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Archiv / Ausgabe 1 / Seite 1
Einweihung des neuen Cherisy-Wohnheims
von Trotha "wie Flasche leer"?
Am vergangenen Freitag weihte der Landesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst das neue Studierendenwohnheim
auf dem Gelände der ehemaligen „Cherisy-Kaserne" ein. Begleitet wurde die offizielle übergabe an das Studentenwerk
von heftigen Protesten durch FH-Studierende.
Das Land Baden-Württemberg hat 1997 auf einer Teilfäche der früheren Kaserne ein neues studentisches Wohnheim errichten
lassen. Im Beisein von von Trotha (CDU), wurden am Freitag die bereits bezogenen Wohnungen dem Studentenwerk Konstanz
offiziell übergeben. Damit stieg die Zahl der Wohnheimplätze um 216 auf 2.157; die Versorgungsquote in Konstanz beträgt
somit 20,5%. Dies liegt weit über dem Bundes- und Landesdurchschnitt und wird von studentischer Seite sehr begrüßt.
Nach Darstellung der Studierenden ist aber von Trotha den Studentenwerken mitnichten wohlgesonnen. Wenn es nach dem
Willen des Ministers
geht, dann soll zum 1. Januar 1999 ein neues Studentenwerksgesetz eingeführt werden. Unter dem Motto: „Verbesserung der
sozialen Lage durch mehr Wirtschaftlichkeit", wurden neue gesetzliche Regelungen erarbeitet. Dieser Gesetzesentwurf stößt
bei den Studierenden allerdings auf völliges Unverständnis.
So würden durch die Einführung eines vom Landeshaushalt abhängigen Förderbetrages, der jederzeit vom Ministerium gekürzt
werden könne, den Studentenwerken eine unzumutbare Planungsunsicherheit aufgebürdet. Dies würde bedeuten, daß die
studentische Mitfinanzierung erheblich erhöht wird. Steigende Preise bei den Sozialbeiträgen, beim Mensaessen und
bei den Mieten seien die logischen Folgen.
Außerdem soll die Anstalt des öffentlichen Rechts Studentenwerk durch die Einführung der Konkursfähigkeit faktisch
privatisiert werden.
„Die Studentenwerke richten sich im Gegensatz zu anderen stattlichen Einrichtungen, bereits heute nach kaufmännischen
Grundsätzen. Die änderung des Studentenwerksgesetzes ist daher nur ein weiterer Versuch, das Land aus seiner sozialen
Verpflichtung zu entlassen" erläutert Björn Eggers vom AStA der Fachhochschule Konstanz (FH).
Andreas Trost, ebenfalls vom AStA der FH, meinte dazu: „Ich möchte, daß die soziale Funktion des Studentenwerks beibehalten
wird, damit auch sozial Schwachen ein Studium ermöglicht wird. über eine änderung des Studentenwerksgesetzes kann nur im
Gesamtpaket mit einer Reform der Studienfinanzierung diskutiert werden. Da dies nicht der Fall ist, lehnen wir den neuen
Gesetzesentwurf ab".
Die Studierenden der FH nutzten den festlichen Anlaß der Wohnheimübergabe, um ihren Unmut über die geplante Gesetzesänderung
zu bekunden. Dabei kam es nicht zu Zusammenstößen mit der Polizei. Offensichtlich waren einige Fußballbegeisterte unter
ihnen, diese trugen ein Plakat mit dem Text: "von Trotha wie Flasche leer". Giovanni Trappatoni hätte es nicht besser
sagen können.
° Kommentar: Geschmacklos
° Stichwort: Das Studentenwerk
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