachdem der SC wunderbar drei Punkte am Nachmittag eingefahren hatte und damit quasi einen Aufstiegsplatz eroberte ging es des Abends ins Jazzhaus. "Lyambiko" stand auf dem Programm, angekündigt als "Vocal Jazz" - was immer man sich darunter auch vorzustellen hatte. Das Publikum war bunt gemischt, alle Altersgruppen von 18 bis 80 waren vertreten und für jeden gab es einen Sitzplatz.
Wir bekamen nur noch einen Platz in der letzten Reihe, auf einer quietschenden Bierbank, anderen, die früher da waren, war es vergönnt einen Stuhl mit Lehne zu ergattern - ein Umstand der in Anbetracht der Länge des Konzertes sicherlich noch zu einem Zusatzgenuss geführt hätte. Aber wir wollen ja mal nicht mäkeln, schließlich sind wir ob der verdienten drei Punkte und der liebenswerten Begleitung unheimlich gut drauf. Noch schnell einen Wodka-Bull und einen Weißwein geordert und Platz genommen. Kurz darauf betraten auch die Musiker die Bühne, nur von der Sängerin war nichts zu sehen, nur seltsame Worte, die es nicht gibt, waren zu hören. "Laute" sind das, werde ich aufgeklärt und gebe das unter Eingehstehung einer Wortfindungsstörung gerne an die geneigte LeserInnenschaft weiter. Laute ins Mikrofon hauchend betrat nun also auch Lyambiko die Bühne.
Nun bin ich ja nicht gerade der Jazz-Kenner, aber was hier der kanadische Bassist Robin Draganic, der US-Amerikaner Marque Lowenthal und der Wahlberliner Torsten Zwingenberger gemeinsam mit der gebürtigen Thüringerin Lyambiko darbieten, ist schon Musik aus der Abteilung "Weltklasse". Keine großartige Show, aber sauber durcharrangierte Stücke, perfekt dargeboten. Die Musiker beherrschen ihre jeweiligen Instrumente und Lyambiko ihre Stimme, die einen Vergleich mit Größen des Jazz wie Ella Fitzgerald oder Billie Holiday wahrlich nicht scheuen müssen. Noch wird sie als Geheimtipp gehandelt, lange dürfte es nicht mehr gehen und sie ist eine ganz große in den Jazzclubs der Welt.

Weltklassemusiker bei der Arbeit - ohne unnötige Show
Weltklassemusiker bei der Arbeit - ohne unnötige Show

Zwischenzeitlich machte man sich Gedanken, ob nicht statt des Wodkas ein Rotwein angebrachter gewesen wäre, aber dafür ist es schon zu spät und wenn man unbedingt was zum kritisieren suchte, wäre wohl die Menge des Eises im Wodka das Objekt der Kritik. Vielleicht hätte ich auch einfach nur schneller trinken sollen. Und natürlich das Publikum: manchmal sollte man sich den Szenenapplaus nach einem Solo einfach schenken um nicht die geradezu genialen Wendungen in den Stücken zu verpassen.
Das letzte Lied vor der Pause ist ein Klassiker der das Publikum beschwingt in die Pause entlässt. Und genau so geht es danach weiter, flott, wie die erste Hälfte geendet hatte. Die ersten Stücke der zweiten Halbzeit werden etwas lieblos heruntergespult, aber bei 200 Konzerten im Jahr kann man wohl auch nicht immer erwarten 100% zu geben, und es ist ja auch nur eine "gefühlte Lieblosigkeit", an der Qualität gibt es bis zum letzten Ton nichts, aber auch gar nichts, auszusetzen.
Nach satten zweieinhalb Stunden (netto) ist der Genuss vorbei, es war bereits das vierte Konzert von Lyambiko im Jazzhaus, das fünfte sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen!
jh

Zuschauer: ?
Spieldauer: 150 min
Zu-Spät-Faktor: (7)

Lyambiko sind:
Lyambiko (D), Gesang
Marque Lowenthal (USA), piano
Robin Draganic (Kanada), bass
Torsten Zwingenberger (D), Schlagzeug

