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  Archiv · Nr. 4 · 1. Jhg. · 24. Juni 1998

Archiv / Ausgabe 4 / Dies und Das


Das Zeitreisen

Nehmen wir jetzt einmal an, daß es möglich ist, vom Morgen in’s Heute zu reisen. Das würde bedeuten, daß heute und morgen parallel existieren, gleichzeitig Realität sind. Wenn das Morgen heute schon existiere wäre es nur logisch, daß auch der 20. Oktober 2098 schon Realität ist. Und das Jahr 3098.
Wenn wir weiter annehmen, daß im Jahre 2098 eine Möglichkeit entdeckt würde, Menschen oder Dinge per Wurmloch, per Zeitnichtlinearitäten oder per weiß Gott was in der Zeit umherwandern zu lassen, stellt sich uns die große Frage: Warum hat uns (im Heute) noch niemand aus dem Jahre 2098 oder 3098 besucht? Der Einwand, daß die Zeitreisenden sich vielleicht nicht outen, wenn sie in unserem Heute sind, kann man leicht entkräften: Angeber gibt es überall.
Schließlich bleiben noch wenige Theorien: Vielleicht wird die Menschheit das Zeitreisen nicht mehr erleben, wogegen die überlegung spricht, daß die Menschheit das Zeitreisen, wenn es dies denn gibt, gar nicht aktiv erleben muß; ein anderes intelligentes Lebewesen aus dem Jahre 19998 hat meineswissens das Heute der letzten Jahre nicht besucht. Vielleicht haben andere Kulturen das Zeitreisen auch schon erfunden, sehen dies aber nicht als interessant an oder es funktionieren deren Zeitreisen nur zeitlich und nicht räumlich (womit diese Tatsachen für die Menschheit unerheblich sind).

Mensa

Oder das Zeitreisen ist für dieses Universum nicht vorgesehen.
Doch welche Risiken und Chancen öffnet uns dieses Wissen?
Wir werden nie die Möglichkeit bekommen Jesus vor dem Kreuz zu retten (wenn dies unser Ziel wäre), Kafka nach dem Ende vom ‚Schloß‘ zu fragen, Hitler in’s Gesicht zu spucken. Wir brauchen keine Angst vor Terminator zu haben, dürfen nicht im ‚Restaurant am Ende des Universums‘ ein Bier trinken, können nicht in die Vergangenheit oder die Zukunft flüchten.
Aber wir können getrost auf den sicheren Tod warten, Frey in’s Gesicht spucken und versuchen zu verhindern, daß irgendjemand an’s Kreuz genagelt wird.
ts


LeserInnenbrief zum Thema in der Ausgabe 5


 
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