Heimatseite von Lyambiko
Jazzhaus Freiburg



09.03.2006:
Bei Polt geht das Bier aus
Gerhard Polt in der Stadthalle Lahr

Zutrauen kann man dem verschmitzten Bajuwaren aus Schliersee so einiges. Aber dass seine einstündige Verspätung am gestrigen Abend vor seinem Auftritt in der Lahrer Stadthalle inszeniert gewesen ist, wäre dann doch etwas weit hergeholt. Es sei denn man hat den Wahl-Sizilianer tatsächlich am Bierumsatz beteiligt.
Realistischer klingt, dass Gerhard Polt aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse das Publikum indirekt dazu brachte, bereits vor seinem Auftritt das vorgesehene Bier-Kontingent aufzubrauchen. Das hatte den Vorteil, dass die Lahrer Bürgerinnen und Bürger zu Anfangs des Programms wenigstens schon ein bisschen in Fahrt gekommen waren, um dem schonungslosen schwarzen Humor über "Neger", Thailänder, Vietnamesen und sonstige "Nachbarn" und Mitmenschen folgen zu können.
Dies taten sie ausdauernd und oft, auch wenn sie zumeist nur die Syntax des Witzes erahnten. Doch der geübte Theatergänger weiß routiniert die dezent angesetzten Lachpausen zu nutzen. Dass er dadurch oft genug über sich selbst lacht ohne es zu merken, lässt nicht unbedingt auf einen hohen Intelligenzquotienten schließen.
Gerhard Polts Rezept ist einfach und dennoch einzigartig. Er karikiert das scheinbar unfassbare Gebaren, welches er sich in harter Arbeit am Stammtisch abschaut und gibt dies beinahe eins zu eins wieder. Er persifliert scharf die bedrohlichen Abgründe im Durchschnittsbürger und hält seinem Publikum einen Spiegel vor Augen. Er macht aus den alltäglichen reaktionären Ausuferungen bissigböse Kabarettstückchen.
Der vielfach ausgezeichnete unbequeme Sprachwissenschaftler gilt als Experte bajuwarischer Lebens- und Wesensart, als politischer Querdenker und als Zeigefingerschwingender Moralist. Er verkörpert den Spießbürger, entlarvt die Abgründe seiner Seele und er erhebt durch die Allgemeingültigkeit der Darstellung seine Beobachtung zur Kunstform.
Es gibt keinen zweiten deutschen Kabarettisten, dem es dermaßen überzeugend gelingt, eine dem realen Leben abgeguckte Bühnenfigur zur Demaskierung einzusetzen. Die Mischung aus ungenierter Direktheit und urigen Kraftausdrücken ist es, die Polt verkörpert. "Polt ist ein Ereignis", soll Loriot über Gerhard Polt einmal gesagt haben. Sein Publikum muss sich selbst die oftmals verquere Logik der Politik erarbeiten, wenn er seine Verbalangriffe auf alles und jeden loslässt. Er streut nur die Krümel, aufpicken muss man diese selbst.
Zugegeben, keine einfache Aufgabe, die dem Zuschauer, welcher vermutlich leichter verdauliche Kost aus dem uninnovativen deutschen Comedian-Einheitsbrei gewohnt ist, in der Lahrer Stadthalle auferlegt wurde, aber sicherlich lösbar, wenn man dazu in der Lage ist zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu unterscheiden. So manchen schien das jedoch auch an diesem Abend mal wieder maßlos zu überfordern, was mir und Dr. Sartori des öfteren den ein oder anderen Zusatzbrüller entlockte.
Bezeichnend für das Publikum, dass dieses schon während der Zugabe teilweise den Saal verließ. Wo ist hierbei der Respekt vor einem der wertvollsten Künstler des von ihnen so verehrten Landes geblieben? Bleibt zu vermuten, dass Respekt keine deutsche, insbesondere keine Lahrer Tugend zu sein scheint.
Knack - der Autor ist Chefredakteur des Punk-Rock-Fanzines 'Pankerknacker'

Zuschauer: 350
Spieldauer: ca. 120 min

Heimatseite von Gerhard Polt
www.pankerknacker.com



08.01.2006:
Kurzweiliges Kabarett im vollen Nellie Nashorn
Die Zusatzvorstellung der Zusatzvorstellung

Pünktlich um 20.30 betraten die beiden Kabarettisten Volkmar Staub, im Folgenden Staub und Florian Schröder, im Folgenden Schröder; die kleine Bühne des Nellie Nashorn um ihre, aber nun wirklich letzte Zusatzvorstellung in Lörrach zu geben. Als Requisiten genügten zwei Tische und zwei Stühle; sinnigerweise links und rechts am Bühnenrand und zwei akustische Gitarren im Hintergrund.
Charismatische Bühnenpräsenz: Françoise CactusDie eine der beiden Klampfen kam gleich zum Einsatz. Staub begleitete die erste Nummer. Zur Melodie von "Knocking on Heavens Door" erinnerten die beiden musikalisch an 2005 verstorbene Persönlichkeiten aus Show und Politik.
Das Duo, das unterschiedlicher nicht sein könnte und wohl gerade deswegen so gut zusammen passt bot fast zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung. Mit wenigen Ausnahmen agierte Staub als nachdenklicher ruhiger Stichwortgeber für Schröder, der sein parodistisches Talent mehr als einmal unter Beweis stellte.
Mal augenzwinkernd nachdenklich, mal laut und polternd, mal mit schrägem Wortwitz, manchmal auch nahe an der Grenze zur Gehässigkeit; beleuchteten sie Personen und Ereignisse des letzten Jahres.
So bekam fast die gesamte erste Reihe der deutschen Politikerriege ihr Fett weg aber auch George Trouble U wurde natürlich nicht geschont. So gab ein völlig weltfremder Horst Köhler (Köhler, die Steigerung von Kohl) U. Wickert ein Interview, beide stimmlich hervorragend imitiert von Schröder. Staub erklärte warum Stoiber gerne einen Job im Vatikan hätte, um nämlich eine Frau als Chef auszuschließen und warum Schäuble für die Verwendung von unter Folter erzwungenen Aussagen sei. "Isch so ä Kerle schomol gfoltert, kam a jo aus s`Bescht druss machä".
Die Freiburger Studenten die nicht mal mehr richtig protestieren können wurden ebenso durch den Kakao gezogen wie die Werbekampagne "Du bist Deutschland". Nach drei, zum Thema Fußball, vorgetragenen Gedichten von Staub ging es dann um 21.40 Uhr in die Pause.
Nach 20 Minuten Pause hatte sich das Bühnenbild geändert. Anstatt der akustischen Gitarren waren nun eine Ukulele und eine originale Gibson Flying V Stromgitarre zu sehen. Begleitet von großem Gelächter der Zuschauer kam Staub aus dem Hintergrund zum Bühnenrand gekrochen. Eine Feder im Haar und mit nacktem Oberkörper las er seinen "Roten Brüdern" die Leviten.
Dann sinnierten sie wieder zusammen ob denn Schwarz-Gelb eine politische Option sein könnte. Ginge schon; die Windräder würden halt mit Atomstrom betrieben und die Kröten nur noch bis zur Mitte der Strasse getragen, für die andere Hälfte müssten sie sich privat versichern.
Danach kam aus meiner Sicht der Höhepunkt. Schröder imitierte Merkel die er mimisch so überspitzt darstellte, dass man sie auch ohne Stimme sofort erkannt hätte. Auf der Ukulele begleitete Staub den Song "Gewonnen um zu Bleiben" in dem der begnadete Stimmenimitator Schröder noch mal sein breites Spektrum zeigen konnte.

Schröder - Oder: Welche Stimme hätten sie denn gern?
Schröder - Oder: Welche Stimme hätten sie denn gern?

Staub trug ein Gedicht zum Katholischen Jugendtag vor, mit welchem er im Publikum für geteilte Reaktionen sorgte, stellte er die Veranstaltung in Köln doch als "Rudelbums" dar. Dann ein kurzer Sketch in dem Staub als in die eigene Sprache verliebter durchgeistigter Interviewer Schröder zum Thema Produkt Placement befragte und dieser ein Horrorszenario entwickelte, wo das noch alles Enden könnte.
Im Anschluss demonstrierte Staub wie schwer es sein kann, sich eine Gitarre umzuhängen, auch wenn man einst der Gitarrenlehrer von Eric Clapton war. Als er es geschafft hatte gaben sie den "Visa Song" zum Besten.
Um 22.45 war das Programm zu Ende und die Beiden improvisierten noch eine kurze Zugabe. Dass sie während der Vorstellung auch mitbekommen was im Publikum so vor sich geht, bewiesen sie, als sie ein verliebtes Pärchen in der Dritten Reihe veräppelten, das während der ganzen Show keine Minute die Finger voneinander lassen konnte.
Die beiden Vollblutkabarettisten erhielten verdienten und starken Schlussapplaus für ein wirklich kurzweiliges und abwechslungsreiches Programm. Ich denke dass die meisten der Anwesenden sich schon auf den Jahresrückblick 2006 freuen werden.
The Bishop

Zuschauer: 110
Spieldauer: 115 min

Nellie Nashorn
Heimatseite von Florian Schroeder



 
